Die Angst wird ausgesperrt

  • VON DIRK MESCH, 16.05.08, 10:59h, AKTUALISIERT 16.05.08, 11:06h


    Leverkusen - Sie alle freuen sich. Mutig sind sie und überzeugt von sich selbst sowieso. Vor dem letzten, so wichtigen Spiel der Bundesligasaison 2007/2008 sucht man an der Dhünn vergebens nach skeptischen Stimmen. Ob nun Kapitän Simon Rolfes (derjenige, der sich auf das "Finale" freut), Trainer Michael Skibbe (der mutig dem Gegner die Stirn bieten will) oder Sportdirektor Rudi Völler ("Wir haben es selbst in der Hand") - sie alle verschwenden offiziell keinen Gedanken daran, dass Bayer Leverkusen die neuerliche Uefa-Cup-Qualifikation morgen gegen Werder Bremen noch verbocken könnte.


    Probleme in der Innenverteidigung


    "Angst essen Seele auf." Als hätte man den Titel des gleichnamigen Fassbinder-Filmes warnend im Sinn, setzt man im Werksclub folglich auf positives Denken. Und die Fakten sprechen ja auch für Bayer: Vierter Platz, hervorragendes Torverhältnis - eigentlich dürfte den Leverkusenern nicht mehr viel passieren. "Die anderen müssen ihre Spiele auch erst mal gewinnen", erinnert Rolfes daran, dass die punktgleichen Konkurrenten Hamburger SV (gegen Karlsruhe), VfL Wolfsburg (in Dortmund) und VfB Stuttgart (gegen Bielefeld) nicht ohne Gegenwehr zu drei Punkten kommen werden.


    Allerdings gibt es da ein Problem: Werder! Die Mannschaft von Thomas Schaaf ist in einer beängstigenden Spätform (zuletzt 6:1 gegen Hannover 96) und will sich auf gar keinen Fall von Schalke 04 noch den sicheren Champions-League-Startplatz streitig machen lassen. Während die Norddeutschen in der Endphase der Meisterschaft deswegen nochmal steil durchstarteten, hatte Bayer mit sich selbst bekanntlich mindestens so viel zu tun wie mit seinen Gegnern.


    Dennoch beharrt Skibbe auf dem Standpunkt, "dass wir uns gegen Bremen beileibe nicht verstecken müssen. Wir haben gegenüber Hamburg, Wolfsburg und Stuttgart die beste Ausgangsposition und werden noch einmal alles reinwerfen, was wir haben."


    Das ist zumindest in der Innenverteidigung nicht mehr allzu viel. Karim Haggui und Lukas Sinkiewicz fehlen verletzt, Jens Hegeler ist gesperrt. Bleiben noch Jan-Ingwer Callsen-Bracker und Manuel Friedrich, der von seiner "Sommergrippe" wenigstens halbwegs genesen ist. Das Duo sowie der in Bereitschaft stehende Nachwuchsspieler Stefan Reinartz soll, nein, muss an zentraler Stelle das mit Abstand beste Angriffsteam der Liga (74 Tore) in Schach halten, um wieder im Uefa-Cup mitmischen zu können. Derjenige übrigens, der vor 20 Jahren eben jenen Pokal als Kapitän Bayer Leverkusens in den Himmel reckte, kommt morgen als Wolf(gang) im Scha(a)fspelz daher: Wolfgang Rolf assistiert Bremens Chefausbilder in Trainerfragen auf der Bremer Bank.


    "Wir spielen um Platz vier oder sieben"


    Für sentimentale Rückschau allerdings ist morgen kein Platz in der BayArena. Es geht schließlich um die Zukunft. "Wir spielen gegen Bremen um Platz vier oder sieben", spitzt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser die Sachlage zu. Bei einer Niederlage, so rechnet er ohne Eventualitäten, wäre man raus aus dem internationalen Geschäft. Inklusive UI-Cup.


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