Torzauber vom griechischen Flaschengeist
VON FRANK NÄGELE, 09.03.08, 21:41h, AKTUALISIERT 09.03.08, 21:45h
Leverkusen - Manchmal, wenn es der Fußball ganz gut meint mit seinen Anhängern, erscheint er ihnen in Gestalt eines Märchens. In Leverkusen passiert das dieser Tage durch die wundersame Auferstehung des Griechen Theofanis Gekas. Just in dem Moment, da es so schien, als sei der Torschützenkönig der vergangenen Saison bei Bayer 04 in der Versenkung verschwunden, taucht er auf wie der Geist aus der Flasche und erfüllt Wünsche. Am Donnerstag im Uefa-Pokal mit seinem 1:0 gegen den Hamburger SV. Und gestern in der Bundesliga mit einem Tor und einer Vorlage beim 2:0-Sieg über Hannover 96.
Dass er überhaupt spielte, hatte Gekas möglicherweise nur der fünften Gelben Karte von Sergej Barbarez aus dem Spiel in Bochum zu verdanken. Weil Stamm-Mittelstürmer Stefan Kießling auf der dadurch verwaisten offensiven Mittelfeldposition spielen musste, wurde der Platz im Angriffszentrum frei. Und Gekas zeigte von der ersten Sekunde an, dass er diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Nach zwei Minuten blockte Cherundolo einen Schuss des Griechen im Strafraum mit der Hand, Schiedsrichter Helmit Fleischer wollte darin wohl wegen des geringen Abstands keine Absicht gesehen haben und verzichtete auf die Verhängung eines Strafstoßes.
Nach diesem ersten Höhepunkt schien die Partie einzudämmern, Pinto (17.) und Schulz (21.) hatten Chancen für Hannover, da klappte der Tor-Zauber zum ersten Mal. Über Kießling kam der Ball zu Gekas, der Hannovers Torwart Robert Enke vor dem Fünfmeterraum herum stehen sah. Ein raffinierter Heber von der Strafraumgrenze hatte den gewünschten Effekt, Der Ball segelte aufreizend langsam ins Tor der Gäste. Bayer 04 Leverkusen führte nach einer halben Stunde wie aus dem Nichts 1:0.
Zwei Minuten später lag das Stadion dem Griechen schon wieder zu Füßen. Allerdings nur für Sekunden. Das vermeintliche 2:0 aus kurzer Distanz fiel wohl, wie Schiedsrichter Fleischer entschied, aus einer Abseitsstellung und zählte nicht. Gekas interessierte das aber wenig, denn an diesem Tag beschränkten sich seine Fähigkeiten nicht alleine auf das Aufspüren von Torchancen, er bereitete sie auch vor. Wie diese in der 39. Minute: Kießling spielt den Mittelstürmer an, der leitet im Strafraum hervorragend weiter auf Barnetta, der von der rechten Seite zum 2:0 einschießt.
Leverkusen hatte danach keine Probleme mehr, die Partie locker abzuwickeln. Mit ein wenig mehr Präzision bei den Kontern wäre das Resultat in der zweiten Halbzeit noch viel deutlicher geworden. Bernd Schneider spazierte in der 58. Minute von der linken Seite höchst frei in den Strafraum der Niedersachsen, aber beim Versuch eines Kunstschusses misslang der Abschluss, und der Ball rutschte über den Winkel (50.). Ein paar Minuten später hatte Kießling die Chance zum 3:0, schlug die Einladung aber ebenfalls aus. Hannover tauchte nur einmal gefährlich vor Leverkusens Torwart Adler auf, als Vidal ein Rückpass misslang, doch Brugging schoss den Ball neben das Tor.
Und so erschien der Geist aus der Flasche nach einem ungefährdeten 2:0-Sieg zu Sirtaki-Klängen mit dem Megaphon in der Hand vor der Fan-Tribüne und feuerte die Menge mit den beiden deutschen Worten an, die er am besten beherrscht: Humba täteräää.