Ungeachtet der sportlichen Krise treibt Bayer 04 Leverkusen den Aufbau einer Spitzen-Mannschaft von nationaler und internationaler Klasse voran.
«Die Lage ist ernst, aber der Trend stimmt. Wir werden die Entwicklung des Teams weiter forcieren», sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler vor dem Viertelfinal-Rückspiel bei Zenit St. Petersburg. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser kündigte an, neben der rund 70-Millionen-Euro- Investition in den Umbau der «BayArena» auch ordentlich Geld für neue Spieler locker zu machen: «Wir wollen zwei, drei Spieler für die kommende Saison holen, die einen deutlichen Qualitätssprung bringen.»
Daher verzichtete Bayer-Manager Michael Reschke auf den Russland- Trip, um in Südamerika Ausschau nach neuen Kickern zu halten. Fest steht, dass Stürmer Patrick Helmes vom Zweitliga-Nachbarn 1. FC Köln kommt. Zudem wurde der Vertrag mit dem russischen Torjäger Dmitri Bulykin um ein Jahr verlängert, so dass zusammen mit Theofanis Gekas und Stefan Kießling die Offensiv-Abteilung komplett sein dürfte.
«Weitgehend haben wir alle Verträge gemacht. Mit Tranquillo Barnetta würden wir noch gern vorzeitig verlängern, auch wenn sein Kontrakt bis 2010 läuft», sagte Holzhäuser. Der 22 Jahre alte Schweizer gehört wie Torwart René Adler (21), Gonzalo Castro (20), Arturo Vidal (20) und Kießling (24) zu den jungen Stammkräften, denen nach monatelangem Dauereinsatz derzeit etwas die Puste fehlt. Auch Simon Rolfes ist mit 25 Lenzen noch kein alter Hase. «Die Perspektive stimmt, das Potenzial ebenso», begründete der «Mini-Ballack», warum er und die Jung-Kollegen sich längerfristig an Bayer gebunden haben.
Eher nach Abschied sieht es bei Sergej Barbarez (36) aus, der eine Offerte für ein weiteres Jahr nicht akzeptieren wollte. Dafür verspricht sich Holzhäuser von dem im Formtief steckenden «Oldie» Bernd Schneider (34) noch einiges: «Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Da wird es viele Tage geben, an denen wir ihn feiern werden.»
Allerdings muss Bayer nach drei Bundesliga-Schlappen und dem demoralisierenden 1:4 im Hinspiel gegen St. Petersburg erstmal um den Einzug in den Europacup bangen. «Wir haben bei vier Heimspielen gegen den VfB Stuttgart, den VfL Wolfsburg und Werder Bremen sowie drei Auswärtspartien noch alles in der Hand», wehrte Völler Spekulationen über ein mögliches Scheitern als «ungelegte Eier» ab. Als Sechster der Tabelle liegt Leverkusen nur einen Punkt hinter den Schwaben.
Dennoch wird das etwaige Verpassen des UEFA-Cups im Haushalts- Voranschlag für das Spieljahr 2008/09 einkalkuliert. Den 77 Millionen-Euro-Haushalt für die aktuelle Saison hat Holzhäuser zur Vorsicht auf 70 Millionen Euro runtergefahren. «Um Platz zwei bis acht spielen in der Bundesliga acht bis zehn Teams. Da wird es immer schwieriger, einen Europacup-Platz zu erreichen», so Holzhäuser, der von der deutschen Meisterschaft träumt, aber einräumt: «Realistisch ist, dass wir in absehbarerer Zeit kein Kandidat für den Titel sind.»
Bis zur Fertigstellung des Stadions im Juli 2009 soll Bayer aber zumindest zum Dauergast unter den Top 3 der Liga geworden sein. «Mit Ausnahme von Bayern München wollen wir auf Augenhöhe mit Bremen, dem HSV und Stuttgart kommen», sagte Bayer-Trainer Michael Skibbe, der in Leverkusen zum Dauer-Coach wie Thomas Schaaf in Bremen werden könnte. «Ich wäre heilfroh darüber. Er ist der beste Trainer in der Bundesliga, den ich kenne», lobte Holzhäuser.
ftd.de