Interview mit dem Nationalspieler von Bayer Leverkusen.
Simon Rolfes (25) begann als Jugendfußballer beim TuS Recke (Nordrhein- Westfalen), er hat einen Vertrag in Leverkusen bis 2010.
Hannover - Er hat eine nette, offene Art, er hat ein gewinnendes Lächeln, er wirkt wie der nette Junge von nebenan - und hat es bislang auf sechs Länderspiele gebracht. Morgen könnte Nummer sieben folgen, im EM-Qualifkationsspiel in Hannover gegen Zypern. Das Hamburger Abendblatt sprach mit Mittelfeldspieler Simon Rolfes (25) von Bayer Leverkusen.
ABENDBLATT: Herr Rolfes, wie sind Sie als Spieler entdeckt worden?
SIMON ROLFES: Mein Bruder Tobias hat mich damals in der B-Jugend trainiert, der wollte mich zu einem großen Verein bringen und hat mal bei Hannover 96 und Werder Bremen angerufen. "96" hat uns vertröstet, bei Werder hat mich Frank Neubarth zum Probetraining bestellt, da war ich dann dreimal - und wurde genommen.
ABENDBLATT: Über die Jugend-Nationalmannschaft ging es zu den Profis, aber dann zunächst nicht weiter. Warum?
ROLFES: Der Weg vom kleinen Verein zu den Profis war wohl ein wenig zu groß, ich hatte körperlich sehr viel aufzuholen. Das unterschätzt man als Jugendlicher, das ist doch ein riesiger Schritt.
ABENDBLATT: Sie wollten dann zum SSV Reutlingen ausgeliehen werden, waren damit die Träume von der Nationalelf beendet?
ROLFES: Davon habe ich damals gar nicht geträumt, ich wollte mich nur für die Bundesliga durchsetzen, und letztlich hat mir dieser Weg auch geholfen. Ich wurde beim SSV Stammspieler, ich habe in Reutlingen einen großen Schritt nach vorn gemacht.
ABENDBLATT: Sie waren einst, bevor Sie in Leverkusen unterschrieben, beim HSV im Gespräch, woran scheiterte das?
ROLFES: Ich hatte bei Leverkusen einfach ein besseres Gefühl. Die Nähe zu Aachen, wo ich zuvor gespielt hatte und wo ich mich sehr wohlgefühlt habe - und dann war das auch noch die Nordkomponente: Bremen, Hamburg. Den Schritt zu Bayer habe ich nie bereut - alles richtig gemacht.
ABENDBLATT: Für Bayer-Trainer Skibbe sind Sie der Aufsteiger der Saison, sind Sie der Prototyp für den heutigen schnellen Fußball?
ROLFES: Ob ich der Prototyp bin, weiß ich nicht, aber mir liegt diese schnelle Spielweise, die kommt mir, so denke ich, entgegen, ich finde mich im heutigen Fußball schon wieder.
ABENDBLATT: Sie haben schon lange auch Privattrainer, warum?
ROLFES: In Bremen und in Aachen hatte ich 400-Meter-Läufer als Trainer, da habe ich zusätzlich Sprint- und Krafttraining absolviert, das hat mir geholfen.
ABENDBLATT: Was sagt Ihr Trainer Skibbe heute zu Privattrainern?
ROLFES: Der befürwortet das.
ABENDBLATT: Was trainieren Sie im Privatbereich?
ROLFES: Beweglichkeit, Stabilisationsprogramm, Koordination, fußballerische Übungen - das haben inzwischen schon viele Spielerkollegen übernommen. Das Spiel wird immer schneller, dafür muss jeder viel tun - mich hat das enorm nach vorn gebracht.
ABENDBLATT: Wie lauten Ihre nächsten sportlichen Ziele?
ROLFES: Ich wollte mich in Leverkusen durchsetzen, mich etablieren, auch Akzente setzen. Der nächste Schritt ist nun für mich, von der Persönlichkeit her noch dominanter zu werden.
ABENDBLATT: Ihr erstes Länderspiel war das 0:1 gegen Dänemark, das als "Witzspiel" tituliert wurde - wie war es für Sie?
ROLFES: Ich habe davon profitiert. Das erste Länderspiel ist etwas Besonderes. Es gemacht zu haben bringt einen einfach weiter für die nächsten Spiele.
ABENDBLATT: Torwart Bodo Illgner hat einmal gesagt: "Richtiger Nationalspieler ist man erst mit zehn Länderspielen." Stimmt's?
ROLFES: Weiß ich nicht (lachend). Ich habe mich jedenfalls sehr über das zweite Spiel gefreut, weil ich damit dann auf keinen Fall eine Eintagsfliege war.
erschienen am 16. November 2007