Trotz zweier Niederlagen in der Bundesliga war Michael Skibbe vor dem UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Zenit St. Petersburg optimistisch. Er sollte bitter enttäuscht werden. Bayer Leverkusen wurde von einem bärenstarken russischen Gegner beim 1:4 auseinandergenommen.
Skibbe setzte von Beginn an wieder auf Bernd Schneider, der zuletzt wegen seiner Formkrise nur auf der Bank gesessen hatte. Die Leistung des Nationalspielers war jedoch symbolisch für das ganze Team. Kraft- und ideenlos war Schneider nur ein Schatten seiner selbst. Folgerichtig musste er nach 62. Minuten seinen Platz für Sergej Barbarez räumen.
Skibbe hatte seine Mannschaft auf ein Geduldspiel vorbereitet und genau so begann Bayer. Abwartend und um Kontrolle bemüht bewegte sich Leverkusen im Schneckentempo in Richtung russisches Tor. Die Hausherren ließen dabei jegliche Inspiration vermissen.
St. Petersburg übernimmt das Kommando
Zenit schaute sich das Treiben eine Viertelstunde ganz entspannt an. Dann hatte die Mannschaft von Trainer Dick Advocaat, der aufgrund einer Sperre auf der Tribüne Platz nehmen musste, gemerkt, dass gegen diesen Gegner mehr möglich ist. St. Petersburg übernahm die Initiative und bewies dabei genau die Fähigkeiten, vor denen Michael Skibbe seine Mannschaft im Vorfeld gewarnt hatte.
Laufstark, ballsicher und kombinationsstark präsentierte sich das Team von der Newa. Blitzschnell schalteten die Gäste bei Ballbesitz um und spielten zielstrebig in die Spitze. Die ersten Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Der erste Schuss von Pavel Pogebnyak verfehlte in der 17. Minute noch das Tor. Kurze Zeit später musste Rene Adler aber schon beherzt eingreifen, um Zyryanov am Führungstreffer zu hindern.
Das 0:1 in der 20. Minute war angesichts des Spielverlaufs keine Überraschung mehr. Leverkusens Barnetta leistete sich im Mittelfeld einen Fehlpass. Andrei Arshavin schnappte sich auf der rechten Seite die Kugel und marschierte geradewegs bis in den Strafraum. Aus spitzem Winkel hämmerte er den Ball unter die Latte. Im Gegenzug hatte Barnetta die Gelegenheit, seinen Fehler wieder gutzumachen, doch er scheiterte mit einem Schuss an Torwart Malefeev.
Ausgleich aus dem Nichts
Doch diese Szene täuschte über die Kräfteverhältnisse hinweg. St. Petersburg schien Herr der Lage zu sein. Umso überraschender war der Ausgleich in der 33. Minute. Dieses Mal war es Barnetta, der Arshavin im MIttelfed den Ball abnahm und auf die linke Seite zu Gekas passte. Dessen Flanke landete auf dem Kopf von Schneider. Abwehspieler Shirokov klärte noch auf der Linie, doch die Kugel landete bei Stefan Kießling, der zum 1:1 vollendete.
Verdient war es nicht, aber die Partie war wieder völlig offen. Bayer konnte den Schalter an diesem Tag jedoch nicht umlegen, daran änderte auch die Halbzeitpause nichts. Spielerisch war St. Petersburg klar besser und zusätzlich half Bayer auch noch kräftig mit. Wieder leitete ein Fehlpass, dieses Mal war es Manuel Friedrich, einen Treffer ein.
Debakel nach der Pause
Erneut landete das Leder bei Ashavin, der zur Abwechslung über die linke Seite marschierte und mit einem Flachpass den gänzlich ungedeckten Pogebnyak bediente. Der brauchte nur noch zum 1:2 einzuschieben (52.). Die nächsten Minuten waren für Bayer-Fans nur schwer zu ertragen.
Die Hausherren wurden regelrecht vorgeführt. Es war symptomatisch, dass auch noch der sonst so sichere Rene Adler einen Aussetzer hatte und eine 28-Meter-Schuss von Anyukov zum 1:3 passieren ließ (61.). St. Petersburg kombinierte munter weiter und nahm Bayer auseinander.
Den nächsten Konter schloss Igor Denisov zum 1:4 (64.) ab. Leverkusen konnte froh sein, dass es Zenit nach diesem Treffer ruhiger angingen ließ. Zudem reagierte Michael Skibbe und brachte mit Sarpei und Sinkiewicz zwei neue Defensivkräfte. Dennoch hatte Bayer am Ende Glück, dass an diesem katastrophalen Abend nicht noch weitere Tore für St. Petersburg fielen. Über den Einzug in das Halbfinale des UEFA-Cups redet in Leverkusen nun niemand mehr.
Lars Ahrens
sportal.de