VON UDO BONNEKOH
Die Anzahl der Einsätze belastet Gonzalo Castro beim 2:2 gegen Wolfsburg. Das Restprogramm von Bayer „ist machbar, aber eben auch nicht einfach“. An Karim Haggui scheint Besiktas Istanbul interessiert zu sein.
Diese gewagte Steilvorlage von Felix Magath, der manchmal auch ulkige Ansichten vertritt, hat Bayer Leverkusens Youngster Gonzalo Castro trotz aller Verlockungen dann doch nicht annehmen wollen.
„Wir sind gut trainierte Profis, da darf das Wetter keine Rolle spielen“, entgegnete der kleine Deutsch-Spanier auf die Einlassung des Wolfsburger Trainers, er habe auf die Wärme des Tages gehofft, weil die ja mehr der Mannschaft zusetze, die das Spiel machen müsse.
So früh im Jahr hat noch niemand mit einem derartigen Argument rechnen können. Abgesehen davon: Das 2:2 vom Sonntag hatte bis auf ganz wenige feurige Momente kaum Hitze.
Castro, der mit seinen natürlichen Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Technik und Spielintelligenz prädestiniert scheint für eine große Karriere, erweckte im Duell mit den beweglicheren Wolfsburgern (Grafite, Dzeko, Hasebe) von Beginn an den Eindruck von Abwesenheit.
„Ich habe überhaupt nicht ins Spiel gefunden, das war extrem, selbst die sonstige Passsicherheit hat gefehlt“, sagte der 21-Jährige, der sich gegen Ende einer Saison mit jetzt rund 40 Partien „etwas müde“ fühlt. Das, betont Castro, habe jedoch nichts zu tun mit der womöglich zu verarbeitenden Enttäuschung, von Bundestrainer Löw nicht in den Kader der Nationalmannschaft für die EM berufen zu sein. „Das“, bekräftigt Castro, „habe ich schon vorher so erwartet, denn es gibt viele gute Abwehrspieler.“
Leverkusener Kollegen kann Castro – auf die Partie gegen die Niedersachsen bezogen – nicht gemeint haben, gleich welcher Nationalität. Karim Haggui befindet sich (nach seiner Sperre gegen Stuttgart und der Nichtnominierung in Bielefeld) offenbar wieder in einer Sinnkrise, Manuel Friedrich bevorzugt es weiterhin, sich aus womöglich haarig werdenden Zweikämpfen herauszuhalten, Lukas Sinkiewicz versah die Innenverteidiger-Rolle noch ordentlich.
Weil die Garde der zentralen Abwehrleute nicht höchsten Ansprüchen genügt, soll jetzt noch einer her, der für Solidität in der Defensive bürgt und für Qualität im Aufbau. Thiago da Silva aus Brasilien scheint weiterhin ein Kandidat zu sein. Und von Haggui, der keine Lobby besitzt, heißt es, Besiktas Istanbul sei interessiert an einer Verpflichtung. Das brächte noch Geld in Bayers Kassen.
Auswirkungen auf die finanzielle Ausstattung des Unternehmens Fußball bei Bayer hat nicht unwesentlich die Platzierung. Und da sieht nicht nur Gonzalo Castro Aufgaben vor sich und seinen Kollegen, deren Bewältigung keine Müdigkeit verträgt. „Duisburg, Hertha, Rostock und Bremen – das ist machbar, aber eben auch nicht einfach“, sagt Castro, „die Entscheidung fällt wohl erst am letzten Spieltag.“