Triumph in der Niederlage

  • Triumph in der Niederlage
    VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 13.03.08, 07:42h
    Fußball - UEFA-Pokal - Hamburger SV - Bayer


    Wer von den Leverkusenern noch Kraft hatte zum Tanzen, der tanzte am Mittwochabend im Mittelkreis der Hamburger Arena. Die Bayer 04-Profis bildeten einen Kreis und lagen sich in den Armen, sie hatten mit großen Aufwand und viel Glück etwas Besonderes geschafft. Leverkusen steht wieder im Viertelfinale des Uefa-Cups. Eine 2:3 (1:0)-Niederlage gegen den Hamburger SV reichte dafür aus, die Auswärtstore von Sergej Barbarez und Theofanis Gekas machten nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel vor einer Woche den Unterschied. "Ein glücklicher Sieg", gestand Trainer Skibbe ein.


    Dieses Rückspiel in Hamburg wurde für Bayer 04 zum Tanz auf der Rasierklinge. Die Abwehr, eigentlich seit Monaten die solide Basis für Leverkusens schönen Kombinationsfußball, geriet gegen die agilen Hamburger von einer Not in die nächste Verlegenheit. Bayer 04, überraschend ohne Bernd Schneider in der Startelf, hatte es in der ersten Halbzeit Torwart René Adler zu verdanken, dass dem HSV nach einigen schweren Fehlern der Defensive nicht schon mehrere Tore gelangen. Ein bisschen hatte der HSV auch selbst Schuld: Aus 14 Metern hätte Ivica Olic das leere Tore eigentlich treffen müssen (9.). Immerhin fand Leverkusen in dieser Phase noch zu eigenen Offensivaktionen. Eine davon mündete in einem Freistoß, den Tranquillo Barnetta scharf und flach in den Strafraum schickte. Sergej Barbarez lenkte den Ball ins Tor (18.), verzichtete aber auch große Jubelposen. Sechs Jahre hat der Bosnier einst Tore für den HSV geschossen. "Ich wollte nicht den Kasper machen. Die Leute haben Respekt verdient", sagte Barbarez.


    Es war das ersehnte Auswärtstor, von dem alle annahmen, dass es Leverkusen reichen würde. Zumal der ersatzgeschwächte, aber trotzdem spiel- und kampfstarke HSV weitere Beispiele für seine schon die ganze Saison während Chancenverschwendung lieferte oder an Adler scheiterte. Erst der eingewechselte Trochowski traf, nach 53 Minuten zischte sein Schuss von der Strafraumgrenze zum Ausgleich ins Eck. Nur zwei Minuten später erlief Gekas einen 50-Meter-Befreiungsschlag oder Traumpass von Hans Sarpei und schob den Ball geschickt an Torwart Rost vorbei ins Tor. Es war die Fortsetzung der erstaunlichen Wiederauferstehungsgeschichte des Leverkusener Griechen. Aber dieses 2:1 war, so fand Trainer Skibbe, ein gefährliches Tor: "Ich weiß nicht, was danach in die Mannschaft gefahren ist. Mit einem Mal war das Spiel weg. Wir haben nur noch reagiert."


    Chaos in der Hintermannschaft


    Leverkusen vergaß fortan jede Spielkultur, verlor die Bälle schnell oder drosch sie nur weit weg. Entsprechend schnell kamen sie wieder zurück. Es brach in einigen Szenen echtes Chaos aus in der Hintermannschaft um Manuel Friedrich. Nach 64 Minuten erzielte Guerrero das 2:2 und sorgte für neue Hoffnung beim HSV. Allerdings hätte der Peruaner gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen - in der ersten Hälfte hatte der Schiedsrichter einen rot-würdigen Ellbogenstoß von Guerrero gegen Arturo Vidal übersehen.


    So konnte der HSV zu elft auf die fehlenden zwei Tore drängen und Leverkusen seine hohe Intensität aufzwingen. Es war wieder Guerrero, der in der 80. Minute das 3:2 vorbereitete. Haggui hatte den Ball verloren, Rolfes wurde ausgespielt, van der Vaart schob den Ball ins Tor. Der Rest war Zittern. "Wir taumelten über die Ziellinie", sagte Skibbe. Am Freitag wird in Nyon die nächste Runde ausgelost. Ausnahmsweise äußerte Leverkusens Coach dazu einen Wunsch: "Hauptsache, nicht wieder ein deutscher Gegner."


    Hamburger SV: Rost - Brecko, Reinhardt, Mathijsen, Atouba (62. Boateng) - Jarolim, Odjidja-Ofoe (46. Trochowski) - Demel, van der Vaart, Olic (76. Sam) - Guerrero.


    Bayer 04 Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei - Rolfes, Vidal (87. Bulykin) -Kießling, Barbarez (72. Schwegler), Barnetta - Gekas (81. Callsen-Bracker).


    Schiedsrichter: Mallenco (Spanien). - Zuschauer: 38 083. - Tore: 0:1 Barbarez (18.), 1:1 Trochowski (53.), 1:2 Gekas (55. ), 2:2 Guerrero (64.), 3:2 van der Vaart (80.).


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