"Ich kann trotzdem mitreden"

  • Seine Karriere nähert sich der Zielgeraden. Großes Verletzungspech in den zurückliegenden Monaten hat Carsten Ramelow dazu bewogen, nur noch als Stand-by-Profi zur Verfügung zu stehen. Dennoch ist er mit dem Herzen noch voll bei der Sache.



    Herr Ramelow, Mitte März haben Sie trotz laufenden Vertrags auf eigenen Wunsch Ihre Karriere mehr oder minder beendet. Was waren die Gründe für das abrupte Ende Ihrer Laufbahn?


    Carsten Ramelow: "Ich habe seit zwei Jahren mit Verletzungen zu tun und zwei Operationen gehabt. Aber es ist nicht so, dass ich komplett aufgehört habe. Ich trainiere immer noch mit der Mannschaft und wenn Not am Mann ist, stehe ich bereit. Für einzelne Einsätze würde es sicherlich noch reichen, aber das Knie lässt mehrere Spiele nacheinander nicht mehr zu."


    Sie haben 333 Bundesligapartien und 46 Länderspiele bestritten. Sie wurden Vize-Weltmeister, mit Bayer Leverkusen Zweiter in der Bundesliga, standen in den Finals des DFB-Pokals und der UEFA Champions League. Wie enttäuscht sind Sie darüber, dass es am Ende nicht zu einem Titel reichte?


    Carsten Ramelow: "Ich habe in meinen 13 Profijahren alles miterlebt und werde viele tolle Spiele immer in Erinnerung behalten. Das einzige, was mir eigentlich fehlt, ist die Medaille für einen Titel. Aber ich kann trotzdem mitreden. Schließlich bin ich in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League insgesamt achtmal Zweiter geworden. Das können nicht viele von sich behaupten."


    Wenn ein verdienter Spieler wie Sie abtritt, hinterlässt er immer auch eine Lücke im Team. Wer wird der Nachfolger von Carsten Ramelow bei Bayer 04? Vielleicht Simon Rolfes, mit dem Sie in den zurückliegenden beiden Jahren zusammen im defensiven Mittelfeld gespielt haben und der auch schon die Kapitänsbinde trug?


    Carsten Ramelow: "Simon hat sich sehr gut entwickelt und wird sich auch noch weiter entwickeln. Das muss er auch, um etwa in den Situationen auf dem Platz, in denen es angebracht ist, die so genannten Zeichen setzen zu können. Auch Arturo Vidal könnte ein Kandidat werden, aber er ist noch sehr jung und muss noch viel lernen."


    Im Sommer steht die EM in Österreich und der Schweiz an. Werden Sie live dabei sein und was trauen Sie der DFB-Auswahl zu?


    Carsten Ramelow: "Ich werde bei den EM-Spielen nicht vor Ort sein, sondern die Spiele eher privat mit Freunden in lockerer Atmosphäre verfolgen. Aber ich freue mich auf das Turnier und auf interessante Spiele. Eine Prognose für die Nationalelf vor einem Turnier zu geben, ist immer schwer. Die deutsche Gruppe ist sehr ausgeglichen, also wird es nicht so einfach für die Mannschaft von Jogi Löw werden. Ich bin gespannt auf die Partien und wünsche mir natürlich, dass die Nationalmannschaft möglichst weit kommt bei der EM."


    Und was kann Bayer 04 Leverkusen "ohne Sie" in dieser Saison noch erreichen?


    Carsten Ramelow: "Unser Ziel ist nach wie vor ein UEFA-Cup-Platz. Jetzt ist die Tabelle gerade sehr eng. Nach oben hin ist der zweite Platz nicht weit weg, aber man kann auch genauso gut schnell abrutschen. Für uns kommen nun ganz entscheidende Wochen und ich hoffe, dass wir wieder die Kurve kriegen."


    Am Sonntag geht es zu Hause in der BayArena gegen den amtierenden Deutschen Meister. Wie kann Leverkusen die Mannschaft von Armin Veh, die seit acht Partien nicht mehr verloren hat, besiegen?


    Carsten Ramelow: "Wir haben ein Heimspiel und sind zu Hause auch meist gut aufgetreten. Deshalb hoffe ich auf unsere Heimstärke. Aber der VfB hat sich wieder herangekämpft und steht auch wieder oben, deshalb wissen wir, dass dieses Spiel eine schwere Aufgabe ist."


    Der VfB kommt mit einem 1:0-Sieg gegen den HSV im Rücken in den Westen, Bayer kassierte zuletzt eine 1:2-Last-Minute-Niederlage in Dortmund. Wie bewerten Sie die jüngsten Liga-Auftritte beider Teams?


    Carsten Ramelow: "Wenn man die letzten Wochen betrachtet, ist es, als hätte sich die Situation für beide Teams umgekehrt. Denn der VfB hatte seine Schwierigkeiten, als wir einen guten Lauf hatten und jetzt ist es fast genau anders herum. Es ist momentan eine schwierige Phase für uns, weil das Selbstvertrauen nicht mehr so da ist."


    Ihr Tipp für das Duell Bayer - VfB?
    Carsten Ramelow: "Ich tippe auf ein 2:1 für Leverkusen."



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