Bayer Leverkusen im Uefa-Pokal
Schneider will nichts überstürzen
Von Gregor Derichs, Leverkusen
06. Dezember 2007 Eine Pause von 74 Tagen aus gesundheitlichen Gründen einlegen zu müssen war eine neue Erfahrung für Bernd Schneider. „Ich hatte ein paarmal Zerrungen, mal einen Muskelfaserriss. Schlimmeres gab es nicht“, sagt der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen zu seiner bisher sehr begrenzten Krankengeschichte.
Am 20. September, beim 3:1 im Uefa-Pokal gegen das portugiesische Team von US Leiria, aber zog er sich eine erst mit Verzögerung diagnostizierte Schädigung des Außenbands im rechten Knie zu. Es folgte die schwierigste Phase seiner inzwischen 17 Jahre dauernden Laufbahn. Am Samstag in Berlin beim 3:0-Sieg gab er nach einer Einwechslung in der Schlussphase sein Comeback, in einem Team, das überraschenderweise auch ohne ihn blendend funktioniert.
Barbarez trat in Schneiders Spur
An diesem Donnerstag im Uefa-Pokal (18.15 Uhr im FAZ.NET-Liveticker) gegen den tschechischen Meister Slavia Prag könnte der 34 Jahre alte Thüringer wieder in die Stammformation zurückkehren. „Ihn kann man jederzeit von Beginn an bringen. Aber ein personeller Wechsel kann auch gravierende Folgen haben“, sagt Bayer-Trainer Michael Skibbe. Er ist selbst davon überrascht, dass der Ausfall seines wichtigsten Strategen nach kurzer Zeit kompensiert wurde. „Ich habe nicht erwartet, dass sich die Mannschaft auf dem fußballerischen Niveau bewegt, wie sie es mit ihm tut“, sagt Skibbe.
Ein anderer Oldtimer trat großartig in Schneiders Spur: Sergej Barbarez, mit 36 Jahren noch zwei Jährchen älter als Schneider. Im ersten Jahr am Rhein hatten die Bayer-Fans den Bosnier noch abgelehnt, sie hatten ja Bernd Schneider. Inzwischen haben sie den ehemaligen Hamburger mehr als nur akzeptiert - und Schneider zu vergessen ist in Leverkusen eigentlich nicht möglich.
Nach dem 18-Minuten-Einsatz schmerzte das Knie
Der Nationalmannschaft hat Schneider in den letzten vier Spielen mit nur einem Sieg dagegen mehr gefehlt als den Leverkusenern. „Sergej hat einen richtig guten Lauf“, sagt Schneider, der nicht massiv auf eine Rückkehr in die Stammelf drängt. Nach dem 18-Minuten-Einsatz in Berlin schmerzte das Knie noch. „Man muss es nicht überstürzen“, sagt er.
Duo Schneider und Barbarez: Wir haben beide ein gutes Spielverständnis
Skibbe hat nun die Wahl aus einem plötzlichen Überangebot an guten Offensivspielern. „Wir müssen aber auch aufpassen, dass wir die Konterstärke der Prager ausschalten“, sagt der Trainer. Die vorletzte Gruppenpartie vor dem Abschluss in zwei Wochen beim FC Zürich bezeichnet Skibbe als „Finale“, da mit einem Sieg gegen die Tschechen der vorzeitige Einzug in die Zwischenrunde der 32 besten Teams gesichert wäre.
„Dass Bernd unser Schlüsselspieler ist, ist sowieso klar“
Wenn ein Spieler für Schneider aus der zuletzt erfolgreichen Mannschaft weichen müsste, wäre dies wahrscheinlich Paul Freier, der sich nach einer Achillessehnenverletzung zurückgekämpft hat. Auf die Frage, ob es zu einer Entscheidung zwischen Barbarez und Schneider kommen muss, lautet die Antwort nicht: Es darf nur einen geben. „Ich verstehe die Diskussion nicht, warum wir zwei nicht zusammen spielen könnten. Wir haben doch gezeigt, dass es funktioniert. Wir haben beide ein gutes Spielverständnis“, sagt Schneider.
Neben Freier könnte es einen weiteren Leidtragenden von Schneiders Rückkehr geben. Die Situation für Theofanis Gekas, den Torschützenkönig der vorigen Saison, droht noch unbefriedigender zu werden. Der vom VfL Bochum geholte Grieche saß in Berlin 90 Minuten auf der Bank, nachdem er zuletzt wenigstens noch als Ergänzungsspieler benötigt wurde. Über kurz oder lang, das steht fest, ist ein Platz für Schneider im Bayer-Team reserviert. „Dass Bernd unser Schlüsselspieler ist, ist sowieso klar“, sagt Skibbe.
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