Ein giftiger Gewinner

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Sergej Barbarez mag keine philosophischen Erörterungen nach einem klaren Sieg. Er sagt: "Wir haben sofort die Hauptrolle übernommen." Ein Schiedsrichter-Pfiff zu Bayers Gunsten wird nicht thematisiert.


    Sergej Barbarez, der sich gern altersweise gibt, ist schließlich doch ein bisschen böse geworden. "Was heißt hier schwacher Gegner", antwortete der Bosnier auf eine wiederholte Frage mit hörbar schärferer Stimme, fast giftig, "die Berliner waren nicht schwach, sondern wir so stark."


    Punkt, bitte keine weitere Diskussion. Die meisten Leverkusener Angestellten, die nach ihrem 3:0 gerade das Feld des Olympiastadions fröhlich verlassen hatten, kümmerten sich keinen Deut um solch philosophische Betrachtungen. Stefan Kießling etwa blickte bei den Interviews lieber mehrmals zurück auf einen kleinen Bildschirm in seinem Rücken – aufgelistet dort die Ergebnisse des Tages und das Tableau. Bayer Vierter, nicht mehr arg so weit hinter den Großen wie Bayern, Bremen, Hamburg. Weckt das Begehrlichkeiten?


    "Schön", sagte Kießling nur mit listigem Lächeln. "Jetzt bringen wir erst mal die Hinrunde hinter uns und sehen dann weiter", fügte Barbarez an, der wieder mal bewegliche Argumente für einen Verbleib bei Bayer lieferte ("Ich glaube, ich habe was, was in der Liga gebraucht wird"). Das geschah vor allem beim 2:0 nach einem Doppelpass mit dem wendigen Paul Freier als Ausgangspunkt für Tranquillo Barnettas Einschuss und mehr noch beim hinreißend schönen 3:0.


    "Wir haben sofort die Hauptrolle angenommen und viel Druck ausgeübt", sagte der 36-Jährige noch zur Unterstützung seiner Stärke-These. Allerdings: Die erste Chance eröffnete sich der Hertha nach einem Barbarez-Ballverlust, Arne Friedrich aber wusste frei vor René Adler nichts anzufangen mit dieser sehr günstigen Gelegenheit.


    Danach aber ging alles flüssig ab bei Bayer mit feiner Ballzirkulation und vielen direkten Passagen. Carsten Ramelow hat bei seinem Comeback über sein 1:0 hinaus einiges beigetragen zur Festigkeit der Defensive und zur Forcierung der Attacken.


    Andererseits: Auch Barbarez und Ramelow nebst anderen (etwa Simon Rolfes) haben nicht verhindert, dass sich die Hertha Mitte des zweiten Abschnitts ziemlich mauserte. Von hinten bis vorn ließ sich ein Mangel an Konzentration erkennen, eine Reduktion der Bewegungsfreude, eine vermehrte Zahl an Ballverlusten ohne Not.


    Es kam den Leverkusenern in dieser Phase sehr zustatten, dass der Schiedsrichter eine Spielszene zu Herthas eindeutigen Ungunsten auslegte, als Gonzalo Castro den Berliner Pantelic am Trikot zupfte, Karim Haggui einen Querschläger produzierte genau auf Pantelic, der einschoss, aber zurückgepfiffen wurde. Davon hat kein Leverkusener geredet.


    Quelle: rp-online

    Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss auch mit jedem Arsch klar kommen!