Viele Trainingslager hat Sergej Barbarez (36) in seiner langen und erfolgreichen Karriere erlebt. Sonnige und verregnete. Harte bis quälend anstrengende. Ruhige und turbulente. Das Trainingslager mit Leverkusen in Belek - seit der Ankunft am Samstag mit sonnigen 15 bis 18 Grad - stellt für den Routinier dennoch etwas Besonderes dar. Weil es voraussichtlich das letzte Trainingslager sein wird, das Barbarez als aktiver Profi absolviert.
Sergej Barbarez
Barbarez denkt an Abschied. "Stand heute ist das meine letzte Vorbereitung", sagt er. Also gehen die körperlichen Strapazen auch mit ein wenig Genuss einher. Doch so ganz will sich der Offensiv-Allrounder noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, die Fußballschuhe mit dem Vertragsende im Sommer an den Nagel zu hängen. Ein Hintertürchen bleibt offen, selbst wenn es zur Trennung zwischen ihm und Bayer kommen sollte. "Wenn sich etwas anbietet, kann ich mir vorstellen, weiterzumachen. Der Körper entscheidet - und wenn der noch mitmacht, gibt es keinen Grund, aufzuhören", sagt Barbarez.
Bisher spielte ihm der Körper keinen Streich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte er sich zu einer der prägenden Figuren im Leverkusener Spiel. Vier Tore sprangen bei 13 Einsätzen heraus, die Fans schlossen ihn nach einer gewissen Zurückhaltung in ihr Herz und feierten ihn. Ein riesiges Kompliment für seine Leistungen. "Es gefällt mir sehr gut. Ein guter Klub, eine gute Mannschaft und gute junge Spieler, mit denen ich mich sehr gut verstehe", so Barbarez.
Gegen Ende des Trainingslagers bzw. im weiteren Januarverlauf wollen sich die Bayer-Verantwortlichen mit Barbarez an einen Tisch setzen und über die Zukunft sprechen. Wobei Leverkusen nach der vollzogenen Vertragsunterschrift von Patrick Helmes schon ohne Barbarez über ein sattes Angriffskontingent verfügt. "Alles anhören" wolle er sich in dem Treffen und dann "in Ruhe eine Entscheidung treffen." Der familiäre Aspekt mit der Bindung nach Hamburg spielt in den Gesprächen jedenfalls keine Rolle. "Mit der Familie ist alles abgesprochen. Die räumliche Trennung fällt jetzt schon leichter als in meinem ersten Jahr bei Bayer. Da habe ich mir selbst Druck gemacht, wie ich das packe, wann ich wieder frei habe, wie die Kinder das verkraften. Aber es hat sich als unproblematisch entpuppt, jetzt läuft alles ganz routiniert", so Barbarez.
Egal, ob Barbarez vielleicht doch noch ein Jahr in Leverkusen dranhängt oder ob er sich umorientieren wird - an Ehrgeiz mangelt es ihm nicht. Nur als "zufriedenstellend" stuft er die Hinrunde trotz Platz vier ein. "Wir müssen jetzt als Mannschaft den Schritt machen, auch gegen die großen Mannschaften zu punkten", fordert er.
Während Barbarez und Co. sich in der Türkei auf das Spieljahr 2008 vorbereiten, schuftet Nationalspieler Manuel Friedrich in Deutschand auf die Rückrunde hin. Direkt nach dem UEFA-Pokal-Spiel in Zürich wurde der Innenverteidiger am Meniskus operiert. Kurz vor der Abreise der Bayer-Belegschaft nach Belek warf auch Trainer Michael Skibbe einen Blick auf das operierte Knie. "Manuels Reha läuft nach Plan", freut sich Skibbe. Nach der Rückkehr aus der Türkei am kommenden Montag soll Friedrich wieder zum Mannschaftstraining stoßen. Skibbe: "Der Punktspielauftakt ist für ihn nicht in Gefahr."
Jan Lustig