Die unsichtbare Klasse

  • Die unsichtbare Klasse


    Das 0:2 ist die logische Folge eines Spiels, zu dem Skibbes Mannschaft keine Einstellung gefunden hat.


    Bochum - Träume sind erlaubt im Fußball, aber manchmal werden sie furchtbar schnell bestraft. Nach Wochen des Höhenfluges verlor Bayer 04 Leverkusen in Bochum zum ersten Mal ein Pflichtspiel in diesem Jahr. Das bloße Ergebnis von 0:2 war schon ernüchternd für das Team von Michael Skibbe. Die Leistung aber war es noch mehr. „Wir haben gegen einen aggressiven Gegner nie zu unserer spielerischen Linie gefunden“, sagte der Trainer, „und dann muss man sich nicht wundern, wenn Fehler passieren und man am Ende so ein Spiel verliert.“


    Der VfL wusste, wo Bayers große Stärke liegt: Im Mittelfeld, das mit den beiden defensiven Strategen (Rolfes, Vidal) und der offensiven Dreierkette (Schneider, Barbarez, Barnetta) an guten Tagen Spielfreude und Gefahr versprüht. „Wir wollten sie unbedingt daran hindern, zu kombinieren, denn wenn man das zulässt, wird einem schnell schwindlig“, sagte Bochums Trainer Marcel Koller.


    Verstärkte Defensive


    So arbeiteten die Gastgeber mit vier Mittelfeldspielern, die alle mehr oder weniger defensiv ausgerichtet waren. Damit hatte Bayer Probleme. Sie wirkten allerdings erst einmal nicht bedrohlich. Zwar erspielte sich der Favorit in der ersten Halbzeit nicht eine Torchance, aber René Adler litt in seinem leuchtend weißen Meister-Proper-Torwartshirt unter bedenklicher Beschäftigungslosigkeit.


    Dennoch passierte in Bochum vor der Pause noch etwas Wichtiges. In der 36. Minute holte sich Sergej Barbarez die fünfte Gelbe ab, der Bosnier wird zwischen den beiden Uefa- Pokal-Spielen gegen Hamburg nächsten Sonntag Pause haben, wenn die Kollegen zu Hause Hannover 96 empfangen. Die Halbzeit unterbrach dieses Spiel, veränderte es aber kaum. Es blieb eine fußballarme Angelegenheit, in der sich Bochum wohl fühlte und Leverkusen nicht. Plötzlich kam der Außenseiter auch zu Standardsituationen und dem Ansatz von Torchancen. Benjamin Auer knallte den Ball nach einer Ecke aus der Drehung übers Tor (58.), im Gegenzug hatte Bernd Schneider für Bayer den ersten freien Torschuss des Nachmittags, traf aber nur Lastuvka.


    Allerdings griff jetzt der Masterplan des Fußballs für Spiele dieser Art. Die Mannschaft mit der größeren Klasse wurde für ihre Unfähigkeit bestraft, sie sichtbar werden zu lassen. Nach 66 Minuten schuf Marc Pfertzel gegen die offenbar auf Abseits spekulierende Bayer-Abwehr mit einem Flügelwechsel ein Kopf ballduell zwischen Schneider (1,75 m) und Dabrowski (1,95 m). Der Ausgang war logisch, der Ball geriet vor die Füße des Bochumer Kapitäns Thomas Zdebel, der aus zehn Metern unbedrängt einschoss.


    Trainer Michael Skibbe tat das Erwartete und brachte die Ex-Bochumer Gekas und Freier für Vidal und Barbarez, als Wink an das Schicksal, dem glücklosen Ex- Torjäger Theofanis Gekas an seiner alten Wirkungsstätte ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. Aber das Schicksal wollte nicht. Bayer rannte sich in einer entschlossenen Bochumer Abwehr-Wand fest, die Gastgeber kamen zu Kontern. Drei Minuten vor Schluss erzielte Dabrowski nach Pass des eingewechselten Azaouagh das verdiente 2:0 für den VfL.


    Die erste Leverkusener Pflichtspiel-Niederlage des Jahres 2008 war perfekt. Bayer rutschte in der Tabelle von Platz drei auf vier ab. Michael Skibbe versuchte, den Rückschlag mit Fassung zu tragen. „Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagte er, „aber wir haben uns viel zu wenige Torchancen heraus gespielt, deshalb hat Bochum auch verdient gewonnen.“


    KSTA