Kießling ackert und trifft einmal
Der 24. Spieltag war für die deutschen Nationalspieler alles andere als ein berauschendes Fußballfest. Alleinig Stürmer Stefan Kießling stach nach kicker-Noten heraus, doch den absoluten Killerinstinkt legte auch der Leverkusener Schlaks nicht an den Tag. Einen ganz rabenschwarzen Tag ewischten die Münchner Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger. In der Torwartfrage gibt es weiterhin keinerlei Hinweise, denn alle, die hinter dem erneut nicht eingesetzten Jens Lehmann spielten, zeigten eine ordentliche Leistung.
Tor: Lehmann auf der Bank, der Rest ordentlich
Im deutschen Tor gab es keinen Ausreißer - weder nach oben, noch nach unten. Von den drei Bundesliga-Keepern, die Bundestrainer Joachim Löw auf der Liste hat, zeigte Hannovers Robert Enke nach kicker-Noten die beste Leistung, kassierte gegen die abstiegsgefährdeten Bielefelder zwei Tore, die kaum zu vermeiden waren.
René Adler bekam mit seinen Leverkusenern gegen Nürnberg nicht wirklich viel aufs Tor. Wenn dies doch der Fall war, war der 23-Jährige auf dem Posten. Beim Gegentor war er machtlos, weil Nationalverteidiger Manuel Friedrich den Ball abfälschte. Auch Schalkes Manuel Neuer kassierte ein Tor, wobei der Duisburger Georgiev den Ball einfach traumhaft traf - der Schlenzer, bei dem Neuer zugegebenermaßen weit vor dem Tor stand, war einfach zu gut, um ihn zu entschärfen.
In Spanien war Valencias Keeper Timo Hildebrand beim 1:2 gegen den FC Sevilla an beiden Gegentreffern chancenlos, und die deutsche Nummer 1, Jens Lehmann, musste beim 1:1 seines FC Arsenal gegen Middlesbrough erneut Manuel Almunia den Vortritt lassen. Der 38-Jährige ist damit seit dem 20. Februar (0:0 gegen Milan) ohne Spielpraxis.
Abwehr: Lahm und Jansen von der Rolle
Der notenbeste Abwehrspieler am 24. Spieltag war der Schalker Heiko Westermann, den sein Trainer Slomka eigentlich gar nicht in der Startelf aufbieten wollte. Der 24-Jährige, gegen den MSV als Innenverteidiger eingesetzt, spielte, weil Krstajic erkrankte, und machte gegen Duisburg nach einer Ecke den Siegtreffer. Die unter Löw geplante erste Wahl in der Zentrale, Per Mertesacker und Christoph Metzelder, konnte am Wochenende nicht glänzen. Der Bremer fehlte Rot-gesperrt, der Madrilene absolvierte wegen einer Fuß-OP seinen letzten Einsatz für die "Königlichen" am 28. November 2007 (2:3, in der Champions League beim SV Werder).
Neben Westermann zeigten sich die beiden Friedrichs recht stabil. Manuel leistete gegen Nürnberg souveräne Abwehrarbeit, trotz des unglücklichen Abfälschers zum zwischenzeitlichen 1:1. Arne war gegen Rostock mehr unter Druck, doch in der Regel hatte der Berliner Kapitän alles im Griff. Die Ausreißer nach unten leisteten sich die Münchner Philipp Lahm und Marcell Jansen. Beide durften ein wenig mittun in Cottbus, Lahm die erste Hälfte, Jansen die zweite, doch überzeugen konnte keiner der beiden Linksverteidiger. Offensivaktionen Fehlanzeige, Defensivarbeit mangelhaft.
Mittelfeld: Hitzlsperger mit Ausrufezeichen
Im deutschen Mittelfeld setzten Piotr Trochowski und Thomas Hitzlsperger Ausrufezeichen. Im Falle des Hamburgers war es allerdings ein eher kleineres, der Stuttgarter fiel immerhin als Torschütze zum 1:1-Endstand des VfB in Bochum auf. Dabei hatte der Linksfuß bis zum Anpfiff um seinen Einsatz wegen Muskelbeschwerden zittern müssen und war hinterher "überrascht, dass es so gut lief".
Überhaupt nicht gut lief es für Hitzlspergers Kollege Roberto Hilbert, der beim VfL nicht in die Spur kam, sich die fünfte Gelbe Karte abholte (ein Novum in der Karriere des 23-Jährigen) und zudem eine Riesenchance verballerte. Obwohl die Leverkusener derzeit durch ihre Spielfreude gefallen, ist überraschenderweise Bernd Schneider daran nicht sonderlich beteiligt. Der Bayer-Kapitän kommt in dieser Runde nicht richtig in Schwung, gegen den Club wurde er zur Halbzeit ausgewechselt, weil er in der Rückwärtsbewegung seine bekannten Schwächen zeigte und zudem offensiv kaum Akzente setzen konnte. Sein Stammspieler-Status wackelt damit in der Skibbe-Elf.
Ähnliches ist für Bastian Schweinsteiger nichts Neues. Der Münchner musste in Cottbus auf der für ihn ungewohnten Doppelsechs mit Zé Roberto spielen, weil Demichelis kurzerhand suspendiert wurde. Dass Schweinsteiger auf anderen Positionen besser zurechtkommt, wusste sein Trainer Hitzfeld spätestens in der Halbzeit, nachdem der 23-Jährige vor allem beim 0:1 ganz alt aussah, weil er Skela im Strafraum ungehindert flanken ließ. Schweinsteiger ist mehr denn je in der Bringschuld. Nationalelf-Kapitän Michael Ballack lieferte beim 1:0 seines FC Chelsea in Sunderland eine durchwachsene Vorstellung ab und wurde in der 73. Minute durch Essien ersetzt.
Sturm: Nur Kießling glänzt
Das galt am 24. Spieltag auch für fast alle deutschen Stürmer. Immerhin traf Kevin Kuranyi, doch ansonsten enttäuschte der Schalker Torjäger restlos. Das gilt in erschreckender Form auch für Miroslav Klose, der in Cottbus einen rabenschwarzen Tag erwischte und keinen Abschluss aufs Tor zu verzeichnen hatte.
Mario Gomez, der Topmann des vergangenen Spieltags, musste in Bochum wegen Muskelbeschwerden zunächst draußen bleiben. Als er in der 63. Minute kam, konnte er das VfB-Offensivspiel nicht mehr richtig beleben und scheiterte mit seiner einzigen Aktion im Strafraum an VfL-Keeper Lastuvka.
Den besten Tag der deutschen Stürmer erwischte Leverkusens Stefan Kießling, der gegen seinen Ex-Klub Nürnberg 90 Minuten durchackerte. Er erzielte ein Tor, wobei man sagen muss, nur ein Tor. Der Schlaks ließ zwei weitere hundertprozentige Chancen aus, was aber den starken Eindruck unter Löws Augen nicht schmälerte.