Die Nummer 9

  • Der Wechsel als Konstante scheint Bruno Labbadia in die Wiege gelegt worden zu sein. Der neue Trainer von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen, der am Montagnachmittag vorgestellt wurde, stammt aus einer italienischen Großfamilie, die Mitte der 50er-Jahre aus einem zwischen Rom und Neapel gelegenen Dorf nach Deutschland kam. Labbadia war das jüngste von neun Kindern und er pflegte fortan zu sagen: "Ich bin die Nummer 9 - schon von Geburt an." Das Rastlose zieht sich wie ein roter Faden durch die folgende Profi-Karriere von Labbadia, einem wendigen, trickreichen, unberechenbaren Mittelstürmer.


    In seinen besten Zeiten stürmte er fast für die halbe Bundesliga. Er war für den HSV, Kaiserslautern, den FC Bayern, Köln, Werder Bremen, Bielefeld und Karlsruhe im Einsatz. Zu Bayer Leverkusen schaffte er es nie - aus welchen Gründen auch immer. Das hat sich am Montag schlagartig geändert. Der 42-Jährige wurde als Nachfolger von Michael Skibbe präsentiert. Es ist erst Labbadias dritte Station als Fußballlehrer nach Darmstadt 98 (Regionalliga) und der SpVgg. Greuther Fürth (zweite Liga).


    Es ist eine mutige und auch eine logische Entscheidung von Bayer, auf einen noch jungen und unverbrauchten Trainer zu setzen, der nicht zum Establishment der Berufsgruppe zählt und nicht zum Zirkel derjenigen, die sich laut oder auch leise melden, wenn ein Kollege gerade seinen hochbezahlten Job verloren hat. Mit Klaus Toppmöller, Klaus Augenthaler oder zuletzt Michael Skibbe besaß Bayer in der jüngeren Klubgeschichte gestandene Trainer, aber nach dem Verpassen des Uefa-Cups sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, Bayer müsse aufpassen, dass keine Monotonie entsteht. "Wir müssen uns bewegen." Und Sportdirektor Rudi Völler kündigte an: "Es wird einer kommen, der neues Feuer rein bringt." Wenn der Trainer Labbadia einige Eigenschaften des Spielers Labbadia ins neue Amt rettet (Temperament, Ehrgeiz, Unberechenbarkeit) kann er Erfolg haben. Mit Rudi Völler hat er ja außerdem noch eine Nummer 9 zur Seite.


    (Michael Jahn, BLZ)