Hoeness in Rage

  • Ein Artikel aus der BamS mit Daum's Sicht dazu:



    Christoph Daum: Wie ich es sehe
    Durch die High-Tech-Stadien hat die Liga einen Teil ihrer Seele verloren


    Der Auftritt von Uli Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung in München hat für sehr viel Wirbel gesorgt.


    Seit seinem Wutausbruch über die Kritik von einzelnen Anhängern an der mangelnden Stimmung bei den Bayern-Heimspielen wird in ganz Deutschland über die Fan-Kultur in den modernen Arenen diskutiert.


    Ganz offen: Auch für mich hat die Bundesliga durch die High-Tech-Stadien einen Teil ihrer Seele verloren.


    Der Duft von Bratwurst und Schweiß, der peitschende Regen – all dies gehörte für mich früher untrennbar zum Fußball. Aber auch abseits von Sozialromantik haben die neuen Arenen Nachteile:


    Der Rasen ist durch den mangelnden Lichteinfall so empfindlich, dass Vorspiele kaum noch möglich sind.


    Früher war es gerade für Jugendliche ein riesiger Ansporn einmal vor Tausenden von Zuschauern spielen zu dürfen. Zudem sind die fast ständig ausverkauften Stadien in München, Gelsenkirchen oder Hamburg echte Touristen-Magnete.


    Das Spiel wird für manche zur Nebensache, im Mittelpunkt steht das Event.


    Bitter für viele echte Fans, die ohne Dauerkarte kaum noch Chancen auf Tickets haben.


    Dennoch müssen wir natürlich sehr froh sein, dass Deutschland auch dank der WM diese Stadien hat. Durch sie haben wir neue Zuschauerkreise und damit auch neue Einnahmequellen erschlossen. Der Fußball ist in den obersten Gesellschaftsschichten angekommen.


    Es wäre indes ein schlimmer Fehler, wenn wir jetzt arm gegen reich ausspielen. Unser Fußball braucht den Kutten-Träger in der Südkurve genauso wie den Edel-Fan in der Loge.


    Und es ist kein gutes Zeichen, dass Fans auf den Stehplatzrängen wütend pfeifen, wenn die La-Ola-Welle auf der VIP-Tribüne stoppt.


    Ich würde mir wünschen, dass auch die Anhänger in den Logen mehr aus sich herausgehen. Oft habe ich das Gefühl, dass sie auch gern lautstark mitfeiern würden – wenn sie nicht die Bedenken hätten, mit emotionalen Ausbrüchen gegen die Etikette der vornehmen Zurückhaltung im VIP-Bereich zu verstoßen.


    Das dämpft die Stimmung in diesem Stadionbereich, obwohl viele an reichhaltigen Büfetts gar kein Interesse haben.


    Stattdessen wäre ihnen die schlichte Bratwurst eigentlich viel lieber. So wie dem früheren Bayer-Vorstand Dr. Manfred Schneider, der – zum Schrecken seiner Sicherheitsleute – in Leverkusen lieber im Fanblock statt in seiner Loge mitfieberte.


    In der Türkei ist das ganz anders: Da jubelt (und schimpft) der Manager im VIP-Bereich genauso wie der Anhänger mit Kutte und Schal. Diesen Enthusiasmus sollten wir in die Bundesliga importieren.


    [URL=http://www.bild.t-online.de/BTO/sport/bundesliga/2007/11/18/daum-kolumne/stadien-seele,geo=2990214.html]http://www.bild.de[/URL]

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • Angst vor italienischen Verhältnissen


    München - Uli Hoeneß will sich mit den "vielen und unglaublich tollen Fans" des FC Bayern München versöhnen.


    Durch seine Wutrede bei der Jahreshauptversammlung sei "der Eindruck entstanden, dass ich unsere Fans angreifen wollte, was natürlich Unsinn ist", sagte der Manager am Montagabend im "Blickpunkt Sport" des "Bayerischen Rundfunks".


    Doch von den Aussagen rückt er keineswegs ab. Er habe die Gruppierungen Schickeria und Club 12 gemeint, stellte Hoeneß klar und legte nach: "Das sind zwischen 300 und 500 Leute, die wollen die Macht über die Südkurve. Da wird Fanklubs, die nicht so mitmachen, wie diese zwei Gruppierungen es wollen, schon auch mal gerne Gewalt angedroht."


