VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 27.04.08, 22:32h
Leverkusen - Zwei kräftige Pfeifkonzerte gaben die Zuschauer in der BayArena am Sonntag, in der Stärke gleichmäßig verteilt auf das Ende beider Halbzeiten. Das erste galt den Spielern von Bayer 04, die nach einer schwachen ersten Halbzeit mit einem 1:2-Rückstand gegen den VfL Wolfsburg in die Kabine gingen. Das Zweite galt Schiedsrichter Manuel Gräfe, der nach Ansicht des Leverkusener Publikums schuld war, dass es nach 90 Minuten 2:2 stand, „nur“ aus Sicht der Heimelf. Gleich zwei Mal war dem Wolfsburger Verteidiger Christian Gentner in der zweiten Halbzeit der Ball im Strafraum an die Hand gesprungen, beide Mal pfiff Gräfe nicht zum Strafstoß. Aber weil Leverkusens famoser Torwart René Adler in der Schlussminute eine Schuss von Grafite parierte und eine Heimniederlage verhinderte, hielt sich der Zorn auf Gräfe in Grenzen. Das 2:2 reicht Bayer 04, um auf Rang vier der Tabelle zu klettern. Nur das Torverhältnis stellt Bayer 04 über den HSV und Stuttgart. Aber wie es am Ende für die erneute Qualifikation für den Uefa-Cup reicht, das ist zweitrangig. „Wo wir jetzt stehen, da wollen wir bleiben“, sagte Trainer Michael Skibbe am Sonntag, nach einer Leistung, die nicht nur beim Coach zwiespältige Gefühle hinterließ: „Die ersten 30 Minuten waren gar nichts. Von der 30. bis zur 90. Minute war ich zufrieden“, sagte Skibbe. Leverkusens Trainer hatte die erwarteten Änderungen in der Startelf vorgenommen. Bernd Schneiders Ausfall spülte Paul Freier in die Mannschaft. Stefan Kießling vertrat auf dem linken Flügel den angeschlagenen Tranquillo Barnetta. Im defensiven Mittelfeld erhielt Lukas Sinkiewicz wieder den Vorzug vor dem Chilenen Arturo Vidal. Aber nach 25 Minuten standen beide auf dem Feld. Verteidiger Karim Haggui gelang nichts, Skibbe brachte Vidal.
0:1 stand es zu diesem Zeitpunkt, nachdem Bayer 04 eine lahme Anfangsphase hingelegt hatte, voller Abspielfehler und mit wenig Bewegung, dazu zweikampfschwach und lauffaul. Nach 13 Minuten wurden sie bestraft. Grafite hatte Haggui locker ausgespielt und den Pfosten getroffen. Edin Dzeko schob den Abpraller ein. Auch das Gegentor taugte nicht als Weckruf für Leverkusen. Aber die eine Werkself ließ sich immerhin von der anderen einzulullen.
Nach 22 Minuten hatte Bayer 04 durch Kießling die erste eigene Gelegenheit. Und nach 33 Minuten rechtfertigte Vidal seine Einwechslung durch die erste gute Flanke für Bayer 04. So etwas hatte die Wolfsburger Abwehr gar nicht mehr für möglich gehalten – entsprechend frei standen Barbarez, der per Kopf ablegte, und Gekas, der sicher vollstreckte.
Bayer 04 spielte nicht mehr ganz so bräsig wie zu Beginn, blieb aber defensiv anfällig. Die Bedrohung ging weniger von Wolfsburgs Kapitän Marcelinho aus. Das Problem war dessen Landsmann Grafite. In der 38. Minute verzog der 29-Jährige knapp, in der 43. Minute führte er Manuel Friedrich mit einem Beinschuss vor. In der Mitte drückte der Japaner Hasebe den Ball samt Hans Sarpei über die Linie. Leverkusen musste mit mehr Risiko in die zweite Hälfte gehen und wäre um Haaresbreite ins Verderben gerannt. Zwei große Chancen ließ Grafite noch aus, ehe Leverkusen das Spiel in den Griff bekommen konnte. Nach 58 Minuten rettete Wolfsburgs Josué gegen Barbarez auf der Linie, dann folgten die umstrittenen Szenen mit Gentner. Statt des Schiedsrichters half Wolfsburg den Leverkusenern beim Ausgleich. Rolfes bediente den eingewechselten Russen Dmitri Bulikyn. Dessen Hereingabe landete bei Wolfsburgs Verteidiger Costa, der den Ball unerreichbar für seinen Torwart Benaglio einlenkte (73.). Leverkusen drängte auf den Sieg und brauchte doch noch einmal eine Glanztat von Torwart Adler gegen Grafite, um nicht zu verlieren.
Einzelkritik
ERSTELLT 27.04.08, 21:20h, AKTUALISIERT 27.04.08, 22:19h
René Adler stark
Machtlos bei den Gegentoren, verhinderte eine frühe Entscheidung gegen sein Team und rettete das Remis..
Gonzalo Castro schwach
In der ersten Halbzeit pomadig und unkonzentriert. Nur ein paar gefährliche Flanken sind zu wenig, ebenso die Steigerung nach 70 Minuten.
Manuel Friedrich schwach
Unsicher im Abspiel, hinten leicht auszuspielen.
Karim Haggui schwach
25 Minuten voller Fehler, dann durch die Auswechslung erlöst
Hans Sarpei mäßig
Hielt die linke Seite zu selten dicht.
Paul Freier schwach
Ein Dribbelkönig, der kein Land gewinnt - und so keine Hilfe ist.
Arturo Vidal durchschnittlich
Brachte Einstellung und Kampfkraft ins Spiel, aber keine spielerische Idee.
Simon Rolfes durchschnittlich
Ohne die gewohnte Dynamik, aber passsicher und auch Wegbereiter des 2:2.
Lukas Sinkiewicz durchschnittlich
Überzeugte kämpferisch von Beginn an, sowohl im Mittelfeld als auch in der Abwehr ohne große Fehler
Stefan Kießling durchschnittlich
Fleißig wie gewohnt, fühlte sich später auf dem rechten Flügel wohler als links.
Sergej Barbarez schwach
Drei starke Momente, viel Unvollendetes.
Sascha Dum stark
Kam für Barbarez und sorgte über linke Seite für viel Dampf.
Theofanis Gekas durchschnittlich
Wenig am Ball, aber immer in der richtigen Position, und trotz der schwachen Belieferung aus dem Mittelfeld unverzagt.