Rudi Völler überrascht mit Bruno Labbadia

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    Bruno Labbadia wird Bayer Leverkusen in der neuen Saison trainieren. Der 42-Jährige, der eigentlich noch bis Sommer 2009 beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag stand, erhielt überraschend den Zuschlag von Bayers Sportdirektor Rudi Völler. Mirko Slomka hatte als Top-Kandidat gegolten.


    Draußen gruben die Bagger, und die Kräne werkelten an der Leverkusener BayArena. Doch nebenan im provisorischen Pressezelt hatten sie sich fein gemacht. Mit einem freundlichen „Guten Tag“ betrat Montagnachmittag Bruno Labbadia zusammen mit Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser das Podium und lächelte in die Kameras. Fünf Tage nach der Entlassung von Michael Skibbe präsentierte Bayer Leverkusen den 42-Jährigen als neuen Cheftrainer.


    „Das ist eine große Herausforderung und für mich der nächste Schritt“, sagte Labbadia, der sich erst kurz zuvor mit seinem alten Arbeitgeber Greuther Fürth auf eine Auflösung des Vertrages geeinigt hatte. In Leverkusen wird der 42-Jährige mit einem Kontrakt bis zum 30. Juni 2010 ausgestattet. „Labadia war ganz klar unser Kandidat Nummer eins“, teilte Völler dann Nettigkeiten aus. Bis zuletzt galten auch der vor Wochen bei Schalke 04 geschasste Mirko Slomka und der dänische Nationaltrainer Morton Olsen als heiße Kandidaten auf den Trainerposten. „Es wird jetzt einen Neunanfang geben. Wir brauchen jemanden, der aus dem Potenzial, das zweifellos in der Mannschaft steckt, noch mehr rausholt“, begründete Völler die Entscheidung zugunsten Labbadias. Und auch Labbadia wusste, was man in Leverkusen von ihm erwartet: „Ziel von Bayer Leverkusen muss es immer sein, international zu spielen“, sagte er. „Dass das nicht einfach wird, ist klar. Sechs, sieben oder acht andere Vereine wollen das auch. Von daher müssen wir uns selber Druck machen.“ UMFRAGE.Neuer Trainer


    Internationale Meriten kann Labbadia bislang nicht vorweisen, seine bisherigen Trainerstationen Darmstadt (2003 bis 2006) und Greuther Fürth (2007 bis 2008) klingen eher nach fußballerischer Provinz. Und dennoch hat ihn gerade sein Wirken beim Zweitligisten Greuther Fürth für andere Vereine interessant gemacht. Labbadia gilt als akribischer Arbeiter. Als „positiv Verrückten“ haben sie in Fürth beschrieben. Einer, der den Balanceakt zwischen langer Leine und Strenge beherrscht. Und vor allem ist er einer, der ein Team weiterentwickeln kann. 16 Profis kamen vor der Saison nach Fürth, mit 5,7 Millionen Euro hatte der Verein den zweitkleinsten Etat der Liga, dennoch spielten die Franken lange Zeit um den Aufstieg mit und schlossen die Saison am Ende auf einem respektablen sechsten Rang ab. „Er hat mit bescheidenen Mitteln tollen Fußball spielen lassen“, lobte auch Völler. „offensiv und attraktiv, das passt zu Bayer Leverkusen.“


    Ein hübsches Sümmchen Geld nach Fürth
    In Fürth wollte man Labbadia lange Zeit nicht ziehen lassen. Bis zuletzt hat sich Vereins-Boss Helmut Hack gewunden und einen Wechsel vom Tisch gewischt. Labbadia habe Vertrag bis 2009, basta. „Da könnte auch Arsenal anfragen“, sagte er noch vor zwei Tagen. So machten sich Völler und Holzhäuser am Sonntag gemeinsam nach Fürth auf. Es müssen zähe Verhandlungen gewesen sein. „Danke auch an Herrn Hack“ befand Völler nun. Dass ein hübsches Sümmchen Geld von Leverkusen nach Fürth geflossen ist, wollte Holzhäuser nicht ausschließen. Um den Wunschkandidaten zu verpflichten hat sich Leverkusen zudem auf eine Kooperation mit den Franken eingelassen. „Es sind Ausleihgeschäfte angedacht, von Spielern, die bei Bayer Leverkusen noch nicht den Durchbruch geschafft haben“, sagte Holzhäuser.


    In Leverkusen tritt Labbadia, der als Spieler zwei Länderspiele absolvierte, kein leichtes Erbe an. Sein Vorgänger Michael Skibbe galt als Liebling der Spieler. Und so verwundert es kaum, das Torhüter René Adler noch im Vorfeld der Trainerentscheidung aus dem EM-Vorbereitungslager der Nationalmannschaft jene Botschaft in Richtung Kluboberen sandte: Leverkusen brauche einen Coach, der in ähnlicher Weise üben lässt wie Skibbe, sagte Adler. „Wir können uns jetzt nicht um 180 Grad drehen. Das funktioniert nicht.“ Schlagworte
    Bruno Labbadia Bayer Leverkusen Rudi Völler Trainerwechsel Greuther Fürth Lange galt der besonnene Skibbe als idealer Lehrmeister einer jungen Mannschaft. Doch dann wurde ihm das Saisonfinale zum Verhängnis. Am letzten Spieltag hatte Bayer als Siebter die Teilnahme am internationalen Geschäft verpasst. Diesen Ausrutscher will Labbadia nun korrigieren und setzt dabei auch auf Autorität. „Das Wichtigste, wovon meine Arbeit geprägt ist“, sagte der ehemalige Profi, „ist Respekt. Ich bin keiner, der sich von Spielern duzen lassen möchte. Ich versuche immer, die Mischung zwischen Nähe und Distanz zu finden.“

    "Wenn du mit Bayer den Titel holst, dann schreibst du Geschichte. Das ist etwas für die Ewigkeit."