Hab ich selbst geschrieben für die REPORTUNIO, die Online-Zeitung von Comunio...
Werde jetzt wohl aber doch nen anderen abgeben, aber wollte ihn trotzdem mal posten...was meint ihr...Kritik erwünscht...
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Zwischen Farbenstadt und Nationalteam
Von Jannis Carmesin
Die Geschichte von Bayer 04 Leverkusen ist recht schnell erzählt:
Am 1. Juli 1904 wurde auf Wunsch einiger Mitarbeiter des Leverkusener Bayerwerks der Antrag auf die Gründung eines „Turn- und Sportvereins“ genehmigt. Es folgte der kontinuierliche Aufstieg der Werkself, der 1979 dann in die Fußballbundesliga führte. Bayer etablierte sich recht schnell und wurde 1988 Uefa-Cup-Sieger. 1993 gewann Bayer erstmals den DFB-Pokal und wurde in den folgenden Jahren zum Bundesligaspitzenteam mit dem zweifelhaften Highlight dreier Vizetitel in der Saison 2001/2002. „Vizekusen“ – nur einer der spottenden Spitznamen für Bayer 04.
Es folgte eine entscheidende Saison fürs die Werkself. Nach den Abgängen von Leistungsträgern wie Zé Roberto und Ballack, die nur zwei Beispiele für große Spieler aus der Leverkusener Schule darstellen, stand Bayer kurz vor dem Abstieg. Bayer fing sich jedoch rechtzeitig und die großen finanziellen Verlusten, die mit dem sportlichen Misserfolg Hand in Hand gingen, wirken mit ein wenig Abstand als positiver Effekt.
Der Verein leitete die notwendige Konsolidierungsphase ein und musste verstärkt auf Spieler aus den eigenen Reihen bauen. Gonzalo Castro und René Adler sind die Musterbeispiele für die erfolgreiche Jugendarbeit der Leverkusener. Bayer setzt auf junge, deutsche Spieler als neues Konzept.
Ergänzt werden die Eigengewächse durch Spieler wie Stefan Kießling, Manuel Friedrich, Lukas Sinkewicz und Simon Rolfes, die allesamt mindestens zum erweiterten Kreis der Nationalspieler gehören. Dieser deutschen Garde stehen ausländische Jungnationalspieler wie Tranquillo Barnetta, Pirmin Schwegler und Arturo Vidal zur Seite und sogar unauffällige Ex-Bankdrücker wie Hans Sarpei, der aus Wolfsburg kam, sind bei Bayer Mosaiksteine des Gesamterfolges.
Erfahrene Spieler wie Sergej Barbarez, der seinen gefühlten fünften Frühling erlebt oder Nationalspieler Bernd Schneider runden den Kader ab. Da fällt nicht einmal sonderlich ins Gewicht, dass etwa Torschützenkönig Theofanis Gekas noch nicht so richtig unterm Bayer-Kreuz angekommen ist. „Die Mischung stimmt einfach“, behaupten Experten einstimmig.
Vater des Erfolgs ist Trainer Michael Skibbe. Der introvertiert wirkende Gelsenkirchener hatte lange mit dem Gegenwind aus der eigenen Anhängerschaft zu kämpfen, doch der aktuelle Erfolg ließ die meisten Kritiker verstummen. Man merkt, dass der gemütliche Skibbe zum gemütlichen Leverkusen passt wie die faust aufs Auge.
Er weiß mit den „jungen Wilden“ umzugehen, arbeitete er doch seit seinem sehr frühen Karriereende als Jugendtrainer beim FC Schalke 04 und dem DFB. Der Ex-DFB-Assistenztrainer legt Wert auf schnellen gepflegten Offensivfußball, sorgt mit seiner Besonnenheit für ein ruhiges Medienumfeld und pflegt die Kameradschaft. Zusammen mit Wolfgang Holzhäuser, Michael Reschke und Rudi Völler, einem langjährigen Freund, baut Skibbe in Leverkusen ein perspektivreiches Team auf und scheint nicht die Gefahr früherer Zeiten zu laufen, die die Mannschaft auseinanderbrechen lassen könnte.
Alle Leistungsträger sind langfristig gebunden und scheinen sich pudelwohl zu fühlen. Zweistellige Millionen-Angebote von europäischen Topclubs für Rolfes, Barnetta und Co. wurden ausgeschlagen und Stefan Kießling statuierte ein Exempel, indem er beim Interesse von Arsenal und Tottenham dankend ablehnte und ganz nebensächlich hinzufügte:
„Ich sehe mich für die nächsten Jahre in Leverkusen.[...] Wir bauen hier etwas auf und am Ende steht das Ziel, Deutscher Meister zu werden.“
Das sportliche Konzept scheint als voll aufzugehen, doch die Vereinsführung hat auch noch andere Baustellen zu bearbeiten.
Zum einen wäre da der Umbau der BayArena. Die „graue Maus“ unter den Bundesliga-Stadien soll laut Rudi Völler zur „schönsten Arena Deutschlands“ werden. Der Umbau soll ein weiteres Zeichen des Aufbruchs für den Verien sein. Die Zuschauerkapazität wird auf gut 30.00 Zuschauer erhöht und als Highlight wird ein überdimensionales Bayer-Kreuz das Stadiondach schmücken. Bayer 04 bekennt sich zum Werk und das nicht nur in der neuen Spielstätte.
Die „werkself“-Kampagne, eine breit angelegte Werbekampagne, bestehend aus Fanartikeln, Kino- und TV-Spots und Zeitungswerbung entwickelte sich zum Riesenerfolg und wurde vor kurzem mit dem „ISPO Marketingpreis des Sports“ prämiert. Der SVB ist Bayer – und Bayer ist der SVB!
Ja, auch der Weltkonzern profitiert vom sportlichen Erfolg des Teams. Die 25 Millionen Euro, die die Bayer AG Schätzungen zu Folge jährlich in den Verein pumpt bringt das Team beinahe verdreifacht durch seinen Werbewert wieder auf die Konten des Pharmariesen.
Und auch die Anhängerschaft bekennt sich ohne Scham als „Pille“. In Fangesängen wird stolz von „der Abwehr aus Talcid“ oder den Tabletten als Nachtlager erzählt, womit den gegnerischen Anhängern gleichzeitig der Wind aus den Segeln genommen wird.
Außerdem starteten die Ultras Leverkusen eine beeindruckende Unterschriftenaktion, mit der sie um den Erhalt des Bayer-Kreuzes, eines der wenigen Wahrzeichen der Stadt kämpfte. Man kämpfte unermüdlich und nach der Übergabe der mehr als 20.000 Unterschriften gab das Werk den Verbleib bekannt.
Es wächst also etwas heran in Leverkusen und Bayer scheint den eingeschlagenen Weg zielstrebig weiterzugehen. Aus der stark geförderten Jugendarbeit kratzen schon wieder Talente wie Richard Sukuta-Pasu (17), Stefan Reinartz (19) oder der derzeit an den SV Wehen Wiesbaden ausgeliehene Dennis Schmidt (19) an der Tür zum Profikader und im Sommer wird nach langem Hick-Hack Nationalstürmer Patrick Helmes (23) vom 1. FC Köln an die andere Rheinseite wechseln.
Es wird sich zeigen, wohin es geht für Bayer 04. Es ist eine Aufbruchstimmung zu spüren in der „Farbenstadt“ und alles scheint angerichtet für eine rosige Zukunft! Quo vadis SVB?
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