Das sprechende Tor

  • VON CHRISTOPH PLUSCHKE, 07.03.08, 22:20h, AKTUALISIERT 07.03.08, 22:23h


    Leverkusen - Während seines nun schon neunmonatigen Daseins in Leverkusen hat sich Theofanis Gekas nicht unbedingt den Ruf einer Plaudertasche erworben. Der Grieche ist nun mal nicht der Mann großer Worte, zumal er des Deutschen noch nicht mächtig ist. Gelegentlich kommt aber auch der Schweiger aus Larissa nicht umhin, sich öffentlich zu äußern - wenn er durch außergewöhnliche Leistungen am Arbeitsplatz von sich reden gemacht hat, wenn er mal wieder getroffen hat, wenn er buchstäblich gefragt ist. Dann muss sogar er was sagen. Oder sagen lassen. Also machte in der Nacht zum Freitag auch der von Bayer 04 offiziell bestellte Dolmetscher Überstunden und gab als Medium des vor sich hinflüsternden Gekas immer wieder dieselben Antworten: Ja, er sei überglücklich, das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg über den Hamburger SV geschossen und damit der Mannschaft geholfen zu haben. Na klar, das habe ihm nach der langen Zeit des Misserfolgs richtig gutgetan. Aber nein, er habe niemals an sich gezweifelt, sondern stattdessen immer weiter hart gearbeitet und fest daran geglaubt, eines Tages wieder die Chance zu bekommen, allen zu zeigen, was er wirklich kann. Und überhaupt, bei Bayer fühle er sich wie in einer großen Familie.


    All das hat Gekas ausrichten lassen zum Ausklang eines Uefa-Cup-Abends, an dem sich Bayer 04 eine gute Ausgangsposition für das Achtelfinal-Rückspiel am nächsten Mittwoch (17.45 Uhr) beim HSV geschaffen hat. Ob diese Partie und dieses eine, womöglich ja extrem wichtige Tor für den von manchem Kritiker bereits als Fehleinkauf titulierten 27-jährigen Stürmer die entscheidende Wende zum Guten gebracht hat, muss sich allerdings noch erweisen. So hat er nun zwar gute Aussichten, aber keineswegs die Gewissheit, auch am kommenden Sonntag (17 Uhr) im Heimspiel gegen Hannover 96 abermals zur Anfangsformation zu gehören.
    Wert eindrucksvoll bewiesen


    Jedenfalls hat Gekas, der in der Liga trotz nur unregelmäßiger Einsätze mit acht Treffern nach wie vor als erfolgreichster Leverkusener Schütze der laufenden Saison geführt wird, seinen Wert für das Team mit dem Kopfballtor zum 1:0 gegen die Hamburger, aber auch mit seiner insgesamt kämpferisch tadellosen Vorstellung eindrucksvoll bewiesen. Die Kollegen reagierten entsprechend erleichtert. „Wie sehr wir uns mit ihm gefreut haben, hat man doch an unserem Jubel gesehen. Wir sind halt eine funktionierende Einheit“, bemerkte der Sturmpartner Stefan Kießling. „Fanis hat eine schwere Zeit hinter sich, es war nicht einfach für ihn - auch wegen seiner Sprachprobleme“, erzählte Sergej Barbarez und formulierte - zugegebenermaßen nicht zum ersten Mal, aber einmal mehr zutreffend - den Satz aller Sätze über den stillen Gekas: „Er lässt halt seine Tore sprechen.“


    Während Bayer-Trainer Michael Skibbe von einem „redlich verdienten Sieg“ berichtete und sein Hamburger Pendant Huub Stevens der eigenen Verärgerung Luft machte („Das war das Schlechteste, was ich bisher vom HSV gesehen habe“), zeigte sich Hannovers Coach Dieter Hecking als Augenzeuge der deutsch-deutschen Uefa-Cup-Begegnung durchaus beeindruckt vom nächsten Gegner: „Wir treffen am Sonntag auf eine der spielstärksten Mannschaften der Liga. Die Forderung an meine Mannschaft ist, die Leverkusener in ein intensives Spiel zu verwickeln.“


    Bayer 04 Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei - Rolfes, Vidal - Kießling, Schneider, Barnetta - Gekas. - Hannover 96: Enke - Cherundolo, Ismael, Zuraw (Vinicius), Tarnat - Balitsch, Schulz - Lauth, Pinto (Bruggink), Huszti - Hanke. - Schiedsrichter: Fleischer (Sigmertshausen).


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