Skibbe plant mit Leverkusen

  • VON FRANK NÄGELE, 19.05.08, 23:33h


    Leverkusen - Michael Skibbe vermittelt in diesen Tagen nicht den Eindruck des Mannes, der schwer angeschlagen um seine Zukunft als Trainer von Bayer 04 Leverkusen kämpft. „Wir haben schon analytische Gespräche geführt“, sagte Skibbe am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung entspannt, „es werden weitere Folgen. Wann genau ich in Urlaub fahre, weiß ich noch nicht, aber bis in ein paar Tagen wird das alles erledigt sein.“


    „Auf breiteren Füßen“


    So redet kein Mensch, der die Entlassung erwartet. Über die Gründe für den katastrophalen Verfall am Saisonende scheinen sich alle einig. Die entscheidenden Spieler des Kaders, aus dem Stützen wie Bernd Schneider herausgebrochen sind, hatten einfach keine Kraft mehr. „Am Ende war der Akku leer“, sagt Skibbe, „und es hätte doch noch reichen können, wenn der Schuss von Tranquillo Barnetta gegen Bremen nicht an den Pfosten, sondern ins Tor gegangen wäre.“ Was er sich für die kommende Saison wünscht, ist klar: „Wir müssen auf breiteren Füßen stehen. Wenn Spieler wie Castro, Rolfes, Barnetta und Kießling 98 Prozent der Gesamtzeit im Einsatz sein müssen, dann geht es irgendwann einfach nicht mehr.“ Deshalb soll sich ungeachtet des finanziellen Realismus bei Bayer 04 etwas tun. Skibbe: „Wir freuen uns auf Patrick Helmes, und wenn alles klappt, kommen noch ein, zwei Profis dazu, die bei uns Führungsspieler werden können“, meint der Fußball-Lehrer. Auf der Zielgerade befindet sich die Verpflichtung des brasilianischen Verteidigers Thiago (23) von Fluminense Rio de Janeiro. Bayers Interesse am Nürnbergers Javier Pinola ist offiziell. Als Perspektivspieler soll Verteidiger Fabian Schönheim aus Kaiserslautern kommen. Aber es müssen auch Spieler gehen. Sergej Barbarez zum Beispiel, der nur beim Erreichen des internationalen Wettbewerbs eine Zukunft gehabt hätte. Cottbus wird die Option für den ausgeliehenen Stürmer Michal Papadopulos nicht ziehen, aber es gibt offenbar Interessenten für den Tschechen. Karim Haggui würde Bayer behalten, aber der Tunesier hat eine Klausel im Vertrag, dass er für 2,7 Millionen Euro wechseln darf. Manager Michael Reschke: „Wir wollen ihn nicht abgeben, aber wenn es so wäre, müssten wir eben damit leben.“ Ganz anders sieht die Sache bei Tranquillo Barnetta aus. Der hoch veranlagte Schweizer könnte sich durch eine starke Europameisterschaft endgültig auf das Radar der englischen Top-Klubs spielen. Aber Skibbe rechnet damit, ihn wieder zu sehen. „Tranquillo will bleiben, und ich weiß, dass er nur zu einem Verein wechseln würde, der in England zu den besten Fünf gehört.“


    „Das tat weh“


    In diesem Fall würde Bayer jedoch viel Geld einnehmen, bis fast in die Region einer zweistelligen Millionensumme. Aber das Ziel heißt eindeutig: Den Unverzichtbaren behalten. Dass Skibbe so konkret über die Zukunft bei Bayer spricht, hat einen guten Grund: „Alle Gespräche, die ich hier hatte mit Wolfgang Holzhäuser und Rudi Völler, haben mit gezeigt, dass man mit meiner Arbeit in weiten Teilen zufrieden ist. Nicht zufrieden sind wir natürlich damit, wie die Saison zu Ende ging, das tat wirklich weh.“ Mit seiner Buhmann-Rolle bei den Fans findet sich der Trainer ab, aber gern tut er das nicht. „Wenn ich sehe, was in Hamburg passiert, die haben eine noch schlechtere Rückrunde als wir gespielt und der Trainer bekommt zum Abschluss Standing Ovations. Es ist nicht schön, hier der Buhmann zu sein, nein, es ist sogar scheiße, aber die Leute sind hier durch jahrelang hervorragenden Fußball verwöhnt, und man muss es akzeptieren.“


    Quelle: Leverkusener Anzeiger

    Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss auch mit jedem Arsch klar kommen!