Der kleinste gemeinsame Nenner

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    Einwurf - von Martin van de Flierdt


    Schon kurzfristiger Misserfolg scheint eine große Belastung zu sein. Denn Bayer Leverkusen hat sich von seinem Trainer Michael Skibbe getrennt, weil der Klub einen "unbelasteten Neuanfang" wagen wolle, wie Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser es ausdrückte.


    Vor gut zwei Monaten hat man Skibbe am rechten Rheinufer noch auf Händen getragen.


    In der Liga lag er mit seinem teilweise begeisternd aufspielenden Team auf Champions-League-Kurs, im Uefa-Cup wurde Bayer für das Viertelfinale der bis dato eher weniger renommierte russische Klub Zenit St. Petersburg zugelost.

    Zwei Spiele bewirkten dann den unerwartet miserablen Saisonabschluss. Bei - wieder einmal - Bayern München am 25. Bundesligaspieltag (1:2) und kurz darauf zu Hause gegen St. Petersburg (1:4) wurde das junge Leverkusener Team derart aus den Schuhen gespielt, dass es sich davon nicht mehr erholte.


    Zumal die über viele Monate zu Recht als großartige Führungsfiguren gerühmten Routiniers Bernd Schneider und Sergej Barbarez so viel mit sich selbst zu tun hatten, dass sie den talentierten, aber wenig erfahrenen Mitspielern nicht mehr helfen konnten.


    In den letzten zehn Bundesligaspielen kam Bayer nur noch zu zwei Siegen, zu wenig selbst für das Mindestziel UI-Cup.


    "Wir haben eine Blockade im Kopf, und damit kann man keinen selbstbewussten und erfolgreichen Fußball spielen", erklärte Torhüter Rene Adler den Absturz zum Saisonende.


    Der zum Kapitän aufgerückte Simon Rolfes - in der zweiten Saison in Folge in allen 34 Ligaspielen im Einsatz - bemängelte hingegen, die Spielerdecke sei für die Dreifachbelastung aus Bundesliga, DFB-Pokal und Uefa-Cup zu dünn.


    Ein Vorwurf, der sich ziemlich direkt an Bayer-Sportchef Rudi Völler, Manager Michael Reschke und Geschäftsführer Holzhäuser richtet, die den Kader mit Skibbe zusammengestellt haben.

    Den Trainer, dem die Verantwortlichen ironischerweise noch Kränze aufgrund seiner "sehr guten Arbeit" flochten und hinterher warfen, nun allein im Regen stehen zu lassen, erscheint billig.


    Die Saisonziele wurden knapp verpasst, in der Fairplay-Wertung wurde Bayer hinter Hertha nur Zweiter und verfehlte auch da das internationale Geschäft hauchdünn.


    Es musste sich was ändern. Skibbe war da als Bayernopfer der kleinste gemeinsame Nenner.

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."