VON RALPH ELSEN
Trainer Skibbe weist vor der heutigen Partie gegen Berlin jegliche Hektik im Umfeld von sich und ist um Gelassenheit bemüht trotz eines Bergs an Problemen. Kapitän Rolfes beschwört den Teamgeist.
Irgendwie vermag man sich des symbolischen Charakters dieses Bildes kaum zu entziehen. Hinter der Westtribüne der BayArena, dort wo Bagger, Kräne und anderes schwere Gerät schon seit längerem den Ab- und Ausbau des Leverkusener Stadions vorantreiben, hat sich mittlerweile ein etlicher Meter hoher Erdwall aufgetürmt, der die Sicht auf das VIP- und Pressezelt nimmt, wo Trainer Michael Skibbe vor und nach den Spielen seine Einschätzungen zur Situation abgibt.
Dem Fußballlehrer, der äußerlich gelassen wirkt trotz eines Bergs an Problemen und der vernichtenden Bilanz von vier Punkten aus den vergangenen sieben Bundesliga-Begegnungen, beziffert die Situation der Seinen vor dem heutigen Duell gegen Hertha BSC Berlin mit einem Blick auf die Uhr. „Für uns ist es mittlerweile fünf vor zwölf“, sagt Skibbe.
In der Beweispflicht
Manch einem mag es derzeit zwar vorkommen, als hätte den Leverkusenern die letzte Stunde schon geschlagen im Ringen um die erneute Uefa-Cup-Qualifikation, doch der Trainer dokumentiert Kampfbereitschaft – was sollte er auch sonst tun in misslicher Lage?
„Ich habe in Gesprächen und bei der Videoanalyse festgestellt, dass sich im Team ein Jetzt-erst-recht-Gefühl breit macht. Die Jungs wollen alle beweisen, dass es viel besser geht als sie zuletzt gezeigt haben“, erklärt der Coach, der gegen die Berliner auf den wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrten Arturo Vidal verzichten muss. Auf einen Ersatzmann für den Chilenen, der in seiner ersten Saison bei Bayer nicht hat aufzeigen können, warum er dem Klub mehr als fünf Millionen Euro wert war, mochte sich Skibbe noch nicht festlegen.
Der Trainer betrachtet die Partie mit der launischen Hertha, die längst jenseits von Gut und Böse in der Tabelle angesiedelt ist, als „vorentscheidendes Spiel“. „Wir wollen uns von den Teams hinter uns absetzen und möglichst näher an die heranrücken, die noch vor uns stehen“, meint er. Hektik im Umfeld angesichts der schwindenden Aussicht auf sportlichen Ertrag vermag Skibbe im übrigen nicht auszumachen. „Wir haben wie auch schon in den letzten Jahren eine große Ruhe hier im Klub, das hat uns immer ausgezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass wir alle sehr entschlossen sind“, erklärt der 42-Jährige.
Simon Rolfes nimmt sich und die Kollegen in die Pflicht. „Wir müssen jetzt durch diese schwierige Situation durch. Und vor allem müssen wir nun zeigen, ob wir eine Mannschaft sind, die es aus eigener Kraft wieder nach vorne schafft“, fordert der Kapitän. Genau das gilt es heute gegen die Berliner zu zeigen.