Eine Klasse für sich

  • Am Samstag kommt es in der BayArena zum Topspiel. Bayer 04 Leverkusen trifft auf den Hamburger SV und will im Duell mit dem direkten Verfolger den dritten Platz verteidigen.



    Ein Protagonist auf dem Rasen freut sich ganz besonders auf diese Begegnung: Sergej Barbarez, 36 Jahre jung, schnürte für die Hanseaten sechs Jahre lang die Fußballschuhe, bevor er 2006 nach Leverkusen ging.


    "Spiele gegen den HSV sind etwas Besonderes"


    "Es ist immer etwas Besonderes, gegen den HSV zu spielen. Ich hatte in Hamburg eine sehr schöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke", erzählt der Offensiv-Allrounder. Die Verbindung zur Hafenstadt ist noch immer groß. "Nach meiner Karriere werde ich nach Hamburg zurückkehren", sagt Barbarez, dessen Familie nach seinem Wechsel zu Bayer 04 in Hamburg geblieben ist.


    Vor der Partie gegen den HSV strahlt der Bosnier Gelassenheit aus: "Wir müssen uns eigentlich nur auf uns und unser Spiel konzentrieren."


    Bodenständigkeit trotz Platz 3


    Dass sich Leverkusen gleich zum Rückrundenauftakt auf den begehrten dritten Platz, der zur Teilnahme an der Champions League Qualifikation berechtigt, vorgeschoben hat, lässt ihn unberührt.


    "Unser Ziel lautet, dass wir in den internationalen Wettbewerb wollen. Deshalb sollte man die aktuelle Situation nicht überbewerten. In dieser Saison kann noch so viel passieren. Außerdem wollen viele Vereine unter die ersten Drei kommen", tritt Barbarez auf die Euphoriebremse.


    Vertragsgespräche laufen


    Der Vertrag des torgefährlichen Routiniers läuft zum Saisonende in Leverkusen aus. Gut möglich, dass Barbarez auch in der nächsten Saison in der Bundesliga auf dem Platz steht. Dass Gespräche mit dem Verein über eine Vertragsverlängerung im Gange sind, bestätigte der Torschützenkönig aus dem Jahr 2001.


    Überraschen würde ein neuer Kontrakt niemanden. In der aktuellen Spielzeit überzeugte Barbarez bislang mit vier Toren und fünf Assists. Am vergangenen Wochenende war er mit zwei Torvorlagen maßgeblich am 3:2-Erfolg der Werkself in Cottbus beteiligt.


    Fußball zum Genießen


    Konkrete Zukunftspläne für die Zeit nach seiner aktiven Laufbahn hat der Ex-Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas (47 Länderspiele) noch nicht geschmiedet: "Ich genieße es im Moment einfach, nur Fußball zu spielen."


    Wenn er seine Fußballschuhe eines Tages an den Nagel gehängt haben wird, habe er immer noch genügend Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, erklärt der Linksfuß.


    Eine ungewöhnliche Karriere


    Barbarez' Karriere in Deutschland begann im Jahr 1991. Während er damals seine Verwandten hierzulande besuchte, brach in seiner Heimat Bosnien der Krieg aus. Sein Onkel arrangierte ein Probetraining bei den Amateuren von Hannover 96, Barbarez überzeugte, und blieb in Deutschland.


    Über die Stationen Union Berlin, Hansa Rostock und Borussia Dortmund landete er im Jahr 2000 schließlich beim Hamburger SV, wo er in sechs Spielzeiten mit 65 Toren die Herzen der Fans eroberte. Mittlerweile hat der 1,88 Meter große Ballkünstler 315 Bundesligaspiele (95 Tore) auf dem Buckel. Hinzu kommen 18 Zweitligaspiele (zwei Tore) aus seiner Zeit bei Hannover 96.


    Top-Werte


    Zum "alten Eisen" gehört der kopfballstarke Offensivspieler, der 2005 in Bosnien zum "Mann des Jahres" und zum "Sportler des Jahres" gekürt wurde, jedoch noch lange nicht. Das belegen allein die Statistiken aus der aktuellen Saison, in der er bereits 14 Mal zum Einsatz kam.


    75 Prozent seiner 540 gespielten Pässe erreichten einen eigenen Mitspieler, dabei legte er 30 Torschüsse auf und suchte sieben Mal selbst den Abschluss. Mit neun Scorerpunkten zählt er zu den absoluten Leistungsträgern in der Mannschaft.


    Großes Herz


    Abseits des Fußballplatzes ist Barbarez im sozialen Bereich sehr engagiert. Unter anderem unterstützt er ein Kinderheim in seiner Heimat Bosnien. Es spricht für ihn, dass er über seine sozialen Tätigkeiten nicht viele Worte verlieren will. Anderen Menschen zu helfen, das ist für ihn selbstverständlich.


    Der 17. September 2008 fällt auf einen Mittwoch. Sergej Barbarez feiert an diesem Tag seinen 37. Geburtstag. Wenn es alles gut läuft, spielt er an jenem Abend mit Bayer 04 in der Champions League, im Rampenlicht auf der großen europäischen Bühne. Es wäre noch einmal ein schöner Höhepunkt, im Herbst seiner Karriere.


    Julian Franzke



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