Kommentar : Leverkusen und das alte Bayer-Syndrom

  • Kommentar zum 31. Spieltag


    von Thomas Wark


    Anfang Dezember, 15. Spieltag: Bayer Leverkusen gewinnt bei Hertha BSC mit 3:0. Der Zustand des Teams und die attraktive Spielweise lassen darauf schließen, dass der Werksverein höhere Ziele verfolgen wird als nur einen Platz unter den ersten Fünf.


    Anfang Februar, zwei Monate später also: Bayer gewinnt in Cottbus und klettert auf den dritten Tabellenplatz. Bayern und Bremen in Sichtweite, es hagelt gute Kritiken.


    Trainer Michael Skibbe wird das "Reifezeugnis" ausgestellt, nirgendwo in der Liga werde besserer Fußball gespielt, sind wir Fachleute uns einig. Bester Torwart (Adler), bester Oldie (Barbarez), bester Sechser (Rolfes): Bayer Leverkusen hat sich zu einer Attrakiton der Liga gemausert! Als drei Spieltage später auch noch Schalke besiegt wird, hat sich Leverkusen bereits ganz oben etabliert.


    Ratlosigkeit am Rhein


    Heute, zwei Runden vor Saison-Schluss, spielen sie am Rhein den großen Blues. Absturz, unerklärbarer Einbruch, Ratlosigkeit: Fünf Monate nach dem Auswärtssieg bei Hertha verliert Bayer sein Heimspiel gegen eben diese bis dahin gar nicht mehr ernst genommenen Berliner.


    Nicht mal ein UEFA-Cup-Platz scheint am Ende der Saison auf der Habenseite zu stehen und das Schlimmste ist, keiner kann die Pleitenserie erklären!


    Das alte Bayer-Syndrom


    So ist lediglich zu vermuten, dass sie wieder einmal unter dem alten Bayer-Syndrom leiden: Die Krise kommt alle Jahre wieder und führt allen Beteiligten brutal vor Augen, dass sie kein bisschen besser oder reifer geworden sind. Angst und Zaghaftigkeit in den entscheidenden Momenten einer Saison macht die Mentalität dieses Clubs seit Jahren aus und keiner sieht sich in der Lage, das zu ändern.


    Die fetten Jahre der gesicherten Existenz durch den Konzern sind sowieso vorbei und jetzt ist es auch noch um die Vormachtstellung am Rhein geschehen: Mönchengladbach und wahrscheinlich auch Köln nehmen Leverkusen wieder in ihre Mitte.


    Fette Jahre sind vorbei


    Zwei Großclubs mit Ansprüchen und großer Publikumsresonanz werden Bayer Leverkusen deutlich werden lassen, was es eigentlich ist: ein sympathischer Verein mit lauter netten Menschen, die immer dann verlieren, wenn ein großes Ziel so greifbar nahe ist.


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