    "Ultras für viele ein Vorbild"


    "Der Traum von einigen in diesen Gruppierungen ist, Verhältnisse zu haben wie in Italien", glaubt der 55-Jährige. "Die Ultras dort sind für viele ein Vorbild."


    Er behauptet, dass die beiden Gruppierungen, dafür mitverantwortlich seien, dass jüngst bei einem Übergriff auf einen Fanklub des 1.FC Nürnberg in Würzburg die Frau des Busfahrers ihr linkes Augenlicht verloren hat. Zudem hätten sie kürzlich eine Tankstelle in Duisburg auseinandergenommen.


    Organisiert und vernetzt


    "Wir dürfen diese Vorfälle nicht bagatellisieren", warnt der Manager. "Denn die Vorfälle in Italien sind mir nicht weit genug entfernt. Das sind Leute, die sehr gut organisiert und miteinander vernetzt sind."


    "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir bald solche Verhältnisse wie in Italien auch hier haben", fügte er an.


    Stimmung und Geld


    Hoeneß betonte nochmals, der Verein habe die 340 Millionen Euro teure Allianz Arena für die Fans gebaut und warb für Respekt der Fangruppen untereinander: "Wenn wir auch in Zukunft mit den großen dieser Welt mithalten wollen, dann müssen beide Gruppen mithelfen: Die einen mit der Stimmung und die anderen mit dem Geld."


    Seine Bemerkung, der TSV 1860 München wäre "mehr oder weniger pleite", sei "ein Fauxpas" gewesen.


    "Populistisches Geseiere"


    Die Replik vom Löwen-Präsident Albrecht von Linde - "Ich lade Sie gern zu einem unserer Spiele ein, wenn sie einmal richtige Fußballatmosphäre erleben und nicht nur das Anstoßen von Schampusgläsern hören wollen." - hat ihm nicht geschmeckt - konterte er abermals.


    "Mit so einem populistischen Geseiere kann ich nichts anfangen", befand Hoeneß. "Er hat versucht, wiedergewählt zu werden. Das hat funktioniert."
    "Mich haben viele angerufen und sich für diese Rede entschuldigt, weil sie genau wissen, ohne den FC Bayern hätte der Herr von Linde diese Rede gar nicht mehr halten können", erklärte er.


    Keine Gespräche mit Benitez


    Die Gerüchte, die Bayern verhandelten bereits mit Rafael Benitez als Nachfolger von Trainer Ottmar Hitzfeld, wischte Hoeneß vom Tisch.
    "Wir haben nicht bei Liverpool angefragt, auch nicht bei Herrn Benitez. Ich Ottmar Hitzfeld in die Hand versprochen, dass wir in der Winterpause zuerst mit ihm reden."


    Lob für Podolski


    Auch Lukas Podolski stärkte er nach dessen Gala in der Nationalelf gegen Zypern den Rücken: "Er hat ein phantastisches Spiel gemacht mit einem Tor und drei Vorlagen. Das Problem ist, beim FC Bayern spielt auf dieser Position ein Franck Ribery."


    Der 22-Jährige habe "trotz der sehr großen Herausforderung bei uns nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Er hat sich reingehängt, und wenn er so weitermacht, wird er sich irgendeine Position in der Mannschaft erkämpfen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er spielt."


    Aufgrund der vielen Alternativen wie Podolski könne der FCB die Ausfälle von Bastian Schweinsteiger und Marcell Jansen kompensieren.


    http://www.sport1.de/de/sport/artikel_1948667.html

  • Uli Hoeneß warnt vor italienischen Verhältnissen im deutschen Fußball. Aber er steckt nicht nur ein paar hundert Fans, sondern Tausende in die Gewalttäter-Schublade.


    Von Markus Schäflein

    Diesmal ist Uli Hoeneß anders aufgetreten. Eine Woche nach seiner emotionalen Rede gegen die Fans erklärte der Manager des FC Bayern seinen Ausbruch jetzt sachlich und ruhig - und machte damit alles noch schlimmer. Er habe nur die Schickeria und den Club Nr. 12 (C12) gemeint, sagte Hoeneß im Fernsehen, dabei handele es sich um "Organisationen im Untergrund". Es sei "der Traum von einigen in diesen Gruppierungen, Verhältnisse zu haben wie in Italien".


