Kommentar - Gradlinig

  • Von Andreas Hunzinger


    Als Bruno Labbadia im Sommer 2003 seine erste Trainerstation beim damaligen Regionalligaabsteiger SV Darmstadt 98 antrat, gab es außerhalb seiner Heimatstadt nicht wenige, die skeptisch waren. Man kannte und achtete Labbadia als kampfstarken und leidenschaftlichen Strafraumwühler und Toremacher, der er in den 80er und 90er Jahren gewesen war. Aber als erfolgreichen Fußball-Didakten? Viele konnten sich das nicht recht vorstellen.


    Doch der Mann hat alle Skeptiker eines Besseren belehrt. Dabei ist sich der zweimalige Nationalspieler treu geblieben. Schon als Torjäger war Labbadia zwar vor allem ein guter Fußballer, lebte aber auch von überbordendem Willen und Ehrgeiz. Labbadia war einer, der nie aufgab und immer den direkten Weg zum Tor suchte. Gleichermaßen gradlinig und konsequent hat er seine Mannschaften auf Erfolgskurs getrimmt und mit ihnen attraktiv und erfolgreich Fußball gespielt - ob beim SV Darmstadt 98 und oder im vergangenen Jahr bei der Spielvereinigung Greuther Fürth. Zudem hat Labbadia nachgewiesen, dass er ein scharfes Auge für Talente besitzt.


    Ebenso zielstrebig, wie er seinen Mannschaften seine Idee von Fußball vermittelt hat, hat Labbadia an seiner eigenen Karriere gebastelt. Er begann in Darmstadt, bewusst dort, wo er seine Profianfänge gemacht und entsprechend Kultstatus hatte. Nach seiner Demission 2006 lehnte er etliche Angebote ab, um schließlich das eines Zweitligisten wie Fürth anzunehmen, weil dies in der Planung der nächste Karriereschritt war. In Leverkusen ist Labbadia nun dort angekommen, wo er hinwollte, seit er vor fünf Jahren ins Trainergeschäft einstieg. Dass er irgendwann in der Beletage des deutschen Fußballs ankommen würde, ist allerdings schon lange keine Überraschung mehr.


    Leverkusen wiederum kann einen wie Labbadia gut gebrauchen. Das Kontrastprogramm zum eher verkopft wirkenden Michael Skibbe könnte der oft zu braven Bayer-Mannschaft eventuell das für Erfolge unabdingbare Maß an Besessenheit näher bringen. Die, die der Torjäger Labbadia besaß, als er sich noch in den gegnerischen Strafräumen mit beinharten Stoppern herumschlug - und sich dabei ein ums andere Mal durchsetzte.


    Quelle: FR