„Wir haben noch alles selber in der Hand“
VON ULRICH KLEIN, 07.04.08, 21:34h
DORTMUND. Es gibt bestimmt nicht viele Dinge, die Rudi Völler in seinem langen Fußballerleben noch nicht erlebt hätte. Am Sonntagabend im Bauch des Dortmunder Westfalenstadions musste allerdings auch der Sportdirektor erstmal seine Gedanken ausgiebig sortieren: Die 1:2-Niederlage der Werkself durch zwei späte Treffer der über 87 Minuten erschreckend schwachen Borussia hatte selbst die Fußball-Ikone ins Schleudern gebracht: „Vor ein paar Wochen hätten wir diese Dortmunder doch abgeschossen. Sie wären leichte Beute gewesen, der BVB war doch schon tot“, befand Völler.
Bei der Frage nach dem Warum des Bayer-Desasters in der Biermetropole tat sich Völler freilich ebenso schwer wie bei der Ursachenforschung für den generellen Abwärtstrend der jüngeren Vergangenheit: „Vielleicht fehlt einigen Spielern nach den Anstrengungen der letzten Wochen ja ein bisschen die Frische“, spekulierte er und nannte die Szene vor dem Dortmunder Ausgleich als Beispiel für seine These: „Gonzalo Castro hatte die Situation eigentlich doch schon geklärt. Dass er sich dann vom Dede noch so abkochen ließ, hat wohl was mit Müdigkeit zu tun.“ In der Tat hatte sich der Nationalspieler bei der Vorbereitung von Freis Tor zum 1:1 im Zweikampf mit dem Brasilianer naiv wie ein B-Jugendlicher verhalten.
Dass es kurz darauf noch ein zweites Mal hinter René Adler einschlug, war für Simon Rolfes eine weitere böse Laune des Schicksals: „Was schief gehen kann, geht in den letzten Wochen bei uns schief“, klagte der Bayer-Kapitän.
Es wäre freilich absurd, die schwarz-rote Talfahrt nur an mangelndem Fortune festzumachen. „Vielmehr müssen wir uns schleunigst zusammen reißen und den Schalter wieder umlegen“, forderte Völler, der natürlich weiß, dass sein Team in der aktuellen Verfassung noch hochkant aus den Uefa-Cup-Rängen für die nächste Saison fliegen dürfte.
Vorerst aber gibt sich Leverkusens Sportdirektor trotzig: „Schließlich haben wir alles noch selber in der Hand und können uns aus eigener Kraft wieder fürs internationale Geschäft qualifizieren.“