Bierhoff sollte sich untersuchen lassen“
ERSTELLT 19.11.07, 14:46h
Frankfurt/Main - Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler hat mit ungewöhnlicher Schärfe Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff angegriffen. "Ich möchte Bierhoff zu etwas mehr Demut raten, zu größerer Zurückhaltung. Er sollte sich in den nächsten Tagen bei Dr. Müller Wohlfahrt untersuchen lassen. Das permanente Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfen muss doch schmerzhafte Schädigungen nach sich ziehen", meinte der Sportchef von Bundesligist Bayer Leverkusen voller Ironie im kicker und im Express und attackierte seinen ehemaligen Kapitän.
Bierhoff hatte in Anbetracht des schwachen Abschneidens der deutschen Vereine im Europacup einen runden Tisch mit den Klubtrainern angeregt. Das Verhalten von Bierhoff verschafft Völler nach eigener Aussage "schlimmste Magenkrämpfe".
Völler betont "hervorragende Jugendarbeit"
Vor allem der öffentlich immer wieder geäußerte Wunsch von Bundestrainer Joachim Löw und Bierhoff nach einer einheitlichen Spielphilosphie regt Völler maßlos auf. "Die Spielphilosophie von heute ist zuallererst ein Produkt der hervorragenden Jugendarbeit in den Vereinen", so der 47-Jährige. Mit Spielern, die bei den Topklubs in der Bundesliga ausgebildet wurden, könne man eine solche Philosophie umsetzen, so der Weltmeister von 1990 und legt dann noch kräftig nach.
"Mit Spielern, die Klubs wie Köln, Bayern München, Stuttgart, Bremen oder Bayer Leverkusen ausgebildet haben, kannst du diese Philosophie umsetzen. Die Philosophie für den Spieler Oliver Bierhoff, die musste noch erfunden werden. Brasilianische Spielweise einfordern mit Füßen aus Malta, das geht eben nicht", sagte er und stellte damit die fußballerischen Qualitäten des EM-Helden von 1996 in Frage: "Jeder Trainer würde gerne offensiv spielen lassen. Aber wenn du zum Beispiel einen Spielertypen wie Bierhoff im Team hast, kannst du eben auch nicht brasilianisch spielen", äußerte Völler im Express.
Damit spielte Völler auf seine Zeit als DFB-Teamchef an, als er häufig für eine unattraktive Spielweise kritisiert worden war. Damals, so Völler, habe er nicht das Spielermaterial zur Verfügung gehabt wie nun Joachim Löw. Zudem solle man beim DFB nicht vergessen, dass "die Bundesliga dafür sorgt, dass gut ausgebildete Spieler im Nationalteam für Furore sorgen".
Rückendeckung für Völler
Im kicker erhält Völler Rückendeckung aus der Bundesliga in Bezug auf die Kritik von Bierhoff und Löw an der Arbeit in den Klubs. So meinte Frankfurts Coch Friedhelm Funkel: "Jogi soll sich um die Nationalelf kümmern. Wir kümmern uns um die Vereine." Auch Bremens Sportdirektor Klaus Allofs konterte die Kritik: "Wir müssen uns keinen Vorwurf gefallen lassen, dass wir uns keine Gedanken machen und den Anforderungen nicht gerecht werden." Einem runden Tisch steht der ehemalige DFB-Kapitän skeptisch gegenüber: "Eine sinnlose Diskussion, wenn nur Dinge thematisiert werden, die schon besprochen worden sind."
Verwundert und erbost reagierte Oliver Bierhoff auf die Vorwürfe des ehemaligen DFB-Teamchefs Rudi Völler. "Ich habe nur über unsere Arbeit gesprochen. Ich hab in keiner Weise die Arbeit der Bundesliga-Vereine kritisiert", erklärte der Teammanager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Montag in Frankfurt. Die Angriffe von Völler, der Bierhoff auch persönlich attackiert hatte, sei "Stammtisch-Art", meinte der Manager. "Ich finde es schon ein bisschen traurig, dass man persönlich wird und unter die Gürtellinie geht, wenn man keine Argumente hat oder einem die Argumente ausgehen. Das ist eine absolute Frechheit", erklärte Bierhoff. (sid,dpa)