VON FRANK NÄGELE, 14.04.08, 22:02h
Leverkusen - Poker ist nachweislich der liebste Zeitvertreib der Fußball-Profis von Bayer 04 Leverkusen. Sie spielen es im Bus, im Flugzeug und immer, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Offensichtlich haben sie alle gemeinsam beschlossen, die Saison im Sinn dieses spektakulären Spiels zu beenden. Eine Partie mit hohem Einsatz hat die Verhältnisse im Spiel um die Millionen des internationalen Wettbewerbs massiv verändert. Leverkusen gewann es mit einem Drilling im Heads-up, dem direkten Vergleich, gegen den VfB Stuttgart, sprang von Platz sechs auf vier und ist nur noch einen Punkt von Platz drei entfernt, der die Chance auf einen Platz am großen, geldbeladenen Tisch der Champions League eröffnet.
Allerdings sieht es nur aus wie gierige Zockerei, in Wahrheit wissen alle sehr gut, wo das Ziel liegt. Als er nach dem 3:0-Sieg über den Meister das Wort Champions League vernahm, wurde Torschütze Stefan Kießling ziemlich deutlich: „Jetzt fängt das schon wieder an. Als wir zum Spiel bei Bayern München fuhren, sagten alle, dass wir um den Titel mitspielen könnten, wenn wir da gewinnen. Und dann haben wir verloren. Das spukte jetzt zwei Wochen in unseren Köpfen herum. Lasst uns erst einmal Platz fünf sichern, danach können wir uns über mehr unterhalten.“ Trainer Michael Skibbe sieht die Krise der vier in Serie verlorenen Spiele als beendet an. „Wir haben zwei Spiele gewonnen und zwei gute Leistungen gezeigt, allerdings darf uns jetzt nur Bielefeld am Mittwoch interessieren, nichts anderes.“
Das vergangene Wochenende hat gezeigt, zu was die Vereine im Abstiegskampf fähig sind. „In der Bundesliga ist nichts einfach“, sagt der Leverkusener Trainer, für den die letzten Tage auch persönlich wichtig waren. Kredit genießt er vor allem innerhalb des Vereins, aber das ist Skibbe auch am Wichtigsten: „Das zeichnet uns halt aus, dass wir gut arbeiten, kritisch miteinander umgehen, aber auch die Ruhe bewahren.“ Dies gelingt vor allem dank der Überfigur Rudi Völler. „Das ist ja eigentlich meine Hauptaufgabe hier“, erklärte der Sportchef, der am Sonntagabend 48 Jahre alt wurde, „wir stellen nach Niederlagen nicht alles in Frage, genauso wenig, wie wir nach Siegen ausflippen, wir bleiben ruhig.“