Kundu - Das Großartige am Stürmerberuf ist ja, dass man rasend schnell zum Helden werden kann. Patrick Helmes etwa ist innerhalb von fünf Jahren vom Amateur zum Nationalspieler aufgestiegen; leidlich berühmt ist er jetzt schon, und nach seinem Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen im kommenden Sommer wird er zudem ziemlich reich sein. Das alles klingt zunächst ausschließlich positiv für einen Mann von 23 Jahren, wären da nicht die Schattenseiten des schnellen Erfolgs. Vom Niemand zum Helden und zurück - und dann wieder von vorn, so sahen die vergangenen zwölf Monate der Karriere des Patrick Helmes aus.
In der vergangenen Saison erzielte er sieben Tore in den ersten fünf Spielen, dann brach er sich den Fuß. Wenig später wurde bekannt, dass Helmes so bald wie möglich nach Leverkusen wechseln würde, was auch in Zeiten unterschiedlicher Liga-Zugehörigkeit der rheinischen Rivalen ein Sakrileg ist. Aus dem neuen Kölner Helden wurde innerhalb kurzer Zeit einer, für den die Fans nichts mehr übrig hatten als Schmähungen der ganz üblen Sorte.
Er hätte seine Wechselabsichten für sich behalten und in aller Stille aus Köln verschwinden können. Aber Patrick Helmes ist keiner, der sich großartig darüber den Kopf zerbricht, was die Leute von ihm denken. „Das Verhältnis zu den Fans ist zwar jetzt nicht mehr so überragend“, sagt er, „aber ich bin nicht der Typ, der die Leute warten lässt. Es gibt vielleicht welche, die das nicht verstehen. Aber die werden es auch nicht mehr verstehen.“
Mittelmäßiger Start
Helmes' Start in die laufende Saison geriet eher mittelmäßig, er litt unter der Bürde des Kapitänsamtes, mit dem Christoph Daum ihn mehr belastet als motiviert hatte. „Da waren sechs, sieben Spiele, in denen ich wirklich schlecht war“, erinnert sich Helmes. Die Spielführerbinde trägt mittlerweile Matthias Scherz, Helmes hat sich zurückziehen können. „Ich habe mir gesagt: »Jetzt hältst du einfach mal die Fresse«. Und ich glaube, dass das allen gut getan hat. Mir hat es jedenfalls gut getan.“ Sechs Treffer hat er in der Hinrunde erzielt und einige vorbereitet, das ist für einen Nationalspieler zwar nicht großartig, aber in Ordnung. Gemeinsam mit Milivoje Novakovic bildet er das stärkste Sturmduo der Zweiten Liga. „Das Zusammenspiel mit Nova funktioniert im Grunde so, dass der Ball irgendwann ins Tor geht“, sagt Helmes. Seit zweieinhalb Jahren ist er Profi beim 1. FC Köln, damit gehört er in diesen unsteten Zeiten beim FC zu den dienstältesten Profis. Aufkommenden Abschiedsschmerz verspürt er dennoch nicht, dafür ist Patrick Helmes zu sehr Stoiker. „Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr vor mir, in dem ich mich ordentlich verabschieden will. Am Ende reicht es mir, wenn die Leute sagen: »Er hat uns wenigstens zum Aufstieg geschossen«.“
Die Rückkehr in die Erste Liga soll sein Vermächtnis sein, bevor für ihn bei Bayer 04 Leverkusen eine neue Phase seiner Karriere beginnt, womöglich mit Spielen auf internationalem Niveau, im Kreise seiner Kollegen aus der Nationalmannschaft. Die EM in Österreich und der Schweiz bleibt jedenfalls ein Ziel des Angreifers. „Ich weiß, dass Joachim Löw viel von mir hält. Wenn ich meine Leistung im Verein weiter bringe, bin ich sicher, dass ich mit zur EM fahre.“ Vor dem Ruhm auf Europas großer Bühne steht allerdings die Grundlagenarbeit im Trainingscamp von Christoph Daum an der seit gestern Nachmittag verregneten türkischen Südküste. Helmes gerät nicht gerade ins Schwärmen, wenn er die Bedingungen im Hotel „Kremlin Palace“ zusammenfasst: „Wir haben hier das Nötigste: „Das Nötigste ist da: Bett ist da, Essen ist da, Trainingsplatz, Toilette - es geht uns hier nicht schlecht.“
Quelle: ksta.de