09.04.2008 12:17:35
An ein Wunder von St. Petersburg glaubt keiner mehr, Bayer Leverkusen will sich beim Trip nach Russland jedoch mit Anstand von der Europacup-Bühne verabschieden.
"Wenn wir schon ausscheiden, dann aber mit erhobenem Kopf. Wir haben die Pflicht, uns dort gut zu verkaufen", sagte Sportchef Rudi Völler vor dem Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup bei Zenit St. Petersburg am Donnerstag .
Nur theoretische Chancen auf ein Weiterkommen
Nach der 1: 4-Niederlage in der heimischen BayArena sind die Chancen auf ein Weiterkommen eh nur noch theoretischer Natur.
"Es ist nahezu unmöglich, noch ins Halbfinale zu kommen", äußerte Torwart Rene Adler im Premiere-Interview. Und auch Trainer Michael Skibbe gibt sich keinen Illusionen hin: "Da brauchen wir keinem Sand in die Augen streuen. Wir werden nochmal alles versuchen, mehr ist aber auch nicht zu erwarten."
Spiel gegen Stuttgart hat Priorität
4:0 müssten die Leverkusener schon in St. Petersburg gewinnen. Unrealistisch, nach der desolaten Vorstellung im Hinspiel und angesichts des Leistungstiefs der Werkself mit zuletzt vier Pleiten in Serie.
So genießt das direkte Duell um einen UEFA-Cup-Platz gegen den deutschen Meister VfB Stuttgart am Sonntag Priorität. "Bei uns hängen einige Spieler durch. Wir müssen jetzt die Kurve kriegen. Das Spiel gegen Stuttgart ist enorm wichtig", sagt Völler. Von St. Petersburg redet indes kaum einer mehr.
Barnetta nicht nach Russland mitgereist
So dürfte Skibbe die Mannschaft nochmal kräftig durchrotieren und einige Stammspieler schonen. Der Schweizer Nationalspieler Tranquillo Barnetta (Adduktoren) reiste erst gar nicht mit nach Russland. 39 Pflichtspiele haben zudem bei einigen Bayer-Akteuren Spuren hinterlassen.
Dass aber ausgerechnet erfahrene Spieler wie Bernd Schneider und Sergej Barbarez nicht ihre Leistung bringen, wirft Fragen auf. "Was schiefgehen kann, geht derzeit schief. Uns fehlt momentan die Frische, die Leichtigkeit", sagte Simon Rolfes dem kicker.
Deutsches Halbfinale möglich
Noch vor drei Wochen wurde Leverkusen als Bayern-Jäger gehandelt, sogar von einer Wiederholung des UEFA-Cup-Triumphes 1988 war die Rede. So war ein deutsches Halbfinale im UEFA-Cup gegen die Münchner möglich.
Doch nun dürfte wie im Vorjahr im Viertelfinale - damals verlor Bayer gegen CA Osasuna aus Pamplona (0:3 und 0:1) - wieder Endstation sein.
Situation nicht dramatisch
So muss der Traum vom erstmaligen Halbfinal-Einzug im UEFA-Cup seit 13 Jahren wohl auf das nächste Jahr verschoben werden - wenn man sich denn überhaupt für das internationale Geschäft qualifiziert.
Die Situation sei nicht dramatisch, meint Völler. Man dürfe jetzt aber nicht alles wegwerfen, was man die Saison über aufgebaut habe.
"Wir können noch besser spielen"
Was aufgebaut hat auch der frühere Gladbacher Coach Dick Advocaat bei Zenit - auch wenn ihm dazu durch den milliardenschweren Hauptsponsor Gasprom das nötige Kleingeld zur Verfügung steht.
Nach dem Gewinn des Meistertitels in Russland winkt nun der erstmalige Einzug in ein europäisches Halbfinale. "Wir können noch besser spielen", sagt Advocaat mit Blick auf das Hinspiel, was auch als Drohung in Richtung München bei einem möglichen Halbfinal-Duell zu verstehen ist.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
St. Petersburg: Malafejew - Anjukow, Schirokow, Krizanac, Sirl - Timotschuk - Denisow, Zyrianow, Fayzulin - Pogrebnjak, Arschawin.
Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Sinkiewicz, Gresko - Vidal (Rolfes), Schwegler - Freier, Schneider, Dum - Bulykin (Gekas).
Schiedsrichter: Manuel Mejuto Gonzalez (Spanien)
09.04.2008 | sk
Nicht ohne Hoffnung
Mit dem großen Ballast der 1:4-Hinspielniederlage ist Bayer 04 heute Morgen von Köln in Richtung St. Petersburg geflogen und planmäßig gelandet. Die Chancen, morgen doch noch ins Halbfinale des UEFA-Pokals einzuziehen, sehen Bayers Beteiligte realistisch.
"Eher gering", sagt Michael Skibbe, "wir sind keine Träumer", formuliert Rudi Völler. Dennoch erwarten Cheftrainer und Sportchef eine Mannschaft, die sich nach Kräften wehren und alles geben wird.
"Wir wollen uns auf europäischer Bühne so gut präsentieren, wie wir das im laufenden Wettbewerb - mit Ausnahme des Hinspiels - immer getan haben. Wir haben nur minimale Chancen, davon geht jeder aus. Aber mal sehen, was morgen passiert", meint Skibbe.
Für Vratislav Gresko ist der UEFA-Pokal noch nicht abgehakt. "Wenn wir früh in Führung gehen, können wir noch hoffen. Wir denken positiv und versuchen, alles so lange wie möglich offen zu halten.
Vier Auswärtstore Pflicht
Bayer muss mindestens vier Auswärtstore schießen, um in die nächste Runde einzuziehen. Dieses Kunststück ist Bayer in UEFA-Vereinswettbewerben immerhin schon fünf Mal gelungen, zuletzt in der Gruppenphase der laufenden UEFA-Pokal-Saison. Beim FC Zürich gab es damals einen 5:0-Sieg.
Mit dem wichtigen Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Stuttgart im Hinterkopf, wird Skibbe manche Spieler schonen, die zuletzt regelmäßig zum Einsatz kamen. "Ich werde einigen Spielern die Chance geben, sich im europäischen Wettbewerb zu präsentieren und sich für den Bundesligaendspurt zu empfehlen."
Der angeschlagene Tranquillo Barnetta flog nicht mit nach Russland, er absolviert Lauftraining in Leverkusen. Auch Carsten Ramelow und Benedikt Fernandez blieben zu Hause, zweiter Torwart ist Erik Domaschke.
Wohl mit Schneider
Bernd Schneider könnte Spielpraxis sammeln, auch Paul Freier oder die schon gegen Dortmund überzeugenden Pirmin Schwegler und Lukas Sinkiewicz.
Anstoß im St. Petersburger Petrowski-Stadion ist um 18.30 Uhr (20.30 Uhr Ortszeit), Premiere überträgt live.
Der Sieger des Duells trifft im Halbfinale entweder auf den FC Bayern oder auf Getafe. Am 24. April geht es im Hinspiel nach München oder Getafe, das Rückspiel am 1. Mai bestreiten Bayer oder Zenit zu Hause.