Wer ist der nächste?

  • FUSSBALL | 1. BUNDESLIGA


    21.03.2008
    Wer ist der nächste auf der Liste?



    Bayern empfängt Bayer - auf dem Platz geht es um die Meisterschaft. Doch es steht noch mehr auf dem Spiel. Mehrfach hat der FCB dem Werksclub Stars weggekauft und dem Fahrt aufnehmenden Konkurrenten den Wind aus den Segeln genommen. Wir blicken zurück und spekulierten, wer der nächste auf der Einkaufsliste der Münchner sein könnte.


    Bayer Leverkusen hat sich in den letzten knapp 20 Jahren als perfektes Ausbildungszentrum für kommende Bayern-Stars erwiesen. Brasilianische Stars wie Jorginho, Zé Roberto, Lucio, Paolo Sergio über die Zwischenstation Rom stellten ihre Bundesligareife zunächst am Rhein unter Beweis.


    Bayer agiert vor allem bei der Integration der südamerikanischen Stars vorbildlich. Frank Ditgens, Koordinator für die Betreuung ausländischer Fußballer beim Werksclub, berichtete in der ZEIT, wie wichtig vor allem der Sprachunterricht ist: "Das ist entscheidend. Wenn ein Spieler im Alltag sprachlich zurechtkommt, fühlt er sich wohl. Er ist besser integriert. Er hat mehr Kontakt."



    Spielerverkauf als wirtschaftlicher Faktor


    Doch auch aus wirtschaftlichen Interessen wird die möglichst schnelle Integration forciert. "Wenn er das kann, spielt er besser. Damit erhöht sich der Wert des Spielers. Das hat bei Jorginho, Emerson, Paulo Sergio, Zé Roberto und zuletzt Lucio funktioniert. An den Transfers dieser Spieler, ins Ausland oder zu Bayern München, hat Bayer 04 Leverkusen Geld verdient."
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    Für den möglichst reibungslosen Deutschunterricht betrieb Ditgens Abteilung erheblichen Aufwand. Eigens wurden neue Deutschbücher entwickelt, da sich die Spieler vorher über das Lehrmaterial kaputtgelacht hatten. Lucio zum Beispiel soll empört gerufen haben, als er die Abbildung einer Waschmaschine im Buch erblickte: "Lass mich damit zufrieden.‘" Auch mit Sprachübungen zum Thema Socken stopfen konnte Lucio nichts anfangen. "Sie müssen einen Spieler, der nach Brasilien zur Nationalmannschaft fliegt, der Champions League spielt, ständig unterwegs ist, ein Lehrbuch geben, das ihn motiviert Deutsch zu lernen", erklärte Ditgens.


    Und das hat Bayer ausgezeichnet geschafft. Bayern München profitierte davon. Allerdings zahlte sich der Verkauf nur auf der finanziellen Seite für Bayer aus. Sportlich warfen die Abgänge den Club regelmäßig zurück.


    Jorginho:


    Den Anfang machte in der Saison 1992/93 Jorginho. Der Brasilianer hatte sich in seinen fast drei Jahren in Leverkusen an die deutsche Mentalität und die Sprache gewöhnt und sich zum Leistungsträger und Führungsspieler entwickelt. Dann schlugen die Bayern zu und verpflichteten den Rechtsverteidiger der damals knapp am UEFA-Cup-Platz gescheiterten Werkself für 2,8 Millionen Mark.


    Jorginho zahlte die Summe mit Leistung zurück. Bei Fans und Mitspielern war er gleichermaßen beliebt. Der gläubige Katholik führte Bayern München 1994 mit dem entscheidenden Tor am letzten Spieltag zum 2:0 gegen Schalke zur deutschen Meisterschaft. Unvergessen bleibt seine Jubelgeste. Den Treffer widmete er seinem kurz vorher tödlich verunglückten Landsmann Ayrton Senna, indem er als Rennfahrer jubelte.


    Ballack und Zé Roberto:


    Den wohl herbsten Aderlass musste Bayer aber zur Saison 2002/03 hinnehmen. Im Paket wechselten Michael Ballack (6 Mio. Euro) und Zé Roberto (9,5 Mio.) vom Rhein an die Isar. Bayer hatte in der abgelaufenen Spielzeit die wohl erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte absolviert und unter Klaus Toppmöller sowohl die Vizemeisterschaft in der Bundesliga und in der Champions League gefeiert. Mit attraktivem Offensivspiel hatten Ballack und Co. ganz Europa begeistert. Leverkusen, obwohl noch ohne nationalen Meistertitel, wurde sogar eingeladen, der Vereinigung der großen europäischen Fußballclubs G-14 beizutreten.


    Doch nach dem Weggang von Ballack und Zé Roberto konnte der Club nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen. Da die Neuzugänge zudem die entstandene Lücke nicht zu schließen vermochten, fanden sich die Leverkusener nach missratenem Saisonstart plötzlich sogar in Abstiegsgefahr. Erfolgstrainer Klaus Toppmöller musste gehen, Amateurtrainer Thomas Hörster musste übernehmen. Doch erst der dritte Trainer dieser Spielzeit, Ex-Bayer Klaus Augenthaler, rettete die Werkself letztlich vor dem Abstieg.


    Ballack holte mit den Bayern dreimal das Double, schoss in vier Jahren 44 Bundesligatore. Allerdings konnte er in der Champions League mit der Mannschaft keine Erfolge vorweisen. Ein Makel, den die Verantwortlichen und die Fans ihm bei seinem Abschied vorwarfen. So pfiffen ihn die Anhänger bei seiner Verabschiedung im Mai 2006 gnadenlos aus.


