Endlich wird Sergej Barbarez auch in Leverkusen geliebt

  • Bayer möchte den 36-jährigen Bosnier jetzt halten


    Berlin - Es war klar, dass ihm auch die letzte Aktion großartig gelingen musste. Sergej Barbarez hatte ja schon zuvor ein tolles Spiel abgeliefert und Bayer Leverkusen erneut glänzend geführt beim bereits absehbaren Sieg in Berlin, als die lange Flanke von Bernd Schneider kam. Barbarez nahm sie volley, andere hätten den Ball beim Versuch möglicherweise aus dem altehrwürdigen Olympiastadion gehämmert, Barbarez wuchtete ihn mit links ins rechte Eck. Es war das 3:0 und jüngstes Kennzeichen des Leverkusener Aufschwungs, der eng verbunden ist mit dem Namen Barbarez.
    Der 36-jährige Bosnier erlebt bei Bayer so etwas wie seinen dritten Frühling. "Schon die ganze Zeit, in der Bernd Schneider verletzt war, hat Sergej unser Passspiel bestimmt. Er macht das hervorragend", lobte Trainer Michael Skibbe.
    Der Formanstieg kam zum denkbar günstigsten Zeitpunkt: Jeder Fan und jeder Experte hätte Leverkusen eine Krise vorhergesagt, wenn Ende September schon klar gewesen wäre, dass Schneider zehn Wochen lang verletzt ausfallen würde. Niemand konnte ahnen, dass Barbarez so eindrucksvoll Spieltag für Spieltag dem Bayer-Spiel seinen Stempel aufdrücken würde. Und nach der Einwechslung von Schneider 20 Minuten vor Ende der Partie in Berlin haben beide eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie auch hervorragend zusammenspielen können.
    So hat die Siegesserie aus den vergangenen vier Spielen die Leverkusener mittlerweile schon auf Tabellenplatz vier gespült. "Unser Minimalziel bleibt der Uefa-Cup", sagt Barbarez. Und Carsten Ramelow, der an alter Wirkungsstätte zum 1:0 getroffen hatte, ergänzte: "Wir gucken nach oben und wollen mindestens so gut wie im letzten Jahr sein." Da wurde Leverkusen Fünfter.
    Seit vier Jahren nicht mehr war Leverkusen so kurz vor der Winterpause derart nah dran an den Champions League Plätzen - drei Punkte beträgt der Rückstand auf den Dritten Hamburger SV. Die Mischung aus jungen Profis und erfahrenen Akteuren wie Schneider, Ramelow und Barbarez passt derzeit perfekt. Und vielleicht ist das auch die richtige Mixtour für die nächste Saison. Schneider bleibt auf jeden Fall, Ramelow kämpft noch um einen neuen Vertrag und Barbarez ist plötzlich auch drauf und dran, noch ein Karrierejahr dranzuhängen. "Ich warte mal ab, wie ich mich fühle, ob mein Körper mitspielt", sagt der Bosnier. "Dann müsste ich aber auch erst einmal einen Verein finden, der mich bezahlen will."
    Das wiederum dürfte mittlerweile keine allzu lange Suche werden. Hatte Barbarez noch eine Heimwehklausel in seinem Vertrag (nach einem Jahr hätte er im Juli 2007 Leverkusen verlassen können) wollen ihn die Bayer-Verantwortlichen in der aktuellen Form auch 2008 nicht gehen lassen. "Er ist ein Leadertyp und in guter Verfassung", sagt Skibbe. "In der Winterpause reden wir mit ihm über eine Vertragsverlängerung." Es dürften harmonische Gespräche werden: "Sergej ist ein Riesenfußballer", sagt auch Sportchef Rudi Völler. "Abgezockt und erfahren. Seine Art zu spielen, gefällt sicher nicht jedem."
    Manchmal gar den eigenen Zuschauern. "Die Fans und ich kommen uns näher. Schön, dass endlich erkannt wird, dass ich mit vollem Herzen bei Bayer bin", sagt Barbarez nun. Er hat ja auch noch viel vor: "Ich will 100 Bundesligatore machen", sagt Barbarez. Das Traumtor in Berlin war bereits sein 95.


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