Ruhe als Heilmittel

  • VON UDO BONNEKOH


    Das Desaster gegen St. Petersburg hat Michael Skibbe nicht ratlos, sondern nur enttäuscht zurück gelassen. Vor der Bundesliga-Partie morgen in Dortmund ist der Trainer von der Hoffnung erfüllt, die richtigen Maßnahmen zu treffen.


    Sie strebten dem Ausgang zu nach einem kleinen Imbiss – allein oder in einer übersichtlichen Gruppe. Karim Haggui schleppte sich zur Treppe, Tranquillo Barnetta und Pirmin Schwegler machten sich mehr (Barnetta) oder weniger (Schwegler) schleppend auf den Heimweg, schließlich verabschiedete sich auch René Adler in die Nacht.


    Und allen Leverkusenern, die den Eindruck erweckten, als hätten sie gerade eine unverhoffte Begegnung mit einer kapitalen Abrissbirne hinter sich, glaubte man das schmerzende Schädelbrummen ansehen zu können.


    Und Trainer Michael Skibbe machte sich nach dem desaströsen 1:4 gegen Zenit St. Petersburg in einem ungleichen Gefecht einen schweren Kopf, wie er das nach allen Regeln der Kunst von den Russen zerzauste Team würde einigermaßen herrichten können fürs Bundesliga-Treffen am Sonntag mit Borussia Dortmund in der Arena an der B 1.


    „Die Niederlage muss da oben raus“, sagte der schwer mitgenommene Haggui und tippte sich dabei an die Stirn. Aber wie soll Skibbe („Das war von A bis Z Scheiße“) das Vergessen beschleunigen und gleichzeitig den in den vergangenen Wochen verloren gegangenen Zusammenhalt fördern? „Ich muss mir noch ein paar Gedanken bis zum Wochenende machen“, sagte der Bayer-Coach, der vor schwierigen Entscheidungen steht.


    Er kann ja nicht das ganze Team umkrempeln. Da fehlt es an Auswahl, obwohl Skibbe selbst den gegenteiligen Eindruck zu erwecken versucht („Es kann jeder jeden ersetzen, wir haben einen guten Kader“). Lukas Sinkiewicz (Skibbe: „Der hat sich in den letzten Minuten noch richtig reingehauen“) etwa wäre ein Kandidat für die Defensive, die sich nicht nur gegen die Russen lächerlich schwach darstellte.


    Zweikampfführung, Aufbauspiel, Schnelligkeit? Alles Fehlanzeige – allerdings nicht nur in der Abwehr. Wer international kein angemessenes Tempo erreichen kann, ist meist Letzter (da steht Manuel Friedrich nicht allein), und Sprinter hat Bayer kaum.


    Zu einer enormen Schwierigkeit für Team und Trainer wirkt sich mittlerweile Bernd Schneiders Stagnation in der erhofften Entwicklung von Fitness und Form aus. Die Aktion, die dem Routinier heraushelfen könnte aus dem Tal, blieb auch diesmal aus. „Die Niederlage an Schneider festzumachen wäre nicht gerecht“, sagte Skibbe, der in der Spätphase der Partie gegen flotte Russen mit Sergej Barbarez noch was zu reparieren versuchte, was bereits auf Totalschaden hindeutete.


    Nein, nein beteuerte der Leverkusener Coach, er sei nicht ratlos nach dieser Vorführung. Ihm tue auch die Mannschaft nicht leid („Wir sind ja alle Sportler, die mit Niederlagen leben müssen“). Er sei eben nur enttäuscht „wie jeder andere auch“. Die „große Ruhe“ bewahren – das ist Leverkusens Leitlinie fürs Erste. Und nicht nur Skibbe ist von der Hoffnung erfüllt, dass „wir jetzt die richtigen Maßnahmen treffen“. Das zeigt sich morgen.


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