Kampf gegen Windmühlen
VON TOBIAS KRELL
Der VfL Leverkusen befindet sich als verhinderter Aufsteiger in einer Phase der Güterabwägung, wobei mögliche Prozesskosten die größten Sorgen bereiten. Heute ist Anwaltstermin, am Freitag Vorstandssitzung.
Eine Menge Treffen haben die Verantwortlichen des verhinderten NRW-LIga-Aufsteigers VfL Leverkusen schon hinter sich, andere kommen in den nächsten Tagen noch hinzu – und eine ganz schwere Entscheidung. Nach der Ablehnung der Klub-Beschwerde durch das Präsidium des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (wir berichteten) würde einzig und allein der Gang vor ein Sportgericht des DFB noch die Chance eröffnen auf die Erteilung der Lizenz für die neue Klasse.
Gefahr erneuter Ablehnung
Nun ist zu klären, wie hoch die Gefahr einer erneuten Ablehnung ist. Und ob der VfL sich weitere Instanzen leisten kann und will. „Wir müssen Chancen und Prozesskostenrisiko ganz genau abwägen“, betont Bernd Kuhn. Der Geschäftsführer trifft sich deshalb heute mit einem Anwalt, um alles zu taxieren. Für Freitag ist eine Vorstandssitzung anberaumt. „Irgendwann muss ja eine Entscheidung fallen“, sagt Kuhn, der sich unverändert kampfbereit gibt. Es scheint aber ein Kampf gegen Windmühlenflügel zu sein.
Ein Stück weit Resignation kann er nicht verleugnen nach den vielen Ablehnungen der letzten Wochen für den sportlichen Meister der Verbandsliga. „Es bleibt das Gefühl, dass der Verband mit uns nicht ordentlich umgegangen ist“, betont Kuhn. Das schließt auch die Zwangs-Verlegung des entscheidenden Spiels gegen Fortuna Köln nach Höhenberg ein. Und auch in dieser Sache soll der Anwalt Ratgeber sein.
Der VfL zieht in Betracht, den Verband auf Schadensersatz zu verklagen. „Obwohl so viele Zuschauer gekommen sind, hat uns diese Entscheidung eine Menge Geld gekostet. Mit etwas Vorlauf und Einfluss auf die Wahl eines Platzes wären wir viel besser weg gekommen“, versichert der VfL-Geschäftsführer.
Das dramatische Finale hat dem Verein jedoch auch bei einem verwehrten Aufstieg nicht ausschließlich geschadet. „Uns kennen nun viele Leute, die vorher nichts von der Existenz des VfL wussten“, räumt Kuhn ein. Die Sponsorensuche etwa wird sich auch für den wahrscheinlichen Fall der weiteren Zugehörigkeit zur Verbandsliga wohl etwas einfacher gestalten.
Sportlich hat die vergangene Spielzeit den Leverkusenern ohnehin ein erstklassiges Renommee beschert. Und das könnte auch der Schlüssel zu weiterem Erfolg sein. Das Meisterteam bleibt zusammen. Und einige talentierte, junge Spieler haben bereits Interesse signalisiert, sich der Mannschaft von Trainer Marco Zillken unabhängig der Spielklasse anschließen zu wollen.
Die Zielsetzung ist zweigeteilt. Bekommt der Verein doch noch die Lizenz, geht es einzig um den Klassenerhalt. Ist das nicht der Fall – und damit rechnen viele, nicht zuletzt die Verantwortlichen von Fortuna Köln, die in diesem Fall Nutznießer wären, – steht die Verteidigung des Meistertitels oben auf der Wunschliste. „So etwas wie diesmal würde uns auch nicht mehr passieren. Wir wissen jetzt, worauf es beim Verband ankommt. Dann haben wir Vorlauf, um die Lizenzvorgaben in dessen Sinne auch erfüllen zu können“, bekräftigt Kuhn.