VON CHRISTOPH PLUSCHKE, 16.04.08, 22:06h, AKTUALISIERT 16.04.08, 22:58h
Bielefeld - Das Wort „Krise“ scheut der gemeine Fußball-Profi, -Trainer oder -Funktionär wie der Teufel das Weihwasser. Also nennen wir es eben ein fürchterliches Formtief, in das die Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen nur drei Tage nach dem verheißungsvollen 3:0-Sieg über den VfB Stuttgart gestern beim Auftritt in Bielefeld zurück gefallen ist. Das Team musste sich bei der abstiegsgefährdeten Arminia nach einer über weite Strecken erschreckenden Vorstellung mit 0:1 (0:0) geschlagen geben.
Die Hoffnungen des Werksklubs auf die erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb haben damit einen neuerlichen herben Dämpfer bekommen. Trainer Michael Skibbe hatte allerdings alsbald eine Erklärung für das Misslingen des Abends parat: „Uns fehlte heute die Frische, die Mannschaft muss den hohen Belastungen der vergangenen Wochen Tribut zollen.“
Die Originalität der Werbe-Kampagnen des DSC Arminia ist zuweilen deutlich höher als die Qualität des Bielefelder Spiels. So haben sich die PR-Strategen des Klubs für die Schlussphase des Abstiegskampfes eine witzige Aktion einfallen lassen: das dazugehörige Plakat zeigt einen betagten, auf den Felgen kauenden Fußballfreund, der seine Dritten in ein Wasserglas vor sich gestellt hat - „Zähne zeigen!“ steht darunter und soll natürlich als Appell an Fans und Mannschaft gleichermaßen verstanden werden.
Und die Arminen auf Tribüne und Platz gaben sich auch alle Mühe, einen bissigen Eindruck zu erwecken. Allerdings waren weder die Kulisse in der mit 19 400 Zuschauern allenfalls zu zwei Dritteln gefüllten SchücoArena, noch der anfängliche Auftritt der einheimischen Spieler dazu angetan, die Gäste in Angst und Schrecken zu versetzen.
Immerhin schafften es die Bielefelder dank ihres Eifers, den technisch überlegenen, aber in vornehmer Zurückhaltung agierenden Gästen von Beginn an die Spielkontrolle zu verwehren. Torchancen gab's in der niveauarmen Partie hüben wie drüben erstmal nur wenige. Tranquillo Barnetta scheiterte mit einem Freistoß vom linken Strafraumeck an Rowen Fernandez (19.), ehe er noch vor der Pause angeschlagen durch Sascha Dum ersetzt werden musste. Auf der Gegenseite kam Artur Wichniarek auf Daniel Halfars Zuspiel im Leverkusener Fünf-Meter-Raum einen Schritt zu spät (30.). Erst kurz vor der Pause wurden die Leverkusener etwas energischer.
Sechs Minuten nach Wiederbeginn ereignete sich die spielentscheidende Szene: Nach einem hoch in den Bayer-Strafraum geschlagenen Freistoß stimmte die Zuordnung in der Leverkusener Defensive nicht, Andre Mijatovic gewann das Kopfballduell mit Stefan Kießling und überwand René Adler unter dem Jubel der Arminia-Fans.
Fortan tat Bayer etwas mehr für die Offensive, doch die Gastgeber entfachten mit ihren Kontern deutlich mehr Torgefahr, blieben bei allerbesten Torgelegenheiten jedoch glücklos. Am meisten traf dies auf Mijatovic zu, der fünf Minuten vor Schluss einen von Sinkiewicz verschuldeten Foulelfmeter an den Pfosten setzte.
Während die bissigen Bielefelder am Ende drei Punkte als verdiente Beute davon trugen, schlichen die Leverkusener frustriert von dannen. Als zahnlose Bayer-Löwen.