VON UDO BONNEKOH
(RP) Rudi Völler hat das 1:0 gegen Prag und das Weiterkommen im Uefa-Cup als Belohnung für die guten Leverkusener Leistungen der vergangenen Wochen empfunden. Rot gegen Carsten Ramelow wertet Torwart Adler als Weckruf.
Das ist ganz sicher eines der wertvollsten Leverkusener Tore der jüngeren Geschichte gewesen. Und dem plötzlich ganz locker gewordenen Michael Skibbe, dem Chef, war es völlig egal, mit welchem Körperteil was passiert ist bei Manuel Friedrichs Treffer – Hauptsache, es ist zu Bayers Gunsten passiert.
Ein 1:0 ist da oben an der Anzeigentafel also aufgeblinkt, was bedeutet: Sparta Prag hat den Schwarzen Peter als ausgeschiedener Klub in der Hand, Leverkusen darf sich am 19. Dezember auf eine Lustreise in die Schweiz begeben, weil ja nichts und niemand die Bayer-Profis in der Partie beim FC Zürich am Einzug in die Uefa-Cup-Zwischenrunde mehr hindern können.
Doch Simon Rolfes, der seine Sinne in der Regel stets beisammen hat, hat energisch davon abgeraten, das „Finale“ der Gruppenphase als fröhlichen Betriebsausflug zu betrachten. „Wir wollen in Zürich gewinnen, um Erster in der Gruppe zu werden. Dann hast du nämlich in der Zwischenrunde im zweiten Spiel Heimrecht“, sagte der strategisch denkende Mittelfeldmann.
Auf Rolfes in der Zentrale hat diesmal noch ein bisschen mehr Verantwortung gelastet als sonst, weil Sergej Barbarez (Wadenprobleme) sofort ausfiel, Bernd Schneider schnell wieder den Dienst quittieren musste und Carsten Ramelow („Das hätte mir nicht passieren dürfen, aber ich fand die Rote Karte auch zu hart, weil ich den Tschechen nur geschubst habe“) sich mit der Ohrfeige gegen einen Prager eine Eselei sondergleichen erlaubt hatte.
„Nach Carstens Platzverweis haben wir alle noch ein Schippchen drauf gelegt, und weil die Tschechen die Abwehr ein bisschen geöffnet haben, sind wir zu Chancen und zum Tor gekommen“, erläuterte Rolfes. Torwart René Adler hat das Rot gegen Ramelow sogar als „Weckruf für uns“ verstanden.
Tatsächlich: Bis zum warmen Jubel im Dauerregen ist es ein ziemlich zäher Leverkusener Vortrag gewesen. Rudi Völler, der Sportdirektor, hat das bei aller Erleichterung über das Fortkommen in Europa auch nicht in Zweifel gezogen. „Das war nicht brillant, eher ein Kraftakt. Wir haben uns mit diesem Sieg für die guten Leistungen der letzten Wochen belohnt“, sagte er.
Nach den ersten zehn Minuten voller Druck und mit reichlich Schussversuchen (Gonzalo Castro scharf aus dem Hinterhalt) hat es den Leverkusenern an Mitteln und Wegen gemangelt Prags starken Block aufzuweichen. Da ist die Abwesenheit von Barbarez als Ideenproduzent, als gescheiter Ballverteiler stark ins Auge gefallen. Und außerdem hat sich die Mannschaft in der neuen Formation erst mal sortieren müssen und Vorsicht (Rolfes: „Das war genau richtig“) walten lassen.