VON ANA OSTRI´C, 23.11.07, 17:40h
Lehrreiche Tiergeschichte und spannender Fußballkrimi: In Leverkusen war gestern Lesetag.
Mütter können nerven. Davon kann Leopard Leopold ein Lied singen. Ständig verbietet ihm die Mama, den Wald zu verlassen und unten am Fluss Ball zu spielen. Da wohnen schließlich Fremde, „wer weiß, was das für Leute sind“. Eine Geschichte zum Thema fremd und anderssein bekamen die Jungen und Mädchen in der Städtischen Kindertageseinrichtung Pregelstraße in Rheindorf am Freitag zu hören. In dem Bilderbuch „Leopold und der Fremde“ von Stephan Brülhart treffen sich Leopard Leopold und das Krokodil Konrad heimlich am Strand, um miteinander Ball zu spielen - trotz der Ermahnungen der Mütter - und stellen fest: Der Fremde ist sehr nett.
Die Regionale Arbeitsstelle zur Ausländerförderung (RAA) beteiligte sich mit dieser Aktion am bundesweiten Vorlesetag. Doch nicht nur die ehrenamtliche Vorlesepatin Jutta Nießit, die regelmäßig in die Rheindorfer Einrichtung kommt, griff zum Buch. „Wir wollen zeigen, dass alle Sprachen gleichwertig sind“, erklärte Tanja Biermann von der RAA. Fast die Hälfte der Kindergartenkinder aus der Pregelstraße hat ausländische Wurzeln. Es gelte, den Kindern zu zeigen, so Biermann, „dass es toll ist, mehrere Sprachen zu können“. Die Eltern sollten deshalb auf Deutsch und in ihrer Muttersprache vorlesen. Wie sich das anhört, demonstrierten drei Mütter, die die Geschichte von Leopold und Konrad auf Türkisch, Albanisch und Russisch vorlasen. „Ich beschränke mich nicht auf eine Sprache“, sagte Julia Sudakova, Mutter des vierjährigen Marcel. Dass ihr Sohn fließend Deutsch spricht, sei ihr wichtig, „er lebt ja in Deutschland“. Die russische Sprache bringe sie ihm mit Büchern näher, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hat: „Es macht ihm Spaß, die Sprachen zu vergleichen.“
Gelesen wurde auch am Lise-Meitner-Gymnasium in Wiesdorf. Schüler der Klassen fünf und sechs lauschten den Geschichten, die eine ganze Reihe von Gästen mitgebracht hatten. Prominentester Vorleser war Michael Skibbe, Trainer der Bayer-04-Fußballer. Aus seiner Lese- wurde beinahe eine Fragestunde. Wann hat man schließlich schon mal die Gelegenheit, einem Bundesligatrainer auf den Zahn zu fühlen? Vorgelesen hat Skibbe trotzdem und zwar aus den Fußballkrimis der „Drei Fragezeichen“. Die Bücher der drei Jungdetektive habe er früher auch gern gehabt, verriet er, außerdem mochte Sagen. Inzwischen bevorzuge er Thriller oder Biografien, während er für die Töchter, als sie noch klein waren, Pferdebücher ausgewählt habe. Die Bayer-Profis würden übrigens auch nicht nur Fachzeitschriften kennen: „Ich bin überrascht, wie viele Spieler im Flugzeug ein Buch auspacken“. Siehe da, nicht nur in der Pregelstraße wurden Vorurteile abgebaut.