    "Ich freue mich auf den FC Bayern ohne Ballack. Ich gehe davon aus, dass wir nun unser spielerisches Potenzial mehr ausschöpfen", schickte Trainer Felix Magath hinterher. Doch der Trainer irrte sich, ohne den Mittelfeldstar hinkte er in der Meisterschaft hinterher und musste letztlich seinen Hut nehmen. Magath war es übrigens auch, der sich für den Abschied von Zé Roberto stark gemacht hatte. Doch, dass der Weggang ein Fehler war, fiel schnell auf. Nach Magaths Entlassung wurde der Brasilianer zurück geholt trickst und brilliert momentan auf der Sechser-Position.


    Lucio:


    Dass aber Brasilianer auch beinharte Verteidiger sein können, bewies Lucio von 2001 bis 2004 in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen. In 92 Spielen schoss er 15 Tore und entwickelte sich unter Trainer Klaus Augenthaler zur Weltklasse und hatte entscheidenden Anteil daran, dass Bayer Leverkusen 2003/04 auf dem dritten Platz landete.


    Dann schlug wieder der FC Bayern zu und schnappte sich den Innenverteidiger für stolze 12 Mio. Euro. Bayer bekam in der Folgesaison jedoch Probleme und landete am Ende auf Platz sechs. In den Spielzeiten 05/06 und 06/07 kam man immerhin wieder auf den fünften Platz vor.


    Der Zweikampf- und kopfballstarke und obendrein torgefährliche Nationalspieler dagegen feierte große Erfolge an der Isar und personifiziert den Erfolgswillen des FC Bayern. Immer gewinnen und niemals aufgeben, heißt sein Motto. Zudem identifizierte er sich über lange Zeit voll mit dem Rekordmeister. "Ich bin 100 Prozent Bayern", sagt er. Allerdings hält ihn dies nicht davon ab, möglicherweise am Ende der Saison zum FC Barcelona zu wechseln.


    Bayer wieder im Aufwind


    Aktuell schickt sich Bayer an, wieder in die Sphären des FC Bayern vorzustoßen. Im UEFA-Cup qualifizierte sich Leverkusen für das Viertelfinale. Im Halbfinale könnte das direkte Duell mit den Bayern drohen. Und auch in der Meisterschaft haben die Rheinländer wieder Tuchfühlung zu den Münchnern aufgenommen. Momentan liegen sie mit sechs Punkten Rückstand auf dem dritten Platz. Ein Sieg könnte sie aber wieder auf Schlagdistanz heranbringen.


    Doch daran will Sportdirektor Rudi Völler nicht denken. "Wir bleiben aber auf dem Boden, weil wir wissen, wie das Bundesliga-Geschäft ist. Wenn man zwei Mal nicht gewinnt, ist man schon wieder Fünfter oder Sechster. Das kann sehr schnell gehen", erklärte er gegenüber bundesliga.de und umriss das Konzept, dass Bayer so stark macht: „Wir haben eine Mannschaft mit einer guten Mischung aus vielen jungen und einigen erfahrenen Spielern. Trainer Michael Skibbe schafft es, genau die Art und Weise Fußball spielen zu lassen, die den Leuten in Leverkusen gefällt und zudem erfolgreich ist."


    Das wird auch den Bayern nicht verborgen geblieben sein und gerade einige der jungen Spieler werden sich über kurz oder lang im Notizbuch der Bayern-Verantwortlichen wieder finden.


    Mögliche Kandidaten für Bayern


    Tranquillo Barnetta hat sich mit seinen 22 Jahren bereits zum Leistungsträger aufgeschwungen und spielt national wie international auf hohem Level. Der Schweizer besitzt einen Vertrag bis 2010 und beteuerte bisher immer: "Ich fühle mich rundherum wohl, hier findet eine tolle Entwicklung statt." Allerdings soll er für eine festgeschriebene Ablöse den Club verlassen können.


    Junge, deutsche Nationalspieler sind für den FC Bayern immer eine Überlegung wert. Stefan Kießling wird auch immer mehr in den Fokus rücken. Der 24-Jährige ist aber vorerst raus aus dem Pokerspielchen. Vor zwei Wochen verlängerte der Nationalspieler seinen ursprünglich bis zum 30. Juni 2010 datierten Vertrag vorzeitig um zwei Jahre und betonte: "Ich fühle mich mit meiner Familie in Leverkusen sehr wohl. Im Team und im Verein wird etwas aufgebaut, damit wir in ein, zwei Jahren um die deutsche Meisterschaft mitspielen können."


    Ebenfalls ein unverzichtbarer Eckfeiler im Team von Trainer Michael Skibbe ist Simon Rolfes. Der Nationalspieler brilliert im Spielaufbau mit Übersicht und präzisem Passspiel und zeichnet sich auch als Torschütze aus. Seit dem 10. September 2005 hat er alle Spiele für Bayer bestritten. Die Karriere des 26-Jährigen gilt als Musterbeispiel für einen behutsamen Aufbau. Der nächste logische Schritt wäre ein Wechsel zu einem ganz großen Club.


    Die Liste könnte man sicherlich mühelos um Namen wie René Adler, Arturo Vidal etc. erweitern. Man darf gespannt sein, wann der FC Bayern wieder zuschlagen wird.


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