Nicht dabei und mittendrin

  • München/Leverkusen - Die einen sprangen nach dem siebten Sieg in den letzten acht Spielen glückselig wie kleine Kinder durch die BayArena, die anderen lagen wie tote Maikäfer auf dem Rasen.


    "Der zweite Platz ist wie eine kleine Meisterschaft für uns", freute sich Torsten Frings nach Bremens 1:0 (0:0)-Sieg in Leverkusen durch den Treffer des Schweden Markus Rosenberg (80.).


    "Gerade nach dem ganzen Mist, den wir dieses Jahr erlebt haben, sind wir sehr zufrieden", erklärte Frings.


    "Wir sind sehr zufrieden. Den zweiten Platz zu sichern nach so einer Saison, ist etwas Außergewöhnliches", lobte Trainer Thomas Schaaf und sprach damit insbesondere das Verletzungspech der Bremer in dieser Spielzeit an.


    Enttäuscht und frustriert


    Während Werder zum fünften Mal in Folge die Champions League erreichte, verpasste Bayer 04 zum zweiten Mal seit 1997 und zum ersten Mal seit 2003 die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb.


    "Wir haben unser Saisonziel verpasst, aber das war nicht das Produkt dieses Spiels. Wir sind enttäuscht und frustriert", sagte Trainer Michael Skibbe.
    "Unser Anspruch ist die Internationalität", hatte Marketing-Chef Meinolf Sprink vor der Partie gesagt. Doch durch die sechste Niederlage aus den letzten zehn Saisonspielen rutschte Bayer vom vierten auf den siebten Rang ab.


    Verständnis für die "Skibbe raus"-Rufe


    "Die Enttäuschung sitzt tief. Es ist für uns ein neues Gefühl, nach so vielen Jahren nicht dabei zu sein", meinte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. "Wenn man sein Ziel nicht erreicht, muss man über Maßnahmen nachdenken. Das schließt alles mit ein", kündigte der Bayer-Boss an.
    Dies könnte auch Skibbe betreffen, in dem die Fans zum wiederholten Mal den Schuldigen für die Misere sahen.


    "Ich habe Verständnis für die 'Skibbe raus'-Rufe", gab Holzhäuser zu. "Wir haben mit unserer guten Hinrunde viele Hoffnungen geweckt, umso größer ist nun die Enttäuschung. Die Zuschauer suchen sich ein Ventil. Und der Trainer wird nun einmal am Erfolg gemessen."


    Trainer will Arbeit fortsetzen


    Er bedauere, dass der Trainer keinen Kredit bei den Anhängern habe, weil "Michael Skibbe nach meiner festen Überzeugung sehr gute Arbeit leistet", betonte Holzhäuser.


    Skibbe selbst ist sich sicher, auch in der kommenden Saison Trainer beim Werksklub zu sein.


    "Ich spüre großes Vertrauen im Verein, nicht nur weil ich mit Rudi Völler befreundet bin", sagte Skibbe: "Sicherlich werde ich vieles zu erklären haben. Aber ich gehe davon aus, dass ich meine Arbeit fortsetzen werde."


    "Es muss etwas passieren"


    Rückendeckung bekam Skibbe von seinen Spielern. "Ich gehe davon aus, dass Skibbe Trainer bleibt. Man hat heute gesehen, wie wir auch spielen können, deswegen ist es umso bitterer", fand Simon Rolfes.


    "Ich kann die Rufe gegen den Trainer nicht verstehen", meinte Tranquillo Barnetta. "Vor sechs Wochen wurde er noch mit uns gefeiert. Wenn, dann sollten eher wir Spieler kritisiert werden."


    Nach Meinung des Schweizers müssten die Klubverantwortlichen nun aktiv werden: "Alle um uns herum investieren viel Geld. Das muss auch hier passieren, weil wir sonst immer weiter durchgereicht werden."


    Abschied auf beiden Seiten


    Paul Freier kehrt zum VfL Bochum zurück, Carsten Ramelow wurde vor dem Spiel ebenfalls mit Blumen verabschiedet. Bisher steht nur Patrick Helmes vom 1. FC Köln als Zugang für die neue Saison fest.


    Auch bei den Bremen gehen gestandene Größen: Tim Borowski wechselt zum FC Bayern, Ivan Klasnic verlässt Werder mit unbekanntem Ziel.
    "Ein bisschen Wehmut ist immer dabei. Ich hatte sieben schöne Jahre", meinte Klasnic, der sich gern mit einem Tor verabschiedet hätte.
    "Ich habe das 1:0 eingeleitet und bin zufrieden", sagte der Kroate, der nach seiner Nierentransplantation fast die gesamte Hinserie verpasst und im November ein beeindruckendes Comeback gefeiert hatte.


    Schaaf optimistisch


    Auch wenn als Zugang bisher nur der österreichische Nationalspieler Sebastian Prödl von Stum Graz feststeht, sind die Norddeutschen optimistisch, auch in der kommenden Spielzeit ganz vorn dabei zu sein.


    "Wenn nächstes Jahr wieder alle an Bord sind und wir den einen oder anderen Spieler dazubekommen, dann können wir wieder eine gute Saison spielen", meinte Schaaf.


    "Wir haben einiges erlebt in diesem Jahr und viele Dinge durchmachen müssen", blickte der Coach zurück. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft ist. Sie hat viele Hindernisse überwunden und sich den zweiten Platz absolut verdient."


    Thorsten Mesch / Bastian Hahne