Bierhoff wehrt sich: "Absolute Frechheit"

  • Nach Völler-Attacke


    Bierhoff: "Persönlich und unter die Gürtellinie"


    19. November 2007 Verwundert und erbost hat Oliver Bierhoff auf die Vorwürfe des ehemaligen DFB-Teamchefs Rudi Völler reagiert. „Ich habe nur über unsere Arbeit gesprochen. Ich hab in keiner Weise die Arbeit der Bundesliga-Vereine kritisiert“, erklärte der Teammanager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Montag in Frankfurt.


    Die Angriffe von Völler, der Bierhoff auch persönlich attackiert hatte, sei „Stammtisch-Art“, meinte der Manager. „Ich finde es schon ein bisschen traurig, dass man persönlich wird und unter die Gürtellinie geht, wenn man keine Argumente hat oder einem die Argumente ausgehen. Das ist eine absolute Frechheit“, erklärte Bierhoff.


    Völler hatte polemisch auf ein Angebot der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft an die Bundesliga reagiert, an Verbesserungen im deutschen Fußball mitzuarbeiten. Bierhoff riet er im „Express“ (Montag-Ausgabe) zu „mehr Demut“.


    Die Spielphilosophie von heute sei „zuallererst ein Produkt der hervorragenden Jugendarbeit in den Vereinen“, erklärte der Bayer-Sportdirektor im „Kicker“: „Das permanente sich selbst auf die Schulter klopfen, muss doch schmerzhafte Schädigungen nach sich ziehen. Bierhoff sollte sich bei Dr. Müller-Wohlfahrt untersuchen lassen.“ Das Verhalten von Bierhoff verschaffe ihm „schlimmste Magenkrämpfe“.


    Löw: „Das Geld ist da“


    Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw hatten auf das schwache Abschneider deutscher Clubs im Europapokal mit dem erneuerten Vorschlag reagiert, gemeinsame Überlegungen anzustellen, die Qualität insgesamt zu verbessern. „Wir müssen überlegen, wie können wir Taktik, Technik und die Ausbildung optimieren“, hatte Löw erklärt und zugleich angeregt, den Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) sowie die Vereine und Trainer zu diesem Thema an einen Tisch zusammenzuholen.
    Völler:


    Das Hauptargument der Vereine, die deutschen Clubs seien durch niedrigere TV-Gelder im Vergleich zur europäischen Konkurrenz im Nachteil, akzeptiert Löw nur zum Teil. „Das Geld ist da, wo gut konzeptionell gearbeitet wird.“ Bierhoff verwies zudem darauf, dass die Bundesliga bei Marketing-Einnahmen führend sei.


    Funkel: „Jogi soll sich um die Nationalelf kümmern“


    Völler kann „das alles nicht mehr hören“. Jeder Trainer würde gerne offensiv spielen lassen: „Aber wenn du zum Beispiel einen Spielertypen wie Oliver Bierhoff im Team hast, kannst du eben auch nicht brasilianisch spielen.“ Eine Philosophie für den Spieler müsste noch erfunden werden, spottete Völler: „Brasilianische Spielweise einfordern mit Füßen aus Malta, das geht eben nicht.“


    Bierhoff in der Kritik


    Auch andere Vereine wiesen die DFB-Kritik zurück. „Jogi soll sich um die Nationalelf kümmern. Wir kümmern uns um die Vereine“, sagte Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel. Auch Bremens Sportdirektor Klaus Allofs betonte: „Wir müssen uns keinen Vorwurf gefallen lassen, dass wir uns keine Gedanken machen und den Anforderungen nicht gerecht werden.“ Einem runden Tisch steht der ehemalige DFB-Kapitän skeptisch gegenüber: „Eine sinnlose Diskussion, wenn nur Dinge thematisiert werden, die schon besprochen worden sind.“




    Text: FAZ.NET
    Bildmaterial: ddp, dpa

    Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorbei, in der man kann.