Ein strenger Freigeist

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Bruno Labbadia wirkt bei seiner Präsentation smart und breitet seine klaren Vorstellungen aus. Kurz nach seiner Ankunft geht Bayers neuer Trainer mit Rudi Völler schon auf Einkaufstour nach Südamerika.


    Der Übertragungswagen vom Radio parkt verkehrsgünstig gleich vorm Eingang zum Vip-Zelt am Haberland-Stadion wegen der kurzen Verbindung. Die Meute der Fotografen und die Kameraleute vom Fernsehen, das natürlich auch bewegte Bilder zeigen will vom neuen Leverkusener Trainer, warten ungeduldig draußen vor der Tür auf die Troika. Und als Bruno Labbadia mit Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser naht, wird es für einen Moment sogar hektisch. Es ist ja auch sonst nichts los in Fußball-Deutschland an diesem Nachmittag. Klick, klick, klick geht das.


    Da sitzt Bruno Labbadia schließlich, der in jüngerer Ausgabe auch das Zeug zum Model hätte, smart wie er ist. Er spricht von einer sportlichen Herausforderung, die Leverkusener für ihn bedeute. Er lobt die Arbeit seines Vorgängers Michael Skibbe und hört sich ungerührt die Elogen seiner Chefs an. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser stellt Labbadias Merkmale („Akribie, Engagement, er lebt Fußball“) so stark heraus, als hätte Skibbe nichts davon besessen. Aber das Geschäft ist eben schnelllebig.


    Mit der Akribie und dem Engagement – das bestätigt Thorsten Burkhardt, ein ehemaliger Leverkusener, der Labbadia ein Jahr als Vormann in der Zweiten Liga bei Greuther Fürth erlebt hat. Der mittlerweile 27 Jahre alte Mittelfeldspieler lobt seinen abgewanderten Coach in den höchsten Tönen. „Herr Labbadia ist ein sehr guter Motivator, er bereitet eine Mannschaft sehr gut auf den Gegner vor, er ist sehr genau in seiner Arbeit, er verlangt und gibt einhundert Prozent. Und er fordert Disziplin“, betont Burkhardt.


    Und diejenigen, die dem 42-jährigen Hessen, früher ein Cleverle auf dem Platz und heute als Trainer noch ein bisschen ausgeschlafener, zuhören, bekommen eine Ahnung davon, dass die Bayer-Profis bei der Arbeit nicht nur Spaß mit dem Ex-Stürmer haben werden. „Einerseits suche ich die Nähe zu den Spielern, andererseits bin ich auch auf Abstand bedacht. Ich weiß genau, wie ich mit den Spielern umgehen möchte. Respekt gegenüber allen steht an erster Stelle“, sagt er. Und noch eines scheint ihm wichtig zu betonen: Er habe seinen ganz eigenen Kopf, und genau so werde man ihn kennenlernen. Das klingt ein bisschen wie eine Drohung. Ein Freigeist also mit gewisser Strenge.


    Kaum dass Labbadia da ist, geht er schon auf Tour – nach Südamerika, mit Rudi Völler. Die Verpflichtung von Vorstopper Thiago da Silva ist so gut wie ausgemacht, jetzt soll noch „ein Sahnestückchen“ her, wie Völler künftige Verstärkungen nennt. Labbadia („natürlich habe ich mich schon mit dem Kader befasst“) scheint auch die Leere hinten links aufgefallen zu sein. „Wir müssen nicht in der Breite zulegen, sondern an Qualität“, sagt er. Wer hätt’s gedacht.


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    Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss auch mit jedem Arsch klar kommen!