„Solch ein Hass ist Irrsinn“
VON TOBIAS KRELL
Leverkusen (RP) Die Querelen im Vorfeld des Aufstiegsspiels zwischen VfL Leverkusen und Fortuna Köln am Wochenende haben eine neue Qualität erreicht: Einem VfL-Spieler wurde ernsthaft gedroht. Funktionäre beider Seiten sind entsetzt.
Groß ist die Empörung bei den Verantwortlichen des VfL Leverkusen. Im Vorfeld des entscheidenden Duells mit Fortuna Köln um den Aufstieg in die Oberliga sorgen so genannte Fans des Südstadtklubs für Misstöne. Vor der Verlegung nach Höhenberg drohten sie mit Platzsturm und Randale in Leverkusen (wir berichteten gestern). Nun wurde bekannt, dass ein Spieler des VfL sogar einen Drohanruf bekam.
Anreise mit Polizeischutz
„Er war auf dem Weg zum Training, da klingelte sein Mobiltelefon. Der unbekannte Anrufer sagte, wenn Fortuna nicht gewinne, wisse er, wo der Spieler und seine Familie wohne“, sagt Leverkusens Trainer Marco Zillken. Kurzfristig stellte der VfL, der im Bus mit Polizeischutz zur Partie nach Köln anreisen muss, nach diesem Vorfall sogar die Überlegung an, zu der Partie am Sonntag nicht anzutreten. Doch die Mannschaft entschied sich dagegen. „Wir wollen uns auf das Sportliche konzentrieren, aber das ist nun sehr schwer geworden. So etwas hat mit Sport nichts zu tun“, betont der VfL-Coach. Der Verein überlegt nun, eventuell die Polizei einzuschalten.
„Wir nehmen diese Drohung sehr ernst“, versichert Norbert Vilshöver. Der sportliche Leiter des VfL ist als ehemaliger Fortune – er trainierte mehrere Jugendmannschaften und die Reserve der Kölner – schwer enttäuscht von zumindest einigen Anhängern seines Ex-Klubs. „Solch ein Hass und solche Drohungen sind Irrsinn – und das in der Verbandsliga“, sagt er. Von dem Anrufer distanziert sich auch der Südstadtklub. „Das hat mit Fußball und Fansein nichts zu tun. So etwas ist absoluter Schwachsinn. Das bedauern wir zutiefst. Und wenn wir erfahren sollten, wer dafür verantwortlich ist, dann werden wir knallhart ein Stadionverbot gegen den Täter verhängen“, versprach Fortuna-Funktionär Frank Klemmer.
Dass sein Ruf nach Randale gezielt eingesetzt wurde, um die Verlegung zu erreichen, gab ein Fan der Fortuna unumwunden zu. „Was wir wollten, haben wir geschafft. Das Spiel findet nicht in Lev statt, sondern in Köln“, schreibt er im Internet.
Fast in den Hintergrund geraten ist angesichts der Drohung gegen den Spieler der Ärger über die Spielverlegung. Gestern erfuhr der VfL, dass er für die Nutzung des vom Verband auferlegten Platzes in Höhenberg viel Geld zahlen muss. „Das werden 5000 bis 7500 Euro sein. Wer übernimmt diese Kosten?“, fragt Vilshöver. Er empfinde die Geschehnisse als bodenlose Frechheit. „Man will uns und die Viktoria wohl nicht in der Oberliga haben. Ich habe den Eindruck, der Verband will, muss und wird alles tun, damit Fortuna Köln aufsteigt“, tobt der sportliche Leiter. „Ich finde es aus Sicherheitsgründen richtig, dieses Spiel in Höhenberg auszutragen. Solche Zuschauermengen wären an der Tannenbergstraße nicht kontrollierbar gewesen“, sagt Klemmer hingegen.
Probleme sind auch in Höhenberg zu erwarten: Die Polizei rät Zuschauern, öffentliche Verkehrsmittel zu nuten. Durch das Gastspiel eines Wanderzirkus’ gibt’s am Stadion keine Parkplätze.