Schneiders Tief trifft Bayer extrem
Sie weigern sich, in Panik zu verfallen. Das Analysieren überlassen sie auch gerne anderen. Vielleicht ist diese Haltung klug. Auf jeden Fall schont sie die Atmosphäre. Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer, und Rudi Völler, der Sportdirektor, halten sich angenehm zurück. Weder die Transferpolitik noch die Arbeit des Trainers wird infrage gestellt.
Was vor drei Wochen noch vorbildlich war, kann jetzt nicht schlecht sein", so Völler. Schon gar nicht sieht man die vergangenen Spiele als Kulminationspunkt einer durchgehend unguten Entwicklung: "Quatsch", entgegnet Völler, "die Gesamtentwicklung ist absolut positiv."
Doch was ist passiert seit dem Bayern-Spiel? Warum verliert man gegen Frankfurt und Dortmund, gegen Gegner, die man vor ein paar Wochen noch locker besiegt hätte? Warum geht man gegen den Russischen Meister so hilflos unter. Der kicker versucht sich in der Beantwortung einiger Fragen:
Wurde die Mannschaft zu früh zu sehr hochgejubelt?
Nein, denn die schlechten Leistungen waren bis zum Bayern-Spiel an einer Hand abzuzählen.
Ist der Kader zu klein für die Doppelbelastung?
Ja und nein! 21 Spieler - das klingt wenig. Aber die geringen Einsatzzeiten gestandener Spieler in den insgesamt 39 Pflichtspielen wie Freier (24% Spielanteile), Sinkiewicz (20%), Callsen- Bracker (12%), Bulykin (8%) oder Schwegler (17%) zeigen, dass das Problem nicht in erster Linie hier zu suchen ist.
Rotiert Trainer Skibbe zu viel?
Nein, eher zu wenig. Denn im Gegensatz zu den eben aufgeführten Akteuren kommen Spieler wie Rolfes (99%), Friedrich (95%), Kießling (95%), Barnetta (94%), Castro (94%) und Adler (92%) zu extrem hohen Spielanteilen. Dazu ließ der Trainer diese Spieler oft durchspielen.
Ist die hohe Belastung der Grund, dass einige dieser Akteure durchhängen?
Ja! Die Abnutzungserscheinungen sind da. Gerade bei Profis, die von ihrer Explosivität (Barnetta, Kießling) oder Aggressivität (Rolfes, Castro, Friedrich) leben, musste man mit Problemen rechnen.
Wie sehr schaden Verletzung und Formkrise von Bernd Schneider?
Extrem! Bernd Schneider ist die Führungsfigur schlechthin. Mit einer Idee kann er Spiele wenden - nur momentan nicht. Er fehlt der jungen Mannschaft, gerade jetzt, wo Routine gefragt ist. Pech für Skibbe, dass auch Barbarez schwächelt.
Genügt die Innenverteidigung nach Juans Verkauf den Ansprüchen?
National ja, international wird es eng. Da fehlen Erfahrung und Abgebrühtheit.
Zu 99 Prozent ist heute Schluss mit Europa. "Der Blick geht nach vorne", sagt Michael Skibbe. Richtung Sonntag, Richtung Stuttgart. "Wir hatten unsere Krise, wie fast jeder Klub. Aber jetzt muss es auch mal gut sein."