    Hoeneß’ Sorge um Tendenzen zur Gewalt ist glaubwürdig. Der Manager zeigte schon in den achziger Jahren Verantwortungsgefühl für dieses Thema - als der DFB noch meinte, Hooligans seien allein ein Problem der Gesellschaft, nicht des Fußballs. Und alles klang so einfach: Zwei böse Gruppen mit 300 bis 500 Hooligans, die schwarzen Schafe der Bayern- Familie, der Rest brave Anhänger, denen der Verein stets wohlgesonnen ist.

    Nur ist der C12 das falsche Ziel solcher Warnungen. Er ist eine Dachorganisation zahlreicher Fanklubs. Dort sind die Vorsitzenden oder andere Vertreter von offiziell registrierten Fanklubs Mitglieder. Hoeneß steckte also nicht nur ein paar hundert Fans, sondern Tausende in die Gewalttäter-Schublade. Die Reaktionen im Internet-Forum des FCB fielen erwartungsgemäß aus. Viele wollen nun dem C12 beitreten, fordern Zusammenhalt, von einem Stimmungsboykott ist die Rede. Der Ordner zur Jahreshauptversammlung enthielt 1618 Beiträge. Der Tenor: erschütternd, wie wenig Ahnung Hoeneß von der Fanszene hat!


    Aber trifft diese Einschätzung wirklich den Kern? Mehrmals hat sich der Manager mittlerweile in Gesprächsrunden über den C12 informiert. Und es ist nicht das erste Mal, dass er diese Dachorganisation in Misskredit bringt, indem er sie in Zusammenhang stellt mit schlimmen Tendenzen zur Gewalt im Umfeld des Fußballs. Bezeichnenderweise verlor Hoeneß die Kontrolle über seine Worte vor einer Woche nicht beim Thema Gewalt, sondern bei der Kritik am Kommerz und der Organisation in der Arena. Anstoßzeiten, Sitzplätze, Trikots in Sponsorfarben - der C12 hat schon vieles bekämpft, das dem FC Bayern Geld bringt. Erneut erhält der Verdacht Nahrung, dass der Verein eine externe, kritische Dachorganisation von Fans nicht wünscht und denkt: Die einzige legitime Dachorganisation der Bayernfans ist - der FC Bayern.


    SZ

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann

  • Zitat

    von einem Stimmungsboykott ist die Rede


    Der läuft doch schon ne ganze Weile... :D


    Ansonsten ist das schon starker Tobak, was der Hoeneß da ablässt. Aber er ist nun mal der einzige Manager in Deutschland, der sich sowas leisten kann. Bleiben die angegriffenen Fans irgendwann dem Stadion fern, kommen halt andere nach und nehmen deren Plätze ein.

  • Ich weiß nicht, irgendwie scheint mir der Ansatz mit den lukrativen Logen momentan sehr in Mode zu sein. Wenn sich dieser Glaube nun immer mehr auch in den Köpfen der gewöhnlichen (Stehplatz-)Fans verfestigt, wird dies zum Alibi für sämtliche Entscheidungsträger im professionellen (kommerziellen) Fußball, um gewisse Diskussion kategorisch im Keim zu ersticken.


    Ich habe da ehrlich gesagt meine Zweifel, ob 100, 200, 300 (?) VIPs tatsächlich die Konsum-/Kauf-/Finanzkraft von 5.000, 6.000, 10.000 (?) gewöhnlichen Fußballs-Fans kompensieren oder gar überbieten können.


    Logen werden für großes Geld vermietet und stellen daher eine beträchtliche Einnahmequelle dar. Außerdem werden hier wohl auch Geschäfte gemacht, die für den Verein durchaus signifikant sein können. Allerdings: Der Bau von Logen ist mit Sicherheit kostenintensiver als der von einfachen Zuschauerrängen! Außerdem müssen Logen in einem anderen Maße betrieben, gereinigt oder auch bewirtet werden, was ebenfalls einen höheren Kostenfaktor nach sich zieht. Wie lange müssen Logen "in Betrieb" sein, damit sich die Kosten amortisieren? Und v. a.: Wie langfrisitig ist die Bindung von VIPs an einen Verein?


    Dem gegenüber stehen Fans, die zu großen Teilen (im Rahmen ihrer körperlichen Verfassung) bis zu lebenslang einem Verein treu sind. Fans konsumieren (wie VIPs) auch außerhalb des Spielbetriebs (Stichworte Merchandising, Clubmitgliedschaften, Pay-TV [=> Einfluss auf Vermarktungswerte]). Es ist also die breite Masse, die hier auftritt. Ich kenne jetzt leider keine Kennzahlen, aber alleine bei der Vorstellung dieser Aspekte kann ich mir einen finanziellen Vorteil durch Logen nur bedingt vorstellen.


    Hinzu kommt jedoch meiner Meinung nach noch ein Wert, der sich wohl - wenn überhaupt - nur sehr schwer berechnen lässt: Der HEIMVORTEIL! Der durch Fans, die Stimmung machen, geschaffen wird. Der für eine außergewöhnliche, unverkennbare Atmosphäre sorgt, die auch VIPs anlockt. Der - so sagt man ja in Führungsetagen - durchaus fünf, sechs Punkte in der Saison ausmachen kann. Punkte, die das Zünglein an der Waage sein und damit über Abstieg, Europapokal oder auch Meisterschaft entscheiden können - und somit ebenfalls Geld bringen!!!


    Der einzig wirklich offenkundige Unterschied zwischen Logen- und Stehplatzkarten-Inhaber besteht für mich darin, dass VIPs kein Gewaltpotenzial darstellen und eigentlich keine öffentlichen Kritikträger sind!

    Unser Bier:Pils - Unser Nachbar:Pfälzer - Unser Verein:SVB
    BAYER 04-FANS SÜDWEST-DEUTSCHLAND


    Fcl. BAYER-POWER RHEIN-NAHE 2000

  • das ist ein irrtum. in logen sitzen nicht zwingend VIPs. logen werden von firmen gemietet und wenn die chefs nicht mit irgendwelchen kunden oder geschäftspartnern hingehen, stehen die logen i.d.r. dem fußvolk ebendieser firmen für diese meist unentgeltlich zur verfügung.

  • Zitat

    Original von lev-tiger
    das ist ein irrtum. in logen sitzen nicht zwingend VIPs. logen werden von firmen gemietet und wenn die chefs nicht mit irgendwelchen kunden oder geschäftspartnern hingehen, stehen die logen i.d.r. dem fußvolk ebendieser firmen für diese meist unentgeltlich zur verfügung.


    Nein, natürlich sitzen in Logen nicht zwingend VIPs (was meinen Denkansatz sogar noch mehr bekräftigt), dennoch sind die Logen teuer bezahlt (unabhängig davon, wer darin sitzt).


    :LEV19

    Unser Bier:Pils - Unser Nachbar:Pfälzer - Unser Verein:SVB
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    Fcl. BAYER-POWER RHEIN-NAHE 2000

  • Ich sehe es genau so wie Daum.


    Das Feeling von früher ist verloren gegangen.


    Schaut mal das alte Stadion von Schalke, Manchester oder Liverpool, das ist doch ne ganz andere Stimmung als in den modernen Arenen.


    Fussbal muss Fussball bleiben.

  • A propos: Die Wortmeldungen der zwei Redner, die den Wurstulli erst in Rage brachten, waren mal auf der Tube , wurden jedoch später als privat markiert.


    Die fand ich geil, :LEV14


    Weiß jemand ob es die noch irgendwo zugänglich gibt ?

  • Zitat

    biffe | November 20, 2007
    Und weiter geht's.


    Nachdem Herr Hoeneß über die Medien die Verleumdungsschiene gegen den Club Nr. 12 fährt, stelle ich die Beiträge wieder ein...


    Teil 3 bleibt auf Wunsch des Redners vorerst offline.


    User "biffe" hat die Videos und die Wortbeiträge (außer Teil 3) wieder öffentlich zugänglich gemacht. :LEV7