VON KERSTIN THESING, 11.03.08, 21:01h, AKTUALISIERT 11.03.08, 21:04h
KÖLN / HAMBURG. Michael Skibbe mochte sich gestern auch nach der Ankunft im windigen Hamburg nicht in die Karten schauen lassen. Um 12.30 Uhr hatte sich der Trainer von Bayer 04 Leverkusen mit seinen Spielern von Düsseldorf aus auf den Weg in die Hansestadt gemacht. Da alle Mann an Bord des Fliegers waren, also auch der zuletzt gesperrte Ex-Hamburger Sergej Barbarez, plagt den Trainer nun ein Luxusproblem. Wen soll er im heutigen Achtelfinal-Rückspiel des Uefa-Cups gegen den HSV (17.45 Uhr / live in der ARD) draußen lassen? „Ich kann das nicht sagen und ganz genau weiß ich es auch noch nicht“, schmunzelt Skibbe, „es gibt wenige Geheimnisse zwischen Huub Stevens und mir, aber die Aufstellung werden wir möglichst bis zum Schluss nicht verraten.“
Während HSV-Trainer Stevens deftige Personalsorgen plagen, grübelt Skibbe, ob er wie im Hinspiel dem Chilenen Arturo Vidal eine Pause gönnt, dafür Tranquillo Barnetta ins defensive Mittelfeld stellt und vorne mit Barbarez, Bernd Schneider, Stefan Kießling und dem zuletzt so starken Theofanis Gekas agiert. „Das wäre denkbar“, bestätigt Skibbe. Unwahrscheinlich ist, dass er Nationalspieler Bernd Schneider auf die Bank setzt. Der hatte zwar zuletzt weniger gut gespielt, „ist aber ein eminent wichtiger Spieler“, wie Skibbe betont: „Bernd hat einen kleinen Durchhänger, da kommt er aber nur über Spielpraxis raus. Er wird seine Form schon relativ schnell wiederfinden.“ Die Werkskicker wirken entspannt. Sie sind nicht nur alle fit, sondern haben zuletzt auch gut gespielt. Das knappe 1:0 aus dem Hinspiel verleitet aber zumindest verbal keinesfalls zu Nachlässigkeiten. „Die Chancen stehen 51:49“, sagt Sportdirektor Rudi Völler. „Wir haben eine ordentliche Ausgangsposition, aber nicht mehr“, ergänzt Skibbe.
Hamburg schon mit 40 Pflichtspielen
Ein Treffer reicht den Hanseaten, um alles wieder offen zu gestalten. Die Bayer-Taktik wird dementsprechend aussehen: „Wir wollen erstmal defensiv gut stehen, da der HSV offensiv sehr gut ist und immer stark bei Standardsituationen“, erklärt Skibbe, „aber natürlich werden wir auch versuchen, sie mit schnellen, gefährlichen Kontern zu ärgern.“
Die Offensivkraft der Hamburger hat zuletzt allerdings merklich nachgelassen. Erstmals in dieser Saison blieben sie im Hinspiel in Leverkusen sowie im Ligaspiel in Nürnberg auswärts in Deutschland ohne Torerfolg. Die Top-Torschützen Rafael van der Vaart und Ivica Olic wirken überspielt. Kein Wunder, hatte der HSV doch schon 40 Einsätze in dieser Saison - so viele wie keine andere deutsche Mannschaft. „Wir sollten vermeiden uns einzureden, dass wir müde sind“, warnt dennoch Torwart Frank Rost. Und auch der pragmatische Stevens will von Spiel-Stress überhaupt nichts wissen: „Das ist doch alles Quatsch“, polterte er: „Ein Profi muss in der Lage sein, drei Partien pro Woche zu bestreiten.“
Einige seiner Schützlinge werden dennoch nicht in der Lage sein, anzutreten. Romeo Castelen (Knie) und Mohamed Zidan (Zerrung) fallen verletzt aus. Der Einsatz von Guy Demel (Adduktoren) sowie Jerome Boateng (Leiste) ist fraglich. Vincent Kompany und Nigel de Jong sind gesperrt. Und Collin Benjamin ist wegen des Todes seines Vaters in seine Heimat Namibia geflogen. „Not macht erfinderisch“, nimmt Stevens die Misere mit Galgenhumor. So könnte erstmals in dieser Saison der regelmäßig verletzte frühere argentinische Star Juan Pablo Sorin im Kader stehen.
Die möglichen Aufstellungen: Hamburg: Rost; Demel, Reinhardt, Mathijsen, Boateng; Jarolim; Choupo-Moting, van der Vaart, Trochowski; Guerrero, Olic. - Leverkusen: Adler; Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei; Rolfes, Barnetta; Schneider, Barbarez, Kießling; Gekas. - SR.: Undiano Mallenco (Spanien).