Kripo ermittelt wegen des Verdachts illegaler Absprachen
Frankfurt (RPO). Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) sind ins Fadenkreuz des Bundeskartellamtes geraten. Auf Beschluss des Amtsgerichtes Bonn untersuchten Beamte der Kriminalpolizei und des Bundeskartellamtes die Geschäftsräume beider Verbände an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt/Main und beschlagnahmten dabei zahlreiche Unterlagen.
Die Razzia wurde im Rahmen eines gegen DFB und DFL eingeleiteten Ordnungswidrigkeiten-Verfahrens wegen "des Verdachts wettbewerbsbeschränkender Absprachen" durchgeführt.
Genaue Fakten liegen noch nicht vor, das Bundeskartellamt vermutet dem Vernehmen nach aber illegale Absprachen. "Es besteht ein begründeter Verdacht, dass der Wettbewerb um Sponsoren zwischen DFB, DFL und den Vereinen ausgeschaltet wurde", erklärte Pressesprecherin Silke Kaul.
"Wettbewerb um Sponsoren ausgeschaltet"
"Dieser Vorfall ist für uns alle unfassbar. Da wir stets korrekt und fair mit allen Behörden zusammenarbeiten, was besonders bei der WM 2006 ein Erfolgsgeheimnis war, gibt es nicht den geringsten Grund, etwas zu verschleiern. Hätte uns das Bundeskartellamt direkt kontaktiert, hätte es eine saubere Antwort mit allen gewünschten Unterlagen erhalten", reagierte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach empört auf die Aktion.
"Dieser Vorfall ist unfassbar"
"Wir erkennen nicht den Hauch eines Ansatzes für unrechtmäßiges Verhalten bei uns. Die Durchsuchung, die auf dem Verdacht einer Ordnungswidrigkeit und nicht einer Straftat basiert, ist ein trauriges Beispiel dafür, wie in der Zusammenarbeit mit Behörden jede Vertrauensbasis zerstört werden kann", meinte der DFB-General weiter.
Im "DSF" führte er am Abend weiter aus: "Die ganze Aktion hat uns ganz unvorbereitet getroffen. Ich selber arbeite 20 Jahre im Haus, andere noch länger, und keiner kann sich erinnern, dass es so etwas je gegeben hat. Insofern waren wir überrascht, geschockt und bestürzt."
Den Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit wies Kaul allerdings zurück: "Wir haben unsere Gründe dafür, warum wir die Form einer Hausdurchsuchung gewählt haben. Es gibt auch die Möglichkeit, sich schriftlich Sachverhalte darstellen zu lassen, aber wir haben bewusst darauf verzichtet."
Kaul betonte zudem, dass es sich nicht um eine "große Aktion" gehandelt habe, sondern es in solchen Fällen eben auch mal Verbände treffen könne. "Wir führen uns nicht auf wie Rambos, sondern machen nur vernünftig unsere Arbeit."
Die Sprecherin bestätigte, dass ihre Behörde aufgrund eines Artikels in der "Sport Bild" auf den Sachverhalt aufmerksam geworden ist. Dabei ging es darum, dass Bundesligist Bayer Leverkusen im vergangenen Sommer mit seinem damaligen Hauptsponsor RWE in Gesprächen um eine Vertragsverlängerung war, der Energieversorger aber zeitgleich mit dem DFB über ein Engagement im Juniorenbereich verhandelte.
Zwanziger: "Nicht mehr nachvollziehbar"
"Ich habe den Beschluss gelesen und das Ganze nüchtern ertragen. Was in diesem Staat passiert, ist nicht mehr nachvollziehbar", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger voller Empörung der Tageszeitung "Die Welt".
Erst auf Intervention von Bayer Leverkusens Finanzgeschäftsführer Wolfgang Holzhäuser soll der DFB anschließend die Verhandlungen mit RWE beendet haben. Als Konsequenz aus diesen Dissonanzen wurde anschließend eine gemeinsame Arbeitsgruppe eingerichtet, um solche Probleme bei der Sponsorensuche in Zukunft zu vehindern.
Nach Darstellung des Bundeskartellamtes sollen der DFB und die DFL diese Arbeitsgruppe für den Bereich des Sponsorings mit dem Ziel gebildet haben, den Wettbewerb zwischen dem DFB und den Lizenzvereinen um Sponsoren auszuschließen.
DFB und DFL, denen das Ordnungswidrigkeiten-Verfahren und der darin geschilderte Verdacht nach offizieller Darstellung bislang völlig unbekannt waren, weisen die Vorwürfe zurück. Der DFB teilte mit, dass er alle Facetten der Rechtmäßigkeit dieser Ermittlungsmaßnahme überprüfen lassen werde, insbesondere die Verhältnismäßigkeit der Durchsuchung. Außerdem zieht der DFB auch Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die beteiligten Behörden in Erwägung.
Ausdrücklich erklärte die Kartellbehörde am Dienstag, dass die angeordnete Durchsuchung in keinem Zusammenhang mit den aktuellen TV-Ausschreibungen der DFL steht, die derzeit ebenfalls in aller Munde ist.