Das Viertelfinal-Hinspiel ging klar verloren. Zenit St. Peterburg war einfach eine Nummer zu groß.
Von THOMAS GASSMANN und ARNO SCHMITZ
Leverkusen – Punkt 20.19 Uhr war das schreckliche Euro-Desaster perfekt. Während die Bayer-Fans fluchtartig die Arena verließen, marschierten die Männer in den rot-schwarzen Trikots wie geschundene Hunde vom Rasen.
Bye-bye Bayer! Das war es wohl wieder mit dem Traum vom Einzug ins UEFA-Cup-Halbfinale.
Nach dem 1:4 gegen die wie entfesselnd aufspielenden Hochgeschwindigkeitsfußballer von Zenit St. Petersburg hilft im Rückspiel nur noch ein Wunder.
Und es kamen Erinnerungen hoch. Fast exakt vor einem Jahr scheiterte Bayer ebenfalls im Viertelfinale an einem sogenannten Underdog. Damals ging Leverkusen daheim mit 0:3 gegen Osasuna unter.
Trainer Michael Skibbe wirkte nach dem fußballerischen Offenbarungseid schwer angeschlagen. „Wir sind alle ernüchtert, dass wir auf diesem Niveau wieder nicht mithalten konnten. Wie im letzten Jahr haben wir im UEFA-Cup lange gut mitgespielt, aber erneut zu Hause alles verspielt. Ich kann schwer erklären, warum das so ist.”
Sportchef Rudi Völler nutzte die Gelegenheit zu einer erbarmungslosen Abrechnung. „Furchtbar, das war eine ganz bittere Niederlage.“ Und dann attackierte er die Einstellung der Mannschaft.
„Fußball ist ein Kampfsport, das muss der Gegner dann auch mal spüren. In einem Heimspiel musst du auch mal dazwischenhauen. Aber bei uns hingen zu viele Spieler durch, dann kannst du einfach nicht mithalten.„ Und überhaupt: Die Russen seien an diesem Abend einfach „wie eine Champions-League-Mannschaft“ (Völler) aufgetreten.
Das Team von Trainer Dick Advocaat, der wegen einer UEFA-Strafe auf der Tribüne saß, spielte modernsten Turbofußball, gegen den die Bayer-Profis wie eine ausgebrannte Dampf-Lok aus den Anfängen des Industriezeitalters aussahen.
Vor allem Andrej Arschawin übertölpelte mit seinen unfassbaren Antritten die völlig hilflosen Leverkusener und war der überragende Mann auf dem Platz. Der Stürmer schoss das 1:0, bereitete das 1:2 vor.
Advocaat sagte nach dem Spiel nur: „Ein wunderbarer Tag für uns.” Ein furchtbarer für Bayer.