Die beste deutsche Mannschaft dieser Wochen kommt aus Leverkusen. Nach fünf Siegen in Serie liegt der Werksklub nur noch einen Zähler hinter einem Champions-League-Platz. "Wir freuen uns natürlich, dass wir in ganz Deutschland wieder so positiv gesehen werden", sagt Sportdirektor Rudi Völler.
Der Aufbruch ist unübersehbar. In den kommenden Tagen rücken die ersten Bagger und Bauarbeiter an, um in Leverkusen mit dem Ausbau des Stadions auf eine Kapazität von 30.000 Zuschauern zu beginnen. Bis Sommer 2009 werden Staub und Dreck sowie einige provisorische Einrichtungen das Bild der BayArena bestimmen. „Wir freuen uns alle auf die neue Arena“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. „Da muss man eine Zeit lang auch mal ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.“
Bei laufendem Spielbetrieb werden bis zu 14 Zuschauerreihen aufgestockt. Im Juni 2009 soll alles fertig sein, und genau zu diesem Zeitpunkt wollten die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen auch wieder eine Mannschaft ins Rennen um die Deutsche Meisterschaft schicken. Doch da spielt das Team aktuell nicht mit. Die Bundesligaprofis sind dem Zeitplan nämlich sogar um fast zwei Jahre voraus. Leverkusen spielt derzeit den wohl attraktivsten Fußball in der Bundesliga und ist dabei auch noch erfolgreich wie seit vier Jahren nicht mehr. Der souveräne 3:0 (1:0) am Sonntagabend zu Hause gegen Hansa Rostock (Tore: Simon Rolfes, Paul Freier, Foulelfemeter und Theofanis Gekas) war bereits der fünfte Erfolg in Serie, dazu kommt noch das Erreichen der nächsten Runde im Uefa-Cup. „Toll, dass es so gut läuft“, sagt Sportchef Rudi Völler. „Wir stehen auch verdient auf Platz vier. Und wir freuen uns natürlich, dass wir in ganz Deutschland wieder so positiv gesehen werden.“ Während die Fans bei nur noch einem Punkt Rückstand auf Platz drei längst von der Rückkehr in die Champions League träumen, möchte Völler das Saisonziel Uefa-Cup-Platz noch nicht korrigieren. „Der Abstand nach oben ist nicht mehr groß. Aber auch der Abstand zu den Teams hinter uns ist klein“, warnt der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. „Wir wollen auch im Uefa-Cup weit kommen. Und da müssen wir erst mal sehen, wie wir diese Doppelbelastung verkraften. Aber klar, so eine Euphoriewelle kann uns tragen und über Rückschläge hinweg helfen.“
Die Mischung passt perfekt
Gerade in den vergangenen Wochen hat das Team bewiesen, auch prominente Ausfälle kompensieren zu können. Zuletzt fehlten Bernd Schneider, Sergej Barbarez, Arturo Vidal und Stefan Kießling – alles kein Problem. „Momentan spielen wir wirklich richtig guten Fußball und belohnen uns für die viele harte Arbeit“, sagt Torhüter Rene Adler (22), einer der vielen jungen Typen im Kader. „Unser Erfolgsrezept ist, dass wir eine richtig tolle Truppe sind“, sagt Adler. Die Mischung passt perfekt: Auf der einen Seite steht die Fraktion der „jungen Wilden“ mit Adler, Gonzalo Castro, Stefan Kießling oder Simon Rolfes. Auf der anderen Seite hat Bayer Leverkusen aber auch noch drei eminent wichtige Routiniers im Kader: Carsten Ramelow genauso wie Schneider und Barbarez, der mit 36 Jahren so etwas wie die Vaterfigur vieler junger Spieler ist und dementsprechend den Spitznamen „Papa“ bekam. Der Vater des Erfolgs ist aber Trainer Michael Skibbe. „Er ist genau der Richtige für diese Mannschaft“, sagt Völler immer wieder. Die Spieler schätzen ihren Trainer sehr. Und selbst die Fans, die den 41-Jährigen lange sehr kritisch gesehen haben, lassen sich von Ergebnissen überzeugen. „Unser Spielniveau gegen Rostock war erdrückend, wir waren unglaublich stark“, sagte Skibbe nach dem Spiel. „Jetzt wollen wir unseren Lauf natürlich noch ein Spiel fortsetzen und auch in Bremen punkten.“ Dass es dort am letzten Hinrundenspieltag zum Topduell zwischen dem Tabellenzweiten Werder und dem Viertplazierten aus Leverkusen kommt, hatte vor Saisonbeginn wohl kaum jemand erwartet.