München - "Schön zu sehen, dass sich das Team sehr gut lenken und führen läßt", erklärte Michael Skibbe nach dem 3:0 bei Hertha BSC.
Der Leverkusener Coach machte drei Spieler für den vierten Sieg in Folge verantwortlich: Carsten Ramelow, Sergej Barbarez und Bernd Schneider.
"Sie sind für unsere junge Mannschaft sehr wichtig, weil nur die drei unsere junge Mannschaft richtig führen können", sagte Skibbe.
Dabei war die Aufgabe im Olympiastadion alles andere als Schwerstarbeit. Und das nicht nur, weil die Berliner der Angstgegner der Bayer-Elf ist. Gegen keine andere Mannschaft hat Hertha eine schlechtere Heimbilanz: Nur fünf Siege, fünf Remis und fünf Niederlagen (20:24 Tore).
"Bayer eine Nummer zu groß"
Die Elf von Trainer Lucien Favre konnte die Gäste nur zweimal in Gefahr bringen. Beim ersten Mal schloss Berlins Arne Friedrich, der alleine auf Bayer-Keeper Rene Adler zulief, viel zu früh ab.
"Wir waren bisher zu Hause sehr stark, doch Leverkusen hat uns gezeigt, dass wir doch nicht so gut sind", bekannte er hinterher, "in punkto Cleverness und Spielstärke war Bayer eine Nummer zu groß für uns."
Schiedsrichter einsichtig
Einen Fehler räumte Thorsten Kinhöfer bei der zweiten Großchance ein, als der Unparteiische den Gastgebern den Vorteil aberkannte (70.) und damit das 1:2 von Berlins Torjäger Marko Pantelic verhinderte.
"Da möchte man am liebsten im Boden versinken. Es tut mir leid", sagte der Schiedsrichter.
Ein perfekter Tag für Ramelow
Zu diesem Zeitpunkt war Leverkusen schon auf der Siegerstraße. Und großen Anteil daran hatte ein Ex-Herthaner: Carsten Ramelow.
"Er hat im defensiven Bereich seine Sache gut gemacht hat und das Mittelffeld sehr gut organisiert hat", lobte Skibbe den 33-Jährige.
Der gebürtige Berliner traf mit einem 22-Meter-Schuss zum 1:0 (30.). "Ein perfekter Tag, denn hier hat meine Profikarriere angefangen und damals 1993 habe ich für die Hertha-Amateure im Pokalhalbfinale getroffen", freute sich Ramelow und fügte hinzu: "Solche Geschichte schreibt nur der Fußball."
Etwas wehmütig blickt der 46-malige Nationalspieler in die Zukunft, denn sein Vertrag läuft zum Saisonende aus.
"Bayer vertritt derzeit die Philosophie eher auf junge Spieler zu setzen", erklärte der Vize-Weltmeister von 2002.
Barbarez ist Dreh- und Angelpunkt
Ob auch Teamkollege Sergej Barbarez dieser Marschrichtung zum Opfer fällt? Der Kontrakt des 36-Jährigen endet ebenfalls im Juni 2008. Doch der Bosnier ist optimistischer: "Meine Trainer und Mitspieler waren immer zufrieden, und das ist der Hauptgrund, warum ich hier noch Fußball spiele."
Barbarez ist momentan Dreh- und Angelpunkt im Bayer-Spiel und hat großen Anteil am derzeitigen Lauf mit vier Erfolgen (13:2 Tore). Er erzielte drei Treffer und bereitete zwei vor.
Werte, die an seine Zeit beim HSV erinnern, als er in seiner Abschiedssaison 2005/06 mit neun Treffern und 13 Vorlagen großen Anteil am dritten Platz der Hanseaten hatte.
Lob von Rummenigge
Mit derartigen Vergleichen beschäftigt sich der exzentrische Spielmacher aber nicht. "Wir gucken nach oben und wollen mindestens so gut wie Platz fünf im letzten Jahr sein", sagt Barbarez.
In Berlin profitierte er von einem tollen Zuspiel des wiedergenesenen Bernd Schneider und vollendete zum 3:0.
Die Alten richten es
Bei derartiger Harmonie im Team kann es sich Trainer Skibbe sogar leisten, seinen Torjäger Theofanis Gekas auf der Bank zu lassen. Dort wird auch Stefan Kießling am nächsten Sonntag gegen Hansa Rostock Platz nehmen - er sah die fünfte Gelbe Karte.
Die Alten richten es also derzeit bei Bayer. Und Skibbe deutete an, dass die neue Philosophie des Vereins möglicherweise auch Routiniers einschließt.
"Solange sie die junge Mannschaft gut führen, steht die Tür bei Bayer immer offen." Ramelow und Co. werden's gerne hören.
Quelle: sport1.de