VON UDO BONNEKOH
Leverkusens sonstige Technik-Zentrale produziert in Bochum Ausschuss-Ware. Der tief enttäuschte Trainer Michael Skibbe hofft auf einen Einzelfall, sieht aber auch die Gefahr der Wiederholung.
Michael Skibbe hat sich nicht gleich vergraben können vor Gram. Doch so einfach abzuhaken vermochte er dieses ziemlich einschneidende, ernüchternde Erlebnis vom Vorabend auch nicht. Die sechste Saison-Niederlage, das 0:2 in Bochum, entfaltete bei Bayer Leverkusens Trainer so etwas wie Langzeitwirkung, weil ihn der Rückschlag offenbar unverhofft traf.
„Ich bin deshalb so sehr enttäuscht, weil wir es in keiner Phase geschafft haben, Linie in unser Spiel zu bringen. Wir sind nur mitgerannt und haben mitgekämpft. Das war’s dann auch“, klagte der Fußball-Lehrer, der eben anderes gewöhnt ist von seinem zuletzt über den grünen Klee gelobten Team.
Und genau das – die Einheit von Kampf und Kunst – erwartet er von Bayers Ensemble am Donnerstag (21.05 Uhr) im ersten Uefa-Cup-Achtelfinale gegen den Hamburger SV und am Sonntag im nächsten Bundesliga-Match gegen Hannover. Andererseits mag er keine Garantie dafür übernehmen, dass die absolut unzureichende Darbietung in Bochum ein Einzelfall bleibt. „Das kann immer mal wieder passieren“, sagte Skibbe. Leverkusens Spiele laufen auch in Zukunft ohne Gewähr.
Selbst am Tag danach glaubte man noch die klammheimliche Freude der Bochumer über ihren Coup gegen einen Gegner von hohem Anspruch hören zu können. Und Thomas Zdebel, der gegen die Leverkusener wie auch seine Kollegen handwerklich mit schwerem Räumgerät arbeitete, lieferte das probate Rezept fürs Siegen gleich mit.
„Die Leverkusener haben es nicht gern, wenn man ihnen auf den Füßen steht. Und genau das haben wir gemacht – alle, von vorn bis hinten“, sagte der Schütze des alle Beteiligten überraschenden 1:0.
„Die enorme Aggressivität ist ja auch die größte Stärke des VfL“, bekräftigte Skibbe, und diese Vorgehensweise hat seine Mannschaft nicht unvorbereitet getroffen. „Wir haben gewusst, wie die Bochumer spielen“, bekannte Bernd Schneider, der diesmal auch nicht seinen kreativen Tag hatte. „Wir haben den Ball nicht laufen lassen und nur zwei, drei durchdachte Aktionen nach vorn gehabt“, stellte Skibbe fest.
Bayers Mittelfeld, sonst Technik-Zentrale mit innovativen Kräften, erwies sich als Produktionsstätte von Ausschuss-Ware. „Außer Stefan Kießling hat niemand von uns den Ball richtig behaupten können“, kritisierte der Coach. Und da mussten speziell Schneider, Sergej Barbarez und Tranquillo Barnetta die Ohren geklingelt haben.
Simon Rolfes fand an diesem Tag auch keine Bande, Arturo Vidal, der in seiner Hast (und Theatralik) kaum mal zielgerichtet arbeitet, kann keine tragende Rolle spielen. Und wenn dann noch den Innenverteidigern Standfestigkeit und Orientierung abgehen, ist es nicht mehr weit her mit Bayers Zauber.