Skibbe im Interview : „Einige schmücken sich mit fremden Federn”

  • Modern und erfolgreich: Skibbe ist der Trainer der Saison. Im EXPRESS-Interview kritisiert der Bayer-Coach den Helden-Status von Klinsi und Löw...


    Von THOMAS GASSMANN


    Leverkusen - Bayer Leverkuse - das ist pure Fußball-Lust. Schnell, schön, erfolgreich. Dahinter steht ein Mann, der wenig Schlagzeilen produziert.


    Michael Skibbe (42) haut verbal nicht auf den Putz. Er analysiert lieber, wirkt dabei oft unterkühlt. Wie kann so einer Spaßfußball zelebrieren?


    Bayer-Coach Skibbe im Interview :



    Glückwunsch, Sie sind der Trainer der Saison. Ihr Team spielt tollen Fußball, die Experten und Fans sind begeistert. Wie kommt das?


    Danke, aber ich habe immer offensiven Kombinationsfußball gepredigt.



    Als Bundestrainer neben Teamchef Rudi Völler galt der Fußball der DFB-Elf als antiquiert und unansehlich.


    Ich habe eine andere Wahrnehmung. Bei der WM 2002 haben wir gegen Saudi-Arabien, Kamerun und im Finale gegen Brasilien guten Fußball geboten. Außerdem: Es hängt auch immer vom Spielermaterial ab.



    Bei der verkorksten EM 2004 hatten Sie das Image des Fehlerflüsterers.


    Das tat weh, das gebe ich zu. Aber jetzt ist mir mein Image egal.



    Das Spielsystem galt als unmodern, die Mannschaft überaltert.


    Tatsächlich? Rudi Völler und ich haben die neue Ära mit jungen Spielern doch erst eingeleitet. Wir haben Podolski, Schweinsteiger und Lahm in den EM-Kader geholt. Metzelder und Friedrich kamen auch als junge Spieler zu uns.



    Das wurde aber kaum erwähnt. Jürgen Klinsmann und Joachim Löw haben sich das Image der Talentförderer erworben.


    Da schmücken sich einige mit fremden Federn.



    Wird Ihre Arbeit zur Zeit stärker gewürdigt?


    Ja. Die Akzeptanz ist größer. Und das größte Lob, das der ganze Klub bekommen kann, ist, dass Spieler wie Rolfes, Kießling, Adler oder Castro ihre Verträge bei uns verlängert haben, obwohl viele andere Vereine Interesse haben. Die Jungs spüren eben, dass es bei Bayer Spaß macht, das etwas heranwächst. Die möchten dabei sein und haben deshalb gesagt: Okay, ich möchte bleiben.



    War das tatsächlich geplant, dass Sie, Völler und Manager Reschke auf junge, talentierte und größtenteils deutsche Spieler setzen, die technisch begabt sind?


    Ja, das war geplant, weil der Klub sich konsolidieren wollte. Aber wir haben das auch aus voller Überzeugung gemacht.



    Wird René Adler noch in den EM-Kader rutschen?


    Es wird schwer. Ich denke nicht, dass Joachim Löw seine Rangfolge Lehmann, Hildebrand und Enke noch mal ändern wird.



    Wie ist Ihr Kontakt zu Löw?


    Sehr gut.



    Ist das deutsche Team EM-Favorit?


    Nein. Eher Mitfavorit. Italien und Frankreich schätze ich als gleichwertig ein.



    Kann Bayer bald Meister werden?


    Innerhalb von zehn Jahren werden die Bayern sechs- oder siebenmal Meister. Wenn sie es mal nicht schaffen sollten, wollen wir dabei sein, wenn es um den Titel geht.



    Bleiben Sie über das Vertragende 2009 bei Bayer?


    Die Atmosphäre hier ist top. Die Arbeit macht großen Spaß. Wenn das so bleibt, würde ich gerne weiter arbeiten.



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