VON RALPH ELSEN
RP) Bayer erlebte gestern im Uefa-Cup beim 1:4 gegen St. Petersburg sein Waterloo. Das Team knickte wie im Vorjahr gegen Osasuna total ein. Auf die Leverkusener kommen jetzt womöglich ganz frostige Zeiten zu.
Vom Band lief über Lautsprecher das Lied, das in Leverkusen schon mal Hochkonjunktur hatte. „Steh’ auf, wenn du am Boden bist“, jener Song der Toten Hosen, der 2002, als Bayers Fußballer nach einer großartigen Saison sämtliche Finalspiele vergeigten, häufig erklang, um den traurigen Verlierern Mut zu machen für den nächsten Anlauf. Doch die Botschaft verfehlte diesmal völlig ihre Wirkung nach der fürchterlichen 1:4-Klatsche gestern Abend im Uefa-Cup-Viertelfinale gegen die flotten Russen von St. Petersburg. „Wir haben uns total neben der Spur bewegt und sind wieder genau so eingeknickt wie in der vergangenen Saison gegen Osasuna“, sagte Michael Skibbe, und auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Furchen bei diesen Worten.
Nach 80 Minuten hatten viele Bayer-Fans, die ausgesprochen hoffnungsvoll in das Duell mit Zenit gegangen waren, die Nase gestrichen voll und den Ort des Grauens bereits vorzeitig verlassen. Wer mag es ihnen auch verdenken, wo doch schon die Leverkusener Spieler auf dem Rasen lediglich den Eindruck erweckten, liebend gern flüchten zu wollen. Einen beherzten Fight jedenfalls vermochte Bayer dem russischen Meister nie zu bieten. Höchstens eine Viertelstunde lang war’s ein Duell auf Augenhöhe, nachdem Stefan Kießling der Ausgleich gelungen war. „Jetzt geht’s los“, skandierte die Nordtribüne, doch irgendwie schien das allein St. Petersburg als Aufforderung zu begreifen.
Bayer taumelte bei den Schnellangriffen des Gegners und hing eigentlich in der kompletten zweiten Hälfte in den Seilen. „Aber schon vor der Pause haben wir das Niveau des Gegners nie halten können“, monierte Skibbe, der gar nicht erst versuchte, den Eindruck zu erwecken, hier handele es sich nur um einen Betriebsunfall zur völlig unpassenden Zeit. „Es wird ganz schwer, das Team jetzt wieder aufzubauen vor der Partie am Sonntag in Dortmund. Denn eigentlich haben wir schon die ganze Rückrunde über Probleme und einige Spiele recht glücklich im Ergebnis gebogen, wie in Cottbus oder im Uefa-Cup gegen Hamburg“, klagte der Coach, der jetzt wohl vor der größten Herausforderung in seiner Leverkusener Zeit steht.
Von der Depression waren schließlich alle befallen, selbst Torhüter René Adler, bislang noch meist der Souverän, ließ sich anstecken. Stefan Kießling, dem sich später noch einmal eine gute Gelegenheit mit einem gelungenen Volleyschuss bot, hatte wenigstens den ein oder anderen lichten Moment mit seinem Eifer. „Aber insgesamt haben wir uns viel zu brav präsentiert, das reicht auf diesem Niveau eben nicht“, meinte Sportchef Rudi Völler. Kurz nach Frühlingsbeginn kommen auf Bayer ganz frostige Zeiten